Film Noir auf Chinesisch. Ein Mord auf der Baustelle: Spontane Proteste der Bevölkerung gegen die korrupte Baukommission in der Stadt Guangzhou in Südchina scheinen aus dem Ruder gelaufen zu sein. Der dicke Baukommissar ist tot. Die Witwe scheint hinter ihrer teuren Sonnenbrille zu trauern. Der einsame Held, ein junger Polizist Marke Alain Delon auf Chinesisch, traut dem Frieden nicht und beginnt zu wühlen. Er findet: Eine verbrannte und nie identifizierte Frauenleiche, eine Baufirma, die in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchzeiten in China nach 1989 einen rasanten Erfolg hingelegt hat, einen zwielichtigen Strippenzieher im Hintergrund, „verlorene“ Polizeiakten, ein Liebesdreieck, das bald zum Liebesviereck, -fünfeck, -sechseck wird…und ihn selbst in seine Fänge zieht. Und das ist erst der Anfang.
Lou Ye, der hierzulande wohl am ehesten für sein eindringliches und bildgewaltiges Gesellschaftsdrama SOUZHOU RIVER bekannt sein dürfte, erzählt in THE SHADOW PLAY atemlos, elegant – und mit einem feinen Gespür für Timing und Effekte. Mühelos verknüpft er die verschiedenen Zeitebenen, zwischen denen die Handlung springt. Die Hauptfiguren entspringen dem klassischen Film-Noir- oder auch Hongkong-Thriller-Repertoire, sind aber überzeugend gezeichnet und vermögen, bis auf wenige Ausnahmen, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Kurzum: Bittere Gesellschaftskritik, elegant in einen packenden Thriller verpackt. Oder eben umgekehrt. Ein lohnender Film in jedem Fall.
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