Sonne, Skifahren, Berge und blauer Himmel: Was für die einen Erholung pur ist, bietet für andere lediglich eine günstige Gelegenheit zu klauen. L’ENFANT D’EN HAUT spielt in den französisch-schweizer Alpen und zeigt uns den Alltag von Simon, der sich mit seinen zwölf Jahren weitgehend selbst durchs Leben schlägt. Er wohnt mit Louise, von der lange nicht klar ist, ob sie seine Mutter oder Schwester ist, in einem trostlosen Sozialbau im Tal, und wenn sie mal wieder einen Typen anschleppt, stopft er sich ganz lakonisch Zigarettenfilter als Stöpsel in die Ohren. Jeden Tag fährt Simon in die Berge und klaut dort dreist Skier und Ausrüstung, die er anschließend verhökert. Die Regisseurin Ursula Meier zeigt einen Jungen, der als einzige Sicherheit im Leben einen Stapel Schweizer Franken ansieht.
Beim Feilschen Simon bereits völlig ausgebufft, auch übt er sich bereits in den charakteristischen Gesten und Haltungen des Machos, was bei seinem schmächtigen Körper fast schon rührend wirkt.
Doch immer wieder blitzt die Sehnsucht des Jungen nach Liebe und Zuneigung durch – die aber immer nur enttäuscht werden kann. Ob Louise sie ihm letztlich geben kann, ist das große Fragezeichen des Films. Mit dem kleinen Kacey Mottet Klein und mit Léa Seydoux als Louise hat der Film ein packendes Gespann, das den Film über weite Strecken trägt. Die Dramaturgie lässt im zweiten Teil etwas nach, doch ein stimmiges, offenes und mit einem großartigen Bild eingefangenes Ende rundet den Film positiv ab.