Ciao, Paolo! Das Leben ist eine Theatervorstellung! Wissenswertes zur Pressekonferenz Teil 3
Paolo Taviani, 90 Jahre alt, zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Bruder Vittorio Goldbären-Gewinner im Jahr 2012, hat der Presse soeben seinen Wettbewerbsbeitrag LEONORA ADDIO auf der Berlinale vorgestellt. Er wollte, so sagt er, in jeder Minute des Films deutlich machen, dass es sich dabei um ein "spettacolo", eine Art Theatervorstellung also, handelt. Getreu diesem Motto hatte auch die Pressekonferenz durchaus etwas von einem spettacolo.
LEONORA ADDIO ist der erste Film, den Paolo Taviani seit dem Tod seiner Bruders im Jahr 2018 gedreht hat. Die Tavianis haben seit 1954 (!) gemeinsam Regie geführt und zugleich die Drehbücher für ihre Filme verfasst. Paolo Taviani erzählt darin, wie die Asche des Schriftstellers, Dramatikers und Nobelpreisträgers Luigi Pirandello kurz nach Kriegsende von Rom nach Sizilien überführt wird. Im zweiten Teil des Films wird die Pirandello-Geschichte "Der Nagel", die er kurz vor seinem Tod schrieb, filmisch umgesetzt.
Taviani hat unter anderem den Hauptdarsteller, die Produzentin und den Kameramann zur PK mitgebracht, moderiert wird sie vom Berlinale-Chef Carlo Chatrian. Praktischerweise ist der Italiener und spricht die Sprache.
Die Stimmung ist gut. Es wird gescherzt, philosophiert und gestikuliert.
Taviani dankt Corona: Als er während der Dreharbeiten Corona-bedingt auf Sizilien festsaß, hatte er die "allerbesten Ideen"" für den Film.
Das Drehen mit Kindern dagegen sei schwierig - "sie wachsen so schnell". Eigentlich müsse man nach drei Monaten wieder andere Kinder nehmen, um sie dieselbe Rolle spielen zu lassen.
Beim Sichten alten Filmmaterials von Klassikern des italienischen Neorealismo, die im ersten Teil von LEONORA ADDIO eingesetzt werden, um die Geschichte zu erzählen, muss sich Taviani wie ein Kind im Süßigkeitenladen gefühlt haben. "Ich wollte noch viel mehr Filmausschnitte verwenden!"
Und warum, nach KAOS aus dem Jahr 1984, wieder einmal der Bezug zu Pirandello? Pirandello steckt voller Ideen, sagt Taviani. Und die braucht man, um kreativ zu sein. Denn: "Geschichten sind erst einmal wie leere Säcke. Man muss sie füllen".