TO MIKRO PSARI (Stratos) von Yannis Economides

Stratos%2020142517_2.JPG

Melancholie, Dein Name ist Auftragskiller. Was haben wir im Kino nicht schon für traurige Berufsmörder bei ihrer Arbeit beobachten dürfen! Aber sicher war keiner so absolut fertig mit der Welt wie Stratos, der Grieche. Das Gesicht verhärmt, die Augen tiefschwarz und unendlich müde, der Gang trotz allem aufrecht. In jungen Jahren muss er ein echter Berserker gewesen sein. Nach einer langen Zeit im Gefängnis verrichtet er sein blutiges Handwerk inzwischen präzise, ohne Schnickschnack und Emotionen. Bumm, und aus. Nachts arbeitet Stratos zur Tarnung in einer Bäckerei, den Rest seiner Zeit verbringt er in einer trostlosen kleinen Neubauwohnung oder in einem nicht minder trostlosen Mini-Park in seiner Nachbarschaft. Je weiter der Regisseur Yannis Economides seine Geschichte entwickelt, desto klarer wird: Die einzige moralische Instanz in diesem Film ist ausgerechnet der Mörder.

Alle anderen um ihn herum scheinen bis ins Mark verdorben: Stratos investiert all sein Geld in eine Tunnelbau-Aktion, mit der sein Boss aus dem Gefängnis befreit werden soll. Doch der Bruder des Chefs, der das ganze organisiert, spielt mit falschen Karten. Die neue Unterwelt-Größe, die Stratos unbedingt als Mitarbeiter gewinnen will, ist ein stilloser, psychopathischer, geiler Wicht. Die junge Frau, die gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrer Tochter in der Wohnung gegenüber wohnt, prostituiert sich, um ihre Schulden abzubezahlen, und ist noch zu ganz anderen Dingen bereit. Diese verkommene Mutter und ihr Plan, ihre Schulden mit einem unglaublichen Deal ein für alle Mal loszuwerden, ist schließlich des Auslöser für die dramatische Wende in dem Film. Ohne zuviel verraten zu wollen: Der Abgrund, der sich hier auftut, ist vielleicht ein klein wenig zu viel des Guten, um wirklich glaubwürdig zu sein. Andererseits wundert einen nach zwei Stunden abgrundtiefer Verkommenheit schon rein gar nichts mehr.

Lakonisch und äußerst stilsicher erzählt Economides seine Geschichte vom moralischen Verfall und dem Aufbegehren eines Einzelnen. Auch und besonders dank Vangelis Mourikis als Stratos bleibt man auch nach über zwei Stunden bei der Stange. Etwas anstrengend ist jedoch nach einer gewissen Weile die entnervende Angewohnheit fast aller Figuren außer Stratos, alles, aber auch wirklich alles, was sie sagen, mindestens einmal zu wiederholen und in jedem Satz mindestens drei bis vier „Malakas“ (Wichser) einzubauen. Würde man dies alles ersatzlos streichen, hätte man gut 45 Minuten sparen können.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

To mikro psari

Englischer Titel

Stratos

Credits

Regisseur

Yannis Economides

Schauspieler

Vangelis Mourikis

Vicky Papadopoulou

Petros Zervos

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge GriechenlandGriechenland

Flagge ZypernZypern

Jahr

2014

Dauer

137 min.

Related

Vangelis Mourikis (Schauspieler)

BERLINALE 2020

Digger (Schauspieler)

Impressum