Spätbären statt Problembären - oder die Liste reloaded

Nach den Filmpreisen ist vor den Filmpreisen. Alle reden von den Oscars – Berlinale, war da was? Wie Funny van Dannen so schön sagt: „Die Zeit vergeht so rasend, so unwahrscheinlich schnell“. Und dann sagt er noch was Kluges über Herzen, Hotels und Flughäfen, aber das gehört jetzt nicht hierher. Jedenfalls wird man in diesen Tagen einfach mal so aus dem Post-Berlinale-Loch in die Prä-Oscar-Spannung katapultiert. Ich hätte aber, frei nach dem Motto besser spät als nie, noch hier und da ein paar verspäte Bären zu vergeben…

Die Leser mögen dies bitte verstehen als:

1. einen willkommenen Anlass, um „die Liste“ aus der Berlinale 06 zu reaktivieren
2. ein gesellschafts- und medienkritisches Plädoyer für die Verlangsamung im allgemeinen und besonderen, und
3. als eine Bestätigung des ehernen Journalisten-Gesetzes, dass nach der Deadline vor der Deadline ist…

schließlich muss(te) das hier noch vor der langen Oscar-Nacht online. Unter uns gesagt, ist meine Verspätung ein winzigkleines bisschen auch der berüchtigten Post-Berlinale-Matschbirne geschuldet. Aber das muss ja keiner wissen.

Hier nun also, meine Damen und Herren,die Spätbären-Liste, oder einfach: die Liste reloaded….

-Goldener Bär für den besten Filmtitel, den es eigentlich hätte geben müssen:
„The Good German Shepherd“

-Goldener Bär für den Schönbohm-konformsten Ausspruch über Frauen und Karriere:
„A career is not just work. A career is something you want more than anything else, you give up everything for it, and then you realize that you have no life.“ (Jennifer Lopez als Lauren in “Bordertown”)

-Goldener Bär für den besten Beweis dafür, dass der Marketing-Grundsatz “Kinder und Tiere gehen immer” auch auf der Berlinale Bestand hat:
Zu gleichen Teilen an Lauren Bacall (Hund, gezielt eingesetzt) und Cate Blanchett (Zwei Kinder, nicht gezielt eingesetzt, dafür aber gerne mal von diversen Interviewenden als exklusiver Blick ins Private und zur Steigerung des „Ich-und-Cate-Faktors“ in die Berichterstattung eingebaut.)

-Goldener Bär für die effizienteste Verwendung ein und desselben Gesichtsausdrucks bei gleichzeitiger wundersamer Vermeidung (sichtbarer) Muskelkrämpfe:
Zu gleichen Teilen an Guillaume Depardieu („Ne touchez pas la hache“) und Matt Damon („The Good Shepherd“)

-Goldener Bär für die präziseste Grausamkeit unter verspielter Oberfläche:
Park Chan-wooks „Ich bin ein Cyborg, aber das macht nichts“

-Goldener Bär für die schockierendste Aufdeckung der blanken Tatsachen:
Woody Harrelson als Carter Page III in „The Walker“

-Goldener Bär für den umwerfend-dämlichsten Gesichtsausdruck, den je ein leicht bekleideter Mann mit zwei Sektgläsern in der Hand hatte:
Josef Hader als Henrik in „Jagdhunde“

-Goldener Bär für die grandiose Kunst, mit reduziertesten Mitteln die größtmögliche Wucht eines einfachen Satzes zu vermitteln:
Miki Manojlovic als Miki in „Irina Palm“ für: „I hate being poor“.

-Goldener Bär für die feinsinnigste, komischste und einfach wunderbarste Darstellung eines Pärchen-Stellungskrieges:
Julie Delpy und Adam Goldberg in „Deux Jours à Paris“

-Goldener Bär für das beeindruckendste Augen-Make-up: Edie Sedgwick in Danny Williams’ Schwarzweiss-Filmchen über die Factory. Chapeau! Frage mich tatsächlich, wie lange man üben muss, um sowas eigenhändig hinzukriegen.

und nu is gut.

Kommentare ( 2 )

Großartig!

ich liebe deine Musik!
vor allem das Lied TAUBEN finde ich genial.

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