Callboy mit hungrigem Blick bekommt durch eine (zumindest für ihn) günstige Fügung, die eine Badewanne involviert, das Leben eines talentierten Stückeschreiber geschenkt. Doch das angenehme Dasein im falschen ist nicht ohne Tücke. Die Pariser Theaterszene dürstet es nach einem zweiten Stück. Durch einen weiteren Zufall trifft der junge Mann auf die Edelprostituierte Eva, die ihn gleich mal k.o. schlägt. Von da an ist der junge Mann entflammt und will, dass Eva sich in ihn verliebt. Aus ihrer Begegnung will er Inspiration für sein neues Stück ziehen. Und vor allem: Er will sie, die der Welt ebenfalls mit einer Maske gegenübertritt, kontrollieren.
Ginge er öfter ins Kino, wüsste er: Da hat er sich eine ernst zu nehmende Gegnerin ausgesucht. Isabelle Huppert kann solche Rollen wahrscheinlich inzwischen im Schlaf spielen: Souverän, kalt, berechnend, geschäftsmäßig. Was sie anscheinend nicht im Schlaf kann, ist, sich die richtigen Drehbücher auszuwählen. Nach einem ganz guten Anfang und einer sich als interessant andeutenden Zeichnung ihrer Figur driftet EVA ins absolut Ärgerliche ab. Das Duell zwischen Eva und dem falschen Schriftsteller rutscht in nicht nachvollziehbare sadomasochistische Nuancen ab, und das Schlimmste an allem: Die Figur des Ex-Callboys interessiert einen nicht die Bohne. Keine gute Basis für einen Film. Keine gute Wahl für den Wettbewerb.
Foto: © 2017 MACASSAR PRODUCTIONS - EUROPACORP - ARTE France CINEMA - NJJ ENTERTAINMENT - SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis