"My One and Only" von Richard Loncraine

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Endlich mal ein so richtig schön beschwingter Film: In Richard Loncraines „My One and Only“ folgen wir Renée Zellweger, wie sie als frisch getrennte Ehefrau mit ihrer beiden halbwüchsigen Söhnen im Gepäck in einem babyblauen Cadillac „El Dorado“ quer durch Amerika heizt, um das Glück im allgemeinen und einen neuen Ehemann im besonderen aufzustöbern. Der Film hat Flow und gute Musik, der Film hat das richtige Tempo, er hat eine Menge wundervolle One-Liners zu bieten und er erzählt eine Geschichte, die ans Herz geht, ohne kitschig zu werden.

Die Story beruht auf den Jugenderinnerungen des amerikanischen Schauspielers George Hamilton. Ab dem ersten Bild tauchen wir sofort ein in die seltsame Welt der 50er Jahre – mit ihrer Spießigkeit, ihrer gleichzeitigen Großzügigkeit und einem Hauch von Unschuld. Mrs. Ann Devereaux kommt verfrüht von einem Kurzurlaub zurück und überrascht ihren Ehemann, den Bandleader George Devereaux, nicht zum ersten Mal, mit einer anderen Frau im Bett. Hinreißend komisch und traurig zugleich ist es anzusehen, wie Renée Zellweger ihre Figur tapfer die Fasson wahren lässt, der Geliebte sogar noch in die Klamotten hilft, und den ziemlich dumm aus der Wäsche – sprich den Boxershorts – schauenden Kevin Bacon kurz und schmerzlos abkanzelt.

Ein bisschen neben der Spur wirkt diese Ann, sehr zerbrechlich, etwas überspannt und allzu angestrengt in ihrer strahlenden „Alles-wird-gut“-Haltung. Ihre Art zu reden hat was von Marilyn Monroe, ein Flüstern, das in jedem Satz eine schüchterne Frage zu formulieren scheint. Dennoch ist diese Dame zäher, als man denkt. Ihrem jüngeren Sprössling George drückt sie kurz entschlossen eine fette Geldrolle in die Hand: er soll ein Auto besorgen für den nun folgenden ausgedehnten Ausflug ins Irgendwohin.

Ein lustiges Trio macht sich nun auf dem Weg: George, der zum Chauffeur auserkoren wird, obwohl er erst einmal Autofahren lernen muss. Der ältere Sohn Charlie, der seine Freizeit am liebsten mit einem Stickrahmen verbringt du auch sonst eine ziemliche Tucke ist, und eben die Mutter, die sich mit unerschütterlichem Optimismus auf die Suche nach einem neuen Ernährer für die Familie macht. Logan Lerman als George und Eric McCormack als Charlie geben ihren Rollen Schmackes und Tiefe.

Natürlich jagt ein Desaster das nächste: Ein früherer Bewunderer hat es nur auf das Geld von Ann abgesehen, ein fescher Colonel entpuppt sich als cholerischer Psychopath – eine wunderbare Rolle für Chris Noth, der hier mal das absolute Gegenteil von Mr. Big spielen darf - der nächste Beaux ist zwar supernett, hat aber leider schon eine Frau und heiratet nichtsdestotrotz jedes Jahr durchschnittlich drei neue Frauen. Aller Widrigkeiten zum Trotz behält Ann immer ihr hübsches blondes Köpfchen oben, und schließlich zahlt sich ihre Hartnäckigkeit aus – wenn auch ganz anders als gedacht.

Kurzum: „My One and Only“ ist ein Film, mit dem man so richtig mitgehen kann und will. Der einen in seine Geschichte und in eine ganz andere Welt entführt, in die man sehr bereitwillig eintaucht. Was man daraus mitnimmt? Viele Lacher, aber auch ein Gefühl für die absurd komische Tragik und Schönheit des Lebens

Kommentare ( 1 )

...und mitgeliefert wird auch gleich noch jedes Klischee der früher 50er vom James Dean Verschnitt, dem Army-Typen, der immer noch in den gleichen Kategorien denkt, Frauen, deren Lebenszweck besteht, an der Seite des Mannes zu sein (und nicht selbst Geld verdienen zu müssen), ein Jazz-Bandleader, grooooße Autos, ein Salinger Roman, und der allmähliche Abstieg der Kleinfamilie on the Road. Von Küste zu Küste fahren ist damals ohne hin Mode und dabei Künstler werden, wie einer der Söhne hernach, ebenfalls. Alle sind ein bisschen überzeichnet, so dass sie für mehr stehen, eben für den Anfang eines Jahrzehnts, aber es ist nie zu viel - hat eine tolle Balance. Das ist vielleicht die größte Leistung dieses Films. Und dass man die eigenartige Form von Mutterliebe verstehen kann, und das ganze als großes Abenteuer begreift. Denn auch den Jungs geht es ja nie wirklich schlecht, sie scheinen es bei allen Momenten des Kopfschütteln über ihre Mutter zu genießen, nicht das konventionelle Leben der Sesshaften zu führen.
Schöne Farben, Autos, Frauen und Männer und der Film hat wirklich Swing.

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