Einem Teenager, der wie auf Valium wirkt, anderthalb Stunden lang dabei zuzuschauen, wie er durch die Gegend schlufft, ist eine echte Anfechtung. Leider verdonnert Celina Murgas Wettbewerbsfilm LA TERCERA ORILLA die Zuschauer genau dazu. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz spannend: Ein Arzt aus einer argentinischen Kleinstadt führt ein Doppelleben mit zwei Frauen und zwei Familien, wobei beide Familien voneinander wissen, die Kinder sogar viel gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Als der Doppel-Patriarch seinen ältesten Sohn immer stärker dazu drängt, seine Rolle als „zweiter Mann in der Familie“ zu übernehmen, spielt dieser zunächst recht willenlos mit, rebelliert dann aber völlig unerwartet und radikal.
Wir erleben den Sohn als mehr oder minder passiven Zuschauer der Verhältnisse. Durch seine Augen sehen wir die feinen Risse in dem Konstrukt, das der Vater über Jahre hinweg aufgebaut hat. Doch die Konflikte bleiben unterschwellig. Zwar können wir ahnen, dass dem Sohn so einiges an der besonderen Familienkonstellation nicht passt; gezeigt werden aber so gut wie keine Situationen, in denen sich Widerstand bei ihm regt. So mäandert die Handlung vor sich hin, bis es schließlich zum Showdown kommt. Zum Schluss bleibt man als Zuschauer recht ratlos zurück. Und ein wenig verärgert, weil in den vergangenen 90 Minuten auf der Leinwand so wenig passiert ist, was es zu erinnern lohnen würde.