Berlinale Countdown 2011: Bergman und das Theater

Laterna Magica und Puppenspiel

Der schwedische Regisseur war von Anfang an vom Kino ebenso fasziniert wie vom Theater. Aus seiner Kindheit erzählte Bergman prägende Erlebnisse: Zum einen der Bildprojektor, eine Laterna Magica, die sein älterer Bruder Weihnachten 1927 geschenkt bekam, und die der kleine Ingmar gegen hundert Zinnsoldaten eintauschte, um sich immer wieder denselben Film, „Frau Holle“, anzusehen. Zum anderen führte der kleine Ingmar Puppenspiele von Strindberg-Stücken (!) auf: Bei diesen Ein-Kind-Produktionen sprach er alle Rollen und war gleichzeitig für die Ausstattung und Beleuchtung zuständig. Später soll er dann im Keller des elterlichen Wohnhauses seine ersten Stücke einstudiert haben.

Während seines – nie beendeten – Studiums der Literaturgeschichte in Stockholm zog es den jungen Bergman zum Theater, er arbeitete dort als Regieassistent. Während er seine ersten Filme drehte, war er bereits an verschiedenen Theatern tätig. Seine Karriere verlief rasant: Als jüngster Theaterchef Schwedens leitete er 1944 bis 1946 das Stadttheater Helsingborg, war dann einige Jahre Regisseur an den Stadttheatern Göteborg und Malmö. Zwischen 1960 und 1963 war es Regisseur am Königlichen Dramatischen Theater in Stockholm, das er von 1963 bis 1966 auch leitete.
Auch in Deutschland prägte Bergman die Theaterlandschaft: Als er sich wegen angeblicher Steuerhinterziehung zwischen 1976 und 1985 ins Münchner Exil flüchtete, arbeitete er am dortigen Residenztheater. 1985 kehrte er an das Stockholmer Theater zurück, wo er bis 1995 regelmäßig tätig war.

Ein spätes Glanzlicht seiner Theaterkarriere war im Jahr 2000 eine hoch gelobte Inszenierung von Ibsens „Gespenster“ in Stockholm. Zu Bergmans über 60 Filmen und Dokumentationen gesellten sich über 120 Theater- und Operninszenierungen.

Bergman-Kenner sind der Meinung, dass seine Filmkarriere ohne die gleichzeitige Arbeit am Theater nicht denkbar gewesen wäre. Über das Theater entdeckte er Schauspieler für seine Filme und das Theater bot ihm finanzielle Sicherheit. Besonders augenfällig ist der inhaltliche Einfluss des Theaters auf seine Filme, die samt und sonders Ensemble-Phänomene sind. Das Theater taucht hier immer wieder als Motiv auf; auch sind Bergmans Themen und Charakterzeichnungen oftmals deutlich an seine Theaterhelden – wie August Strindberg – angelehnt. Anders ausgedrückt: Seine Filme sind eine gelungene Symbiose aus Laterna magica und Puppenspiel.

Kommentare ( 2 )

strindberg puppenspiele....lustig aber auch echt nerdig ; )

ja, das arme kind! man kann sich ja auch einen lustigeren zeitvertreib für einen kleinen jungen vorstellen, als strindberg-stücke nachzustellen...
scheint aber eine gute schule gewesen zu sein.

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