Rekorde, Rekorde Rekorde: In diesem Jahr verbucht die Berlinale 19.000 Akkreditierte aus 127 Ländern, 4.000 Journalisten, 430.000 Kinobesuche in zehn Tagen und 220.000 verkaufte Tickets.
Aus dem Wettbewerb bleibt positiv in Erinnerung: Der Goldene Bär für den chinesischen Wettbewerbsbeitrag TUYAS EHE und vor allem Christian Petzolds YELLA. Toller Film und Nina Hoss bekommt den Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin. Der Alfred-Bauer-Preis für neue Perspektiven in der Filmkunst für Park Chan-wooks genial übergeschnappten Film I’M A CYBORG, BUT THAT’S OK. ist mehr als nur ok. Zurecht Prügel bezieht die Berlinale hingegen dafür, dass das gut gemeinte B-Movie BORDERTOWN mit JLo als Starvehikel im Wettbewerb läuft.
Großartige Entdeckungen dagegen im Forum: Thomas Imbachs märchenhafter Film I WAS A SWISS BANKER verzaubert das Publikum, Josef Hader hat einen großen Auftritt in Ann-Kristin Reyels schönem Winterdrama JAGDHUNDE, Jeff Nichols gewaltiger Debütfilm SHOTGUN STORIES avanciert zum Kritikerliebling. Die filmische Wiederentdeckung eines verschollenen Mitglieds der Andy-Warhol-Entourage liefert in A WALK INTO THE SEA: DANNY WILLIAMS AND THE WARHOL FACTORY neues Futter für die Freunde und Feinde der Factory. Gezeigt werden zudem mehrere Warhol-Filme, darunter THE CLOSET, in dem man eine Stunde lang der unterkühlten Sirene Nico dabei zusehen kann, wie sie einen netten jungen Mann mit harmlosen Gesprächen in einem begehbaren Kleiderschrank verunsichert.
Besonderer Leckerbissen: Die Wiederaufführung von Charles Burnetts KILLER OF SHEEP, der bereits 1981 im Forum lief. Wegen Streitigkeiten um die Musikrechte gehört dieses äußerst berührende, formal zwischen Neorealismus, Jean Renoir und Cassavetes angesiedelte Drama zu den am wenigsten gesehenen berühmten Filmen der Welt.
Die Retrospektive bietet einen spannenden Blick auf die "neue Frau" im Stummfilm.
Das Panorama beglückt unter anderem mit Julie Delpies Regiearbeit ZWEI TAGE IN PARIS, der von Jeff Garlin gedrehten John Waters One-Man-Bühnenshow THIS FILTHY WORLD, Thomas Arslans stillem und gerade deshalb so packendem Familien- und Beziehungsdrama FERIEN und THE BUBBLE, in dem Eytan Fox den zum Scheitern verurteilten Versuch einiger junger Leute in Tel Aviv nachzeichnet, trotz des Palästina-Konfliktes in einer „Blase der Glückseligkeit“ zu leben.