Rettungsschwimmer rettet Mann. Zweiter Mann ertrinkt. Rettungsschwimmer verliebt sich in Überlebenden und folgt ihm von Brasilien ins kalte Berlin. Der Brasilianer Karim Ainouz lässt sich in PRAIA DO FUTURO sehr viel Zeit, um seine Geschichte zu erzählen. Er charakterisiert seine Figuren fast nebenbei, achtet auf Stimmungen und sinnliche Eindrücke, und er hat Mut zu Auslassungen. Das gibt dem Film einen ganz eigenen, ruhigen Drive, und eine besondere Atmosphäre. Trotzdem fragt man sich, ob dieser Wettbewerbsfilm nicht besser im Panorama aufgehoben gewesen wäre. Denn für einen potentiellen Bären-Kandidaten fehlt es ihm ganz klar an Relevanz.
Dafür darf man sich daran erfreuen, wie unaufgeregt hier Szenen abgehandelt werden, die in anderen Filmen zu großen Dramen aufgeblasen worden wären. Zum Beispiel wird die Entscheidung des Brasilianers, nach einer gewissen Zeit nicht wieder in seine Heimat zurück zu kehren, sondern bei seiner neuen Liebe in Berlin zu bleiben, geradezu unverschämt unaufgeregt erzählt: Er bleibt an der Umsteigestation einfach in der S-Bahn sitzen. Genauso wenig erzählt uns Ainouz vom Auseinanderbrechen dieser Liebe: Zu Beginn einer neuen Episode sind die beiden Männer einfach getrennt, und man versteht erst nach geraumer Zeit, wie viel erzählte Zeit eigentlich vergangen ist.
Dass bei so viel Gelassenheit dann doch noch ein quasidramatischer Höhepunkt entsteht, ein Moment, in dem unausgesprochene Dinge doch auf den Tisch kommen, tut dem Film gut. Denn bei aller Liebe zum Wasser, das hier in verschiedenen Formen (Meer, Schwimmbad, Regen, Schnee) eine wichtige Rolle spielt: Eine Geschichte einfach nur so dahinplätschern zu lassen, macht keinen wirklich glücklich.