TRUE GRIT von Joel und Ethan Coen

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Coming of Age mal anders

Ein Western, der eigentlich kein Western ist. Eine toughe Heldin, die gerade mal vierzehn Jahre zählt, und ein alternder Marshall, der in seiner Bräsigkeit und Schlampigkeit stark an den Dude aus THE BIG LEBOWSKY erinnert – und, siehe da, er wird gespielt von Jeff Bridges. Joel und Ethan Coen haben der Berlinale mit TRUE GRIT einen fulminanten Eröffnungsfilm geschenkt. Ziemlich gerade heraus und doch deutlich mit dem immer ein wenig verdreht um die Ecke kommenden Humor der Coen-Brüder versehen.

Die erste Begegnung der Heldin Mattie Ross mit dem Marshall Rooster Cogburn gestaltet sich etwas kompliziert – er sitzt auf der Latrine und will seine Ruhe. Ganz bestimmt ist ihm nicht nach einem Gespräch mit einer vorlauten Halbwüchsigen, die ihn anheuern will, um den Mörder ihres Vaters zu jagen. Doch Mattie ist zäh und schlau – und so hat sie schließlich nicht nur Cogburn auf ihrer Angestelltenliste, sondern auch den dauerquasselnden Texas-Ranger La Boeuf, den Matt Damon ganz hinreißend spielt. Arkansas im Jahre 1870 ist ein raues Pflaster, und so pflastern den Weg des kleinen Rachetrupps bald eine stattliche Reihe toter Männer. Einer hängt sogar – ganz ohne Zutun der drei – in luftiger Höhe von einem Baum, mitten im Weg.

Wie sich Mattie gegen die gestandenen Mannsbilder durchzusetzen weiß, das allein ist schon sehenswert. Hailee Steinfeld, während der Dreharbeiten gerade mal 13 Jahre alt, ist eine echte Entdeckung: Ihr Spiel ist kraftvoll und doch nuanciert und dabei völlig uneitel – sie kann locker mit den Herren Bridges, Damon und später auch mit Josh Brolin als Meuchelmörder mithalten. Mattie lässt sich nicht in die Kleinmädchen-Ecke drängen, teilt aus, treibt an und zeigt kein einziges Mal irgendwelche Zicken. Selbst dem Großmail La Boeuf mit seinen klirrenden Sporen bleibt da die Spucke weg.

Obwohl hier viel geritten, geschossen und um Lagerfeuer herum gesessen wird: TRUE GRIT ist viel mehr ein Film über das Verhältnis dieses ungewöhnlichen Mädchens mit ihrem zusammen gewürfelten Revanche-Trupp, als dass hier groß irgendwelche Western-Mythen verhandeln würden. Eine Geschichte über ein ungewöhnliches Mädchen, das unter ungewöhnlichen Umständen eine ganz ungewöhnliche Zielstrebigkeit und Zähigkeit entwickelt und so zwei gestandene Revolverhelden um den Finger wickelt. Doch auch Cogburn bekommt schließlich seine Chance, zu zeigen, dass er das Schießen trotz Whisky und Rumlümmelns nicht verlernt hat, und La Boeuf darf sogar den entscheidenden Schuss aus 400 Yard Entfernung abgeben, der Cogburn das Leben rettet.

Die Coens haben sich eng an die von ihnen hoch gelobte Romanvorlage von Charles Portis gehalten – die erste Verfilmung mit John Wayne spielt für den Film keine Rolle. Erzählt wird die Geschichte von der erwachsenen Mattie – die gänzlich abgebrüht und unsentimental von dieser wichtigen Episode in ihrem Leben berichtet. Geblieben ist ihr davon wenig: Weder Cogburn noch La Boeuf hat sie wieder getroffen. Aber die Verletzung, die sie von dem Abenteuer davon getragen hat, ist nur die äußerlich sichtbare Markierung. Das Bewusstsein, dass sie sich damals gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt und echten Mumm (“True Grit“) gezeigt hat, haben Mattie auf viel tiefer gehende Weise markiert. Und genau das macht dieser Film fühlbar.

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Titel

Orignaltitel

True Grit

Credits

Regisseur

Ethan Coen

Joel Coen

Schauspieler

Jeff Bridges

Josh Brolin

Matt Damon

Hailee Steinfeld

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2010

Dauer

111 min.

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