VOLEVO NASCONDERMI (HIDDEN AWAY) von Girgio Diritti (Berlinale 2020)

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Ein dunkles Auge, das verschreckt aus einem über den Kopf gezogenen Mantel hervorlugt. Nur nicht gesehen werden. Antonio Ligabue (1899-1965), als Dorftrottel abgestempelter Ausnahmekünstler, hat bereit viel Schlimmes in seinem Leben erlitten, als er während der Mussolini-Ära in die Psychatrie überwiesen wird. Kindheit in der Schweiz, nach dem Tod der italienischen Eltern Unterbringung bei einem Bauernpaar, von den Dorfkindern gehänselt, vom Ziehvater misshandelt – das Kind Toni wächst zu einem misstrauischen, zutiefst scheuen Wesen heran, das sich am liebsten versteckt. Nur mit den Tieren auf dem Hof hat der Junge von Anfang an eine enge Verbindung – er spricht mit den Gänsen, ahmt kämpfende Hähne nach und verfolgt Käfer auf ihrem wirren Krabbelweg. Und Tiere sind es auch, die er als erstes zeichnet – mit einem erstaunlichen Talent, das ihn schließlich bis zu renommierten Ausstellungshäusern in Rom führen wird.

Doch bis dahin ist der Weg steinig: Als halbwüchsiger wird Ligabue aus der Schweiz ausgewiesen, nach Italien, in ein Land, dessen Sprache er nicht einmal versteht, geschweige denn spricht. In der bitterarmen Po-Ebene lebt er von Gelegenheitsarbeiten, wird verspottet, erfriert und verhungert fast. Durch Zufall wird ein junger Bildhauer auf ihn und sein Zeichentalent aufmerksam und unterstützt den scheuen Mann.

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Dirittis Film findet eine eigene Filmsprache, eine eigene cineastische Melodie für das Wesen und den Charakter dieses „naiven“ Künstlers – und dank des großartigen Schauspielers Elio Germano gelingt das Experiment. Ligabue ist von Teufeln geplagt, von Emotionen geschüttelt wie ein Kind, und doch auf seine Weise schlau. Er weiß um seinen Wert als „Künstler“, zumal seine Bilder sich immer besser verkaufen und selbst im fernen Rom gefragt sind. Bald kann er sich ein feuerrotes Motorrad leisten, einen warmen Mantel, ein Auto, einen Chauffeur. Tiefste Verzweiflung wechselt sich ab mit einem zaghaften Hoffen auf Glück, Stolz auf sein Können mit von Kindesbeinen an eingepflanzter Unsicherheit. So wild und ungestüm die Gefühle des Künstlers, so wild und kraftvoll sind auch die Farben und die Ausdruckskraft seiner Bilder. Sie zeigen immer wieder Tiere, beim Jagen, beim Balzen, beim Kämpfen, oder als Kadaver. Und ab und an auch einen Menschen, den er für faszinierend genug fand, ihn zu porträtieren.

Die erhaltenen Selbstbildnisse Ligabues sind Einblicke in eine komplexe Seele: Wie aus einem Spiegel schaut und ein kleiner schief gewachsener Mann mit krummer Nase und misstrauischen Blick an. Und der Blick ist trotzdem: stolz.

Fotos: © Chico De Luigi

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Titel

Orignaltitel

Volevo nascondermi

Englischer Titel

Hidden Away

Credits

Regisseur

Giorgio Diritti

Schauspieler

Elio Germano

Land

Flagge ItalienItalien

Jahr

2019

Dauer

118 min.

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