Ein kleines Mädchen stapft auf Rollschuhen einen unwirtlichen Strand entlang. Der Wind zerrt an ihren Haaren und Kleidern, und der nasse Sand macht das Rollen der Räder unmöglich. Die Widrigkeiten der Elemente sind nicht die einzigen Hindernisse, mit denen Cecilia zu kämpfen hat. Paula Márkovitchs Spielfilmdebut EL PREMIO zeigt ein Kinderschicksal in Argentinien in den Zeiten der Militärdiktatur.
Dabei nimmt sich der Film viel Zeit, den Kontext der Geschichte deutlich zu machen. Erzählt wird konsequent aus Cecilias Perspektive. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen in einer heruntergekommenen Hütte am Strand, in die der Wind pfeift und der Regen eindringt. Erst vor kurzem, so erfahren wir, sind die beiden hierher gekommen. Der Vater ist verschwunden. Als Cecilia schließlich in die Schule gehen darf, muss sie den anderen Kindern eine Lügengeschichte über ihre Identität auftischen: Der Vater verkaufe Vorhänge in Buenos Aires, die Mutter sei Hausfrau.
Cecilia freundet sich mit einer Schulkameradin an, mit ihr kann sie ganz unbeschwert Kind sein, während die Mutter zu Hause oft einfach nur überfordert und aus Sorge um die Zukunft am Ende ihrer Kräfte ist. Doch die Krallen der Diktatur machen auch vor der Schule nicht halt: Die Kleinen müssen zu militärischen Kommandos lächerliche Übungen absolvieren, Bestrafungen bei kleinen Vergehen erinnern eher an Sanktionen in einem Schwerverbrechergefängnis als an eine Grundschule, und schließlich wird für den besten patriotischen Aufsatz ein Preis des Militärs ausgelobt. Wie jedes Kind in der Klasse wünscht sich Cecilia, diesen Preis zu erringen – doch ihr erster Essay-Versuch stürzt die kleine Familie beinahe ins Verderben…
Die Regisseurin vertraut ganz auf die Stimmung der Naturbilder und die quasi dokumentarischen Aufnahmen des Alltags zwischen Cecilia und ihrer Mutter, zusammen mit der Freundin und in der Schule. Über weite Strecken ist dieser konsequente Blick stimmig, nur manchmal wirken die Kinderdarsteller etwas gekünstelt. Außerdem hätte es dem Film gut getan, einige Längen herauszukürzen. Insgesamt aber ist der argentinischen Filmemacherin ein leiser und dennoch sehr eindringlicher Film gelungen, der strikt aus der Perspektive eines Kindes die kalte Macht einer Diktatur über eine Kleinfamilie spürbar macht.