Staubige Straßen in der Wüste, wüste Gesellen mit dreckigen Visagen und klobige Knarren Marke Eigenbau: Ning Haos NO MAN’S LAND hat den Look und Feel eines Westerns mit chinesischem Flair. Ästhetisch bewegt er sich zwischen Sergio Leone und MadMax, er überzeugt durch seine Stilsicherheit und ein stringentes Erzähltempo, das einen bei der Stange hält. Nebenbei – wie es sich für einen Western gehört – werden hier Fragen von Gut und Böse, von Schuld und Sühne verhandelt. Über allem schwebt das Primat der Gier, der alle Figuren verpflichtet sind.
Hauptfigur ist ein junger, aufstrebender Rechtsanwalt, der gerade einen Kriminellen, der mit geschmuggelten Falken handelt, vor Gericht rausgehauen. Wie sich zeigen wird, hat er dies nicht zu seinem eigenen Vorteil getan. Nun will der junge Schnösel so richtig durchstarten, aber weil er auf dem Heimweg durch die Wüste ein paar grobschlächtigen Lastwagenfahrern nicht den Respekt zeigt, den diese sich wünschen würden, nimmt das Unheil seinen Lauf. Weitere Figuren sind ein schießwütiger Falkenjäger mit selbst gebastelter High-Power-Knarre, die bis ins Mark verdorbenen Bewohner einer gespenstischen Service-Station, eine Junge, der gerne hämmert, und eine Hure mit Herz. Es wird viel geballert und immer doppelt gestorben, man bekommt rasante Verfolgungsfahrten zu sehen und phantasievolle Settings.
Die Bilder sind in fahlen Sepia-Tönen gehalten, die Wüstenlandschaft wirkt wie aus einem Fantasy-Film, überall ist es staubig und dreckig, und die Figuren tragen seltsame Kleider, die aus verschiedenen Lagen von Stoffen und Fellen zusammengestoppelt sind. Nur der junge Anwalt ist hier der Außenseiter in seinem feschen schwarzen Anzug. Der aber verliert sehr bald seine Bügelfalten.
Mit viel Witz, Aktion und Tempo erzählt der Film seine Geschichte, und zum Schluss besinnt er sich gar auf das Genre, dem er entsprungen ist, und lässt den jungen Helden auf einem Pferd der Rettung seiner Angebeteten entgegenpreschen. Ein stilsicherer China-Neo-Western, der durch seinen ganz eigene Machart überzeugt. Leider wird an die eigentliche Handlung noch ein Epilog rangekleistert, der wohl einen positiven Ausblick in die Zukunft gewähren soll. Nötig gewesen wäre das nicht.