Ein deutscher Western? Kann so was überhaupt funktionieren, wird sich so mancher gefragt haben, als bekannt wurde, dass Thomas Arslan, Vertreter der Berliner Schule, seinen Wettbewerbsbeitrag GOLD in den Weiten Kanadas zu Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt hat. Erzählt wird die Geschichte einer Handvoll deutschstämmiger Einwanderer, die sich vom Goldfieber angesteckt, auf den beschwerlichen Weg nach Klondyke machen. Dort wollen sie den glänzenden Stoff der Träume finden und die Grundlage für ein neues Leben schaffen. Klassisches Genrekino eben, nur mit deutschen Vorzeichen. Und siehe da: Das Ergebnis ist durchaus sehenswert, aber leider auch nicht wirklich umwerfend.
Arslan lässt sich viel Zeit damit, die Bedingungen dieser strapaziösen Reise zu Pferd in einem Stimmungsbild einzufangen – den Staub, die Anstrengung, die Unwägbarkeiten des Geländes. Langsame Bilder, die das quälend langsame Vorwärtskommen widerspiegeln; da bleibt kein Raum, um die wilde Schönheit der Landschaft zu genießen – denn diese Wildnis ist zunächst einmal der Feind. Der Feind ist aber auch der betrügerische Anführer der Expedition (Peter Kurth), der sich nachts mit dem Geld auf und davon machen will, der großschnäuzige, versoffene Journalist in der Gruppe (Uwe Bohm), der alle in Gefahr bringt und dann doch selbst in die größte Falle tappt, die schmallippige Köchin (Rosa Enskat), die so gerne Zwietracht sät. Der Zuschauer betrachtet die Geschichte aus Sicht der alleine reisenden Emily, einst Dienstmädchen in Chicago, jetzt geschiedene Glückssucherin, spröde und Distanz haltend – eine Paraderolle für Nina Hoss. Lars Rudolph brilliert als melancholische armer Schlucker, der sich von der Reise ein besseres Leben für seine vielköpfige Familie in den Slums von New York erhofft, aber letztlich viel zu sensibel ist für das, was es hier durchzustehen gilt. Den Part des schweigsamen Geheimnisvollen bedient Marko Mandic als ungarischstämmiger Pferdehüter und Idealbesetzung für eine Romanze mit Emily.
Die Art, wie diese Menschen miteinander umgehen, ihre Sprache und ihre Lieder sind sehr deutsch – was zunächst befremdlich in diesem uramerikanischen Genre wirkt. Aber allmählich wird einem klar, dass es zu dieser Zeit eben genau diese erste Generation von Einwanderern war, die, noch stark geprägt von ihrer heimischen Kultur, die weitgehend unerschlossenen Gebiete Amerikas auf der Suche nach einer neuen Zukunft durchwanderten. Das eigentliche Abenteuer, das diese Gruppe von Goldsuchern zu bestehen hat, ist das heimisch Werden in dieser fremden, gefährlichen Welt. Manchen gelingt es, anderen nicht.
Leider ist der Plot allzu vorhersehbar; sobald die Charaktere bekannt, die Rahmenbedingungen gesetzt sind, ist relativ klar, was passieren wird. Das nimmt dem Film viel von seiner Kraft. Anschauen mag man ihn trotzdem gern.