"Notorious" von George Tillman, Jr.

Ein kleiner dicker Junge sitzt auf den Treppenstufen eines Brownstones in Brooklyn und redet davon, dass er ein großer Rap-Star werden will. Kommt ein kleines Mädchen vorbei und sagt: „Ach was, der ist doch viel zu hässlich, zu fett und zu schwarz, um ein Star zu werden.“ Das Biopic „Notorious“ zeigt, wie es der kleine dicke Junge dann doch schafft, einer der größten Stars der East Coast Rap-Szene zu werden: Christopher Wallace, a.k.a. The Notorious B.I.G., a.k.a. Biggie Smalls, setzte Mitte der Neunziger Jahre neue Maßstäbe im Gangsta Rap.

Wallace war ein begnadeter Rapper, der gemeinsam mit seinem Manager Sean „Puff Daddy“ Combs geniale Musik-Collagen mit raffinierten Beats zauberte, Millionen Platten verkaufte, dann in einem von den Medien künstlich aufgeputschten Ostküsten-Westküsten-Zwist als Gegenspieler von Tupac Shakur aufgebaut wurde und ein halbes Jahr nach Tupacs Ermordung im März 1997 im Alter von 24 Jahren selbst einem Attentäter zum Opfer fiel.

George Tillman, Jr.’s außer Konkurrenz laufender Wettbewerbsbeitrag „Notorious“ versteht es, den Sog des Hip Hop zu vermitteln: Über zahlreiche Konzert-Szenen, über das Nachspielen von Studiosessions und den Soundtrack. Auch die Wandlung, die Wallace vom Crackdealer zum ambitionierten Musiker macht, ist gut und nachvollziehbar erzählt. Drum herum wird es allerdings ziemlich platt: Sowohl die tapfere Mutter, eine Paraderolle für Angela Bassett, als auch das Luder L’il Kim, Protegée und Geliebte, der beste Kumpel D Rock, und die selbstbewusste Gattin und Sängerin Faith Evans – sie alle sind nicht viel mehr als erwartbare Abziehbilder in einer glatt gebürsteten Story à la „Der steinige Weg zum Erfolg“. Dass Wallace aber letztlich als eine Art Ersatz-Jesus für die Ostküsten-Rapperszene rüberkommt, von allen verehrt und gemocht, und kurz vor seinem blutigen Ende noch schnell Frieden mit all seinen Liebsten macht, das ist dann doch ein bisschen viel.

Der Film ist stark, wenn er von der Musik erzählt und von der Stimmung in der Hip Hop Szene Mitte der 90er Jahre in Brooklyn. Er ist schwach, wenn er eine allzu sehr auf sympathisch getrimmte Figur von Notorious B.I.G. als Ikone über dieses Setting setzt. Und das, obwohl Jamal Woolard einen großartigen B.I.G. abgibt. Es zeigt sich nur wieder einmal, dass allzu viel Heldenverehrung einer guten Story einfach im Weg steht.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Notorious

Englischer Titel

Notorious B.I.G.

Credits

Regisseur

George Tillman Jr.

Schauspieler

Angela Bassett

Derek Luke

Anthony Mackie

Jamal Woolard

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2008

Dauer

122 min.

Related

Angela Bassett (Schauspieler)

BERLINALE 2016

Chi-Raq (Schauspieler)

Impressum