Berlinale goes Kiez (Berlinale 2018)

Hier wird der Rote Teppich noch selbst verlegt

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Wenn der Kiezbewohner nicht zur Berlinale kommt, dann geht die Berlinale eben zum Kiezbewohner. Nach diesem Motto ist das schöne Programm „Berlinale goes Kiez“ entstanden. Die Idee: An sieben Abenden werden in sieben ausgewählten Kiezkinos Filme aus dem Berlinale-Programm gezeigt – und zwar queerbeet durch die Sektionen. Ein kleines mobiles Team bewaffnet mit mobilen Scannern, professioneller Beleuchtung, einem Stück Roten Teppich, jeder Menge Plakaten, guter Laune und Energie zieht von Kino zu Kino, von Kiez zu Kiez, um einen Hauch von Berlinale nach Kleinmachnow, Neukölln oder Adlershof zu bringen. Im Filmkunst 66 wurde der (Einweg-)Teppich in Berlinale-Rot übrigens zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung von Team und Kinobetreiber eigenhändig und gemeinsam verlegt. Vor neugierigem Publikum selbstverständlich.

Das Konzept der Kiez-Berlinale geht auf: In den kleinen Programmkinos gibt es äußerst engagierte Kinobetreiber, die sich für die Teilnahme im Programm beworben haben. Der Vorverkauf der Tickets läuft zum Teil zentral über die Berlinale, zum Teil im Kiezkino selbst. Am Abend selbst wird den Gästen des jeweiligen Lichtspielhauses zudem ein besonderer Leckerbissen geboten: Eine kleine Fragestunde nach dem Film mit den Regisseuren, Produzenten und Schauspielern. Im Filmkunst 66 standen bereits anderthalb Stunden vor Beginn der Vorführung die glücklichen Ticketbesitzer Schlange vor dem Kino, um einen guten Platz im Saal zu ergattern. Die weniger Glücklichen fragten in regelmäßigen Abständen nach, ob denn nicht vielleicht doch noch ein Ticket für TRANSIT oder DREI TAGE IN QUIBÉRON zu bekommen wäre…?

An diesem Abend jedenfalls sind die beiden Säle des legendären Programmkinos in der Bleibtreustraße pickepackevoll. Nett und charmant managt eine Berlinale-Mitarbeiterin die verzweifelten Spezial-Anfragen. Etwa die eines Bären-Gewinners aus den 1980er Jahren, der eigentlich auf der Gästeliste stehen müssten, dies aber nicht tut. Oder einer alten Dame mit Gehstock, die extra für 20 Euro mit dem Taxi ins Kino gefahren ist und jetzt kein Ticket mehr bekommen hat. Oder die Journalistin, für die eigentlich ein Presseticket reserviert wurde, wobei diese Info unglücklicherweise durch einen Unfall der zuständigen Berlinale-Mitarbeiterin verschütt gegangen ist. Aber, hey, hier herrscht der Kiez-Spirit: Alle bemühen sich und letztendlich findet sich für jeden und jede eine Lösung. Und dann heißt es schließlich auch: Film ab!


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