THE HAPPY PRINCE von Rupert Everett (Berlinale 2018)

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In seinen letzten Lebensjahren war der große, der geistreiche, der vor Esprit sprühende Oscar Wilde nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Schriftsteller war 1895 wegen homosexueller „Unzucht“ zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verurteilt worden. Danach war er ruiniert: körperlich, finanziell, gesellschaftlich und seelisch. Sich als Regisseur auf diese letzten Jahre zu konzentrieren, die Wilde unter falschem Namen im französischen und italienischen Exil verbrachte, erfordert Mut. Was Wilde-Fans so sehr an Wilde lieben, ist hier nur noch in Anklängen vorhanden. Die freche Leichtigkeit, die lässige Eleganz und die spitzen aber gut gelaunten Bonmots sind einem bitteren Sarkasmus gewichen. Der bislang vor allem als Schauspieler bekannte Rupert Everett hatte diesen Mut. Und nicht nur das: Er spielt bei seinem Debüt als Spielfilmregisseur auch gleich die Hauptrolle selbst. Man kann ihn dazu nur beglückwünschen. THE HAPPY PRINCE ist ein rundum gelungener, schonungsloser und ehrlicher Film über einen Menschen, der von der Verlogenheit der Gesellschaft und seinen eigenen Dämonen vernichtet wird.

Everett zeigt Wilde an der französischen Küste, in Paris und Neapel, wo er versucht, sich wieder ins Leben zurück zu tasten. Und dieses zu genießen. Doch er überschätzt seine Kräfte und Möglichkeiten maßlos. Wilde handelt eitel, er handelt unklug und impulsiv – und wird zwischendurch immer wieder von starker Verzweiflung und Reue geplagt. Bis er sich dann trotzig in den nächsten Exzess stürzt. Seine treuen Freunde Robbie Ross (Edwin Thomas) und Reggie Turner (Colin Firth) halten zu ihm, und auch seine amour fou Alfred Douglas alias Bosie (ein wenig zu dämonisch von Colin Morgan gespielt) tritt für kurze Zeit wieder in sein Leben. Als Bosie ihn erneut verlässt, ist die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten. Wilde hustet, Wilde säuft Absinth in rauen Mengen, Wilde blutet und eitert aus dem Ohr. Seine späte Hinwendung zum Katholizismus offenbart mehr seelische Abgründe, als dass sie ihm tatsächlich Trost spenden würde. Doch ohne sie gäbe es nicht die herrlich gruselig-groteske Taufszene mit Tom Wilkinson als Priester.

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Als roter Faden zieht sich das unendlich traurige und zugleich sehr tröstliche Märchen vom glücklichen Prinzen durch den Film. Der opfert alles und wird deshalb unsterblich. Wilde erzählt es in Rückblenden zunächst seinen beiden kleinen Söhnen, später zwei Straßenjungen in Paris. Der große Dichter hat am Ende zwar den Kampf gegen die furchtbar hässliche Tapete in seinem Hotelzimmer verloren, aber seine Geschichten leben weiter.

Fotos: © Wilhelm Moser

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THE HAPPY PRINCE kommt am 24.Mai 2018 in die deutschen Kinos.

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