"Man Jeuk" ("Sparrow") von Johnnie To

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Vier Buben für eine Dame

Ein Taschendieb-Quartett mit Gentleman-Qualitäten, eine geheimnisvolle Schöne im schwarzen Glitzerkleid und High Heels sowie ein gealterter Mafioso mit Zigarre im Mund – das sind die Zutaten zu einer flott erzählten Gaunerkomödie à la Hongkong. Man schaut Altmeister Johnny Tos „Sparrows“ gerne zu, amüsiert sich und fiebert mit. Was will man mehr?

Vielleicht ein ernsthaftes Anliegen. Das fehlt in der Tat, aber die gute Nachricht: wirklich vermissen tut man das auch nicht. Die verwickelte Geschichte erinnert in ihren Grundzügen an Hitchcock-Plots, ist aber um Längen humorvoller als alles, was der je gedreht hat. Allein die Interaktion zwischen den vier Pickpockets hat grandios verspielte Qualitäten. Einer der Jungs sieht ein bisschen aus wie ein chinesischer Cary Grant und hält sich in der Wohnung einen Spatz im Käfig. Er ist es auch, an dem die mysteriöse Frau wohl am ehesten interessiert ist – also der Mann, nicht der Spatz. Dann gibt es noch einen jungen Wilden Marke Alain Delon, einen langhaarigen Hippie und einen, der aussieht wie ein Beamter mit Hornbrille. In der Taschendieb-Choreographie hat jeder von ihnen eine feste Rolle – der Chef ist natürlich Cary Grant, und er wird nicht müde, den anderen zu sagen, dass sie einfach nicht das Zeug dazu haben, ihn als Kopf der Viererbande zu ersetzen.

Plötzlich tritt in den Alltag dieser Vier eine schöne Frau, die jeden einzelnen der Reihe nach betört und für ihre Zwecke einspannen will. Was diese genau sind, wird lange Zeit nicht ganz klar. Allmählich kapiert man, dass sie eine Art Mätresse eines Schwerreichen alten Kriminellen ist und sich von ihm lossagen will. Dessen Chargen verfolgen sie aber auf Schritt und Tritt.

Also fühlen sich die ehrenhaften Gauner auf den Plan gerufen und versuchen, den romantischen Retter zu geben. Das Resultat: Zwei bandagiert Beine, ein Kopfverband und ein durchlöcherter Arm. In ihrem Enthusiasmus durch derlei Blessuren etwas gedämpft, ziehen sich die Vier wieder in ihren Taschendieb-Alltag zurück. Doch die Dame lässt nicht locker und so wird schließlich doch ein Plan ausgeklügelt, der Madame die Freiheit bringen soll. Die etwas platte Analogie bei dem Ganzen: Die Schöne ist wie der gefangene Spatz im Käfig: sie braucht die Freiheit.

Der Film ist nach bester Hongkong-Manier perfekt gefilmt, mit vielen geschmackvollen Slow-Motion-Szenen, vom Regen nassen Straßen und jeder Menge sehnsuchtsvoller Blicke. Der Soundtrack hält den mit 87 Minuten angenehme straff erzählten Film in Schwung und zum Schluss fühlen wir uns prima unterhalten. Ein Bären-Kandidat ist das wohl eher nicht, aber wenigstens haben wir uns nicht gelangweilt sondern stilvolle anderthalb Stunden genossen.

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Titel

Orignaltitel

Man Jeuk

Englischer Titel

Sparrow

Credits

Regisseur

Johnnie To

Schauspieler

Kelly Lin

Lo Hoi Pang

Lam Ka Tung

Simon Yam

Land

Flagge ChinaChina

Jahr

2007

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