Der 22-jährige Thomas kommt zum Heroin-Entzug in die französischen Alpen. Hier kümmert sich eine katholische Gemeinschaft darum, jungen Menschen einen Weg zurück ins drogenfreie Leben zu ermöglichen: Mit harter Arbeit, Demut und einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl, mit Glauben, Liebe und Gebeten. Regisseur Cédric Kahn folgt dem jungen Mann ein gutes Jahr auf seinem Weg – es werden so ziemlich alle prototypischen Stationen eines glaubensbasierten Entzugs durchgespielt: von anfänglichem zornigen Schweigen, über Täuschung und offene Rebellion, Eingewöhnung und Rückfall, bis hin zum Erweckungserlebnis und eigenständiger Entscheidung. Dabei enthält sich der Film weitgehend jeglichen Kommentars. Kritik an der Sinnhaftigkeit eines solchen Entzugs wird nur indirekt deutlich. Wir als Zuschauer müssen uns unser eigenes Urteil bilden.
In quasidokumentarischen Sequenzen berichten unterschiedliche Mitglieder der Gemeinschaft von ihren Ängsten, Zweifeln und Hoffnungen, von ihrem Glauben. Hanna Schygulla hat einen bemerkenswerten Kurzauftritt als ohrfeigende Nonnen und Mäzenin der Einrichtung. Das alles ist souverän und stringent gefilmt und die Natur hat dabei ihren eigenen Auftritt. Insgesamt bietet LA PRIÈRE durchaus Stoff zum Nachdenken, aber leider wenig überraschende Momente.
Foto: © Les films du Worso / Carole Bethuel