Kann man eine Liebe zu dritt leben? Wo doch schon die Liebe zu zweit ganz schön kompliziert sein kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Trio aus Dominik Grafs DIE GELIEBTEN SCHWESTERN kriegt es nicht hin. Stattdessen kriegen sich die beiden Frauen irgendwann in Haare. Soweit, so vorhersehbar. Allerdings geht es dabei nicht um irgendeine Ménage à trois – diese hier spielt sich im Zentrum des deutschen Dichter-, Denker- und Aufklärertums ab. Zwei Schwestern, Charlotte von Lengefeld und Caroline von Beulwitz, née von Lengefeld, lieben beide den rebellischen Dichterfürsten Friedrich Schiller, und auch einander – zumindest anfangs – sehr. Sie schließen einen Pakt: Die Sanfte (Charlotte) wird Schillers Frau, die mit dem Sex Appeal (Caroline) seine zeitweilige Geliebte. Und dann geht das Drama los. Theoretisch. Denn leider ist das alles nicht wirklich dramatisch, sondern vielmehr sehr, sehr putzig. So putzig, dass es schon wieder deprimierend ist.
Es fängt schon damit an, dass die Hühner putzig durch den Sand staksen und die Kutschen gemächlich übers thüringische Kopfsteinpflaster rollen. Und so geht es dann munter weiter: Die verarmte Adelsfamilie diskutiert auf ganz charmante Weise die eigenen Geldprobleme und die sich daraus ergebenden Heiratsoptionen für die Töchter, die Schwestern tollen wie junge Fohlen durch sommerliche Wiesen, die Jüngere bandelt ganz putzig unschuldig vom Fenster aus mit dem etwas verlottert daherkommenden, aber sehr niedlichen Dichtergenie an, und selbst wenn sich Frau von Stein vor Schmerz über ihren untreuen Goethe auf dem Bette wälzt, hat das etwas sehr Dekoratives und wenig Verstörendes an sich. Und ja, am putzigsten von allen ist Schiller selbst: Ein jungenhaftes Lächeln blitzt aus Florian Stetters Augen, und zwar nahezu ununterbrochen – kann man es da der Damenwelt verübeln, dass sie nicht die Finger von ihm lassen kann?
Dabei hat dieser Film durchaus seine Stärken: Trotz der drei Stunden Spieldauer ist er nicht langweilig, das Erzähltempo stimmt. Die üblichen Fallstricke des Kostümfilms umgeht Graf, weil er zum einen die Sprache – ganz gewollt – zwischen der gespreizten Ausdrucksweise des 18. Jahrhunderts (beim Sex: „Es ist sehr erfreulich!“) und dem heutigen Duktus („Das ist doch keine Situation so!“) hin- und herspringen lässt, und andererseits immer wieder dezent gesetzte Entfremdungselemente wie das direkte Sprechen der Schauspieler in die Kamera einbaut. Claudia Messner macht die Nebenfigur der Frau Mama zu einem eindrucksvollen und überzeugenden Charakter, ebenso gelingt dies Michael Winterborn als ihrem inoffiziellen Liebhabers Knebel. Aber mit den Hauptfiguren, die eigentlich den emotionalen Kern des Films zu schultern haben, wird man einfach nicht warm.
Liebe, Schmerz, Eifersucht, Sehnsucht: Das sind große Themen. Sie auf Niedlichkeits-Format zu bannen ist problematisch. Die Wucht der Leidenschaft, die vor allem in der von Herzsprung gespielten Caroline brodelt, wird permanent behauptet, aber nie so vermittelt, dass man sie tatsächlich spürt. Da kann Madame noch so viele katatonische Orgasmen erleben. Ähnlich ergeht es einem mit Schiller selbst und seiner Ehefrau – wirklich berührend sind ihre Nöte zu dritt für den Zuschauer nicht. Die Gefühle der drei Protagonisten bleiben putzig, da kann der Film noch so viel Wasser den Rheinfall runterdonnern lassen.