Forum - Berlinale 2024

Berlinale 2024: MIT EINEM TIGER SCHLAFEN (SLEEPING WITH A TIGER) von Anja Salomonowitz

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© coop99 Filmproduktion

Maria Lassnig ist eine Künstlerin, die es geschafft hat, sich aus einfachsten Verhältnissen in der österreichischen Provinz mit großem Talent und viel Durchhaltevermögen ihren Weg an die Spitze des internationalen Kunstmarkts zu bahnen. Sie gilt heute als eine der wichtigsten Malerinnen des 20. Jahrhunderts und vor allem ihre provokanten "Körperbewusstseinsbilder" hängen in berühmten Museen überall auf der Welt. Dabei gelang ihr der Durchbruch erst mit fast sechzig Jahren. Das dieser Weg in einer von Männern dominierten Kunstszene alles andere als einfach war, zeigt Anja Salomonowitz in ihrem beeindruckenden Film MIT EINEM TIGER SCHLAFEN, in dem Birgit Minichmayr die Ausnahmekünstlerin Lassnig in unterschiedlichen Karriere- und Lebensphasen verkörpert. Dabei geht es aber nicht um ein klassisches Biopic über eine berühmte Persönlichkeit sondern Salomonowitz verwebt kunstvoll verschiedene Zeit- und Handlungsebenen und erschafft mit ihrer Farbgestaltung einen filmisch-artifiziellen Raum, der in seiner Sperrigkeit hervorragend zu der porträtierten Künstlerin passt.

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Berlinale 2024: SHAHID von Narges Kalhor

filmstill, eine frau mit roter jacke und gelber mütze, hinter ihr fünf männer und eine als mann verkleidete frau in traditionellen schwarzen gewändern
© Leonie Huber

Mitte der 90ger, ich war gerade neu in Berlin, habe ich auf der Berlinale den Wettbewerb konsequent gemieden. Die vielversprechenden Filme liefen im Forum. Damals wurde die Sektion noch von Ulrich Gregor geleitet und das Arsenal befand sich in Charlottenburg. Das lange Anstehen für Karten im Europacenter wurde fast immer mit überwältigenden Entdeckungen aus aller Welt belohnt. Über die Jahre, besonders aber zuletzt, hat mein Interesse am Forum dann aber immer mehr nachgelassen. Regisseure, die zuvor für das Forum gesetzt waren, zeigten ihre Filme auf einmal im Wettbewerb. Im Forum selbst: schwere Kost, die sich nur schwer einordnen ließ. Dieses Jahr scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Der Wettbewerb kann bis jetzt nur wenig begeistern, die Perlen laufen in den Nebensektionen wie dem Forum. Eine dieser Perlen ist SHAHID.

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Berlinale 2024: REPUBLIC von Jin Jiang

filmstill
© Levo Films & Jin Jiang

Wer einen wirklich überraschenden Film über die junge Generation in China sehen möchte, sollte sich REPUBLIC von Jin Jiang nicht entgehen lassen. Anders als in westlichen Medien häufig dargestellt, gibt es vor allem in Chinas Großstädten junge Menschen, die keine Lust dazu haben, sich an die klassische Erwartungshaltung der Gesellschaft "Erfolg durch harte Arbeit" anzupassen und die vor allem im Privaten versuchen, aus dem allgegenwärtigen Konkurrenzkampf auszusteigen und einen alternativen Lebensstil jenseits von Geld, Status und Heirat zu etablieren. Genau so einen urbanen Aussteiger porträtiert Jin Jinag in seinem Dokumentarfilm REPUBLIC.

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Berlinale 2024: YOAKE NO SUBETE (ALL THE LONG NIGHTS) von Shô Miyake

Filmplakat von YOAKE NO SUBETE

"Man sollte ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen". Die Einsicht der Hauptfigur Takatoshi trifft auch auf YOAKE NO SUBETE selbst zu. Im ersten Teil stellt sich bei mir schon die bekannte Berlinale-Müdigkeit ein. Erste Mitschauer:innen verlassen die Pressevorführung in Arsenal 1. Doch in der Mitte wird klar: es braucht einfach Zeit, um an das Besondere im Alltäglichen heranzufilmen. Am Ende ist es so, als ob man auf einem ruhigem Fluss langsam an Schicksalen am Ufer vorbei gefahren ist. Beim Verlassen des Kinos schauen wir schließlich mit viel Wohlwollen auf die lieb gewonnenen Filmfiguren zurück, die immer kleiner werden.

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