Junge Frau kommt nach New York. Junge Frau will sich als Schriftstellerin verwirklichen und Teil der aufregenden Literaturszene der Stadt werden. Junge Frau landet bei einer Literaturagentur mit knallharter Chefin, wo sie stundenlang gähnend langweilige Texte abtippen muss. Einziger Lichtblick: Sie darf die Fanpost an J.D. Salinger lesen und diese mit Standardbriefen beantworten. MY SALINGER YEAR von Philippe Falardeau ist der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, mit ihm soll man sanft auf das Festival eingestimmt werden – und genauso nett und harmlos kommt er auch daher. Eine gut erzählte Coming of Age Story, die aber so vorhersehbar ist, dass sie nur dank der guten schauspielerischen Leistung von Margaret Qualley (Junge Frau = Joanna) und Sigourney Weaver (Joannas Chefin) überhaupt im Gedächtnis bleibt.
J.D. Salinger, der nach seinem Erfolg „Der Fänger im Roggen“ jahrzehntelang einfach abtauchte, fungiert hier als Katalysator für die Wünsche und Sehnsüchte der jungen Frau. Er ermutigt sie schließlich auch, die eigenen literarischen Ambitionen ernst zu nehmen. Durch die an ihn gerichteten Briefe lernt Joanna viel über Gefühle, Sehnsüchte, Verzweiflung und den Mut, den es oftmals braucht, um das Leben zu meistern. Von ihrem ebenfalls literarisch ambitionierten zusselbärtigen Sozialisten-Boyfriend hingegen lernt sie nicht so viel – außer vielleicht, sich gegen paternalistische Bevormundung durchzusetzen. Danach ist er dann auch der Ex-Boyfriend.
Der Film plätschert angenehm dahin, es gibt schöne Bilder aus der wunderschönen Stadt New York (ganz ohne Bettler und Obdachlose), und zum Schluss hat die junge Frau eine wichtige Entwicklung durchgemacht. Und irgendwie, so hat man das Gefühl, hat ihr die Literatur dabei geholfen. Auch schön. Abgehakt. Freuen wir uns auf weitere Filme.
Foto: © micro_scope
Kommentare ( 1 )
Ja, ich denke bei einer Filmauswahl, die sich fast durchgehend mit den gegenwärtigen Problemlagen von Mensch und Tier in der Welt beschäftigt, sei uns ein wenig Licht im Dunkel gegönnt : )
Falardeau gab auf der Pressekonferenz zu, dass ein Großteil der Aufnahmen in Montreal stattgefunden hat. Bis auf soziale Mißstände, hat er also die richtigen New York Bilder getroffen ; )
Posted by andreas | 21.02.20 08:16