Berichterstattung von Internationalen Filmfestivals

12.05.23 16:08

DOK.fest München 2023: Preisträger des DOK.forum

Am 7. Mai hat das DOK.forum seine vier Preise verliehen. Das DOK.forum ist die Branchenplattform des DOK.fest München.

DOK.ARCHIVE AWARD

BERLIN CHIC von Sigal Rosh und Michal Weits

filmstill
Quelle: DOK.fest München

Der DOK.archive Award ist ein Förderpreis für Dokumentarfilmprojekte, die lizensiertes Archivmaterial verwenden. Der Preis, der von British Pathé und DOK.forum gestiftet wird, besteht aus Archivmaterial im Wert von 15.000 Euro oder 2.500 Euro in bar. In diesem Jahr wurde das Projekt BERLIN CHIC von Regisseurin Sigal Rosh und Produzentin Michal Weits mit dem Preis ausgezeichnet. Der Film zeigt bisher ungesehenes Archivmaterial von jüdischen Künstlern und erzählt von ihrer bedeutenden Rolle in der Modewelt des frühen 20. Jahrhunderts sowie von ihrem Verschwinden und ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten.

Aus der Jurybegründung: Im Jahr 1933 gab es 2.700 Marken in deutsch-jüdischem Besitz, 1939 waren es nur noch 120 in Deutschland. Mit einer Fülle von neuen Informationen und Archivbildern – Filmmaterial, Fotografien, Skizzen, Zeichnungen und Modemagazine – erweckte das Team die bunte Berliner Modeindustrie der 1920er und 30er Jahre zum Leben und zeigte auf, wie aus dem glamourösen "Babylon" Berlin ein modisches Hinterland wurde.

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06.05.23 23:58

Dok.fest München 2023: FÜR IMMER von Pia Lenz

Zwei Hände die ineinander greifen

"Das ist doch nicht Pistazie! Das schmeckt nach Haselnuss!" Eva nimmt einen weiteren Löffel von ihrem Eis. Nach einer Tretbootfahrt auf dem See, sitzt sie mit ihrem Mann Dieter auf einer Parkbank mit ihren großen Eisen, die unter einer großen Schicht Sahne erst geborgen werden müssen. "Probier doch mal", sagt Eva und schiebt Dieter einen Löffel Eis in den Mund. "Das ist Haselnuss", bestätigt Dieter. "Da muss sich die Verkäuferin wohl vertan haben."

Ein kleiner Moment, in dem sich eine über sieben Jahrzehnte gewachsene Vertrautheit widerspiegelt.

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Dok.fest München 2023: BAGHDAD ON FIRE von Karra Al-Azzawi

Filmstill

Nach seinem aufwühlenden Debüt BAGHDAD ON FIRE beantwortete Regisseur Karra Al-Azzawi im Münchner Rio 2 engagiert und ausführlich die Fragen der Moderatorin Silvia Bauer und des Publikums. Sein Film begleitet die 19-jährige Tiba, die zusammen mit anderen jungen Iraker:innen der Gewalt durch Polizei, Militär und Milizen trotzt und auf dem Tahrir-Platz in Baghdad im Jahr 2019 für einen demokratischen Wandel protestierte.

Bild von Q&A
Regisseur Karra Al-Azzawi

Al-Azzawi war selbst Teil der revolutionären Jugendbewegung im Irak, musste jedoch bereits vor 2019 fliehen. Den Film musste er daher von seinem Zufluchtsland Norwegen aus organisieren. Während der Dreharbeiten stand er täglich mit der Film-Crew in Baghdad in Verbindung und besprach mit den Kolleg:innen den anstehenden Drehplan. Das Ergebnis ist ein sehr kraftvoller Film, der jedem, der sich einen unmittelbaren Eindruck von der jungen sozialen Bewegung im Irak verschaffen möchte, nur wärmstens empfohlen werden kann.

Der Film läuft noch:


  • MONTAG, 08.05.2023, 21:00, CITY 3 (In Anwesenheit des Regisseurs)

  • DONNERSTAG, 11.05.2023, 16:00, HFF - KINO 2

  • SAMSTAG, 13.05.2023, 20:30, GASTEIG HP8

Vom 8. - 21.5. ist der Film auch Online verfügbar.

05.05.23 18:53

Dok.Fest München 2023: PLAY WITH THE DEVIL – BECOMING ZEAL & ARDOR von Olivier Joliat und Matthias Will

Zeal and Ardor on Stage

Heute hatte im Münchner City 3 der unbedingt empfehlenswerte Film PLAY WITH THE DEVIL – BECOMING ZEAL & ARDOR seine Premiere. Der kraftvolle Musikfilm reißt einen derart mit, dass man gleich nach der Vorstellung eine Konzertkarte kaufen möchte. Zeal & Ardor wurde vom Schweizer Musiker Manuel Gagneux gegründet und verbindet in bisher nicht dagewesener Form Sklavengesänge, Blues, Gospel und Black Metal. Gagneux hat seine Songs zunächst komplett alleine in seinem Homestudio abgemischt und für seine Musik viel Aufmerksamkeit auf Social Media bekommen. Inzwischen hat Zeal & Ardor auf vielen bekannten Musikfestivals wie dem Montreux Jazz Festival, Wacken und Primavera Sounds gespielt.

Matthias Will und Olivier Joliat auf bei der Q&A nach dem Film
Matthias Will und Olivier Joliat

Zwei sehr glückliche Regisseure waren aus Basel nach München angereist. Olivier Joliat ist eigentlich Musikjournalist und Matthias Willi Fotograf. Der Film war ihr erstes gemeinsames Filmprojekt.

Der Film läuft noch:

  • MITTWOCH, 10.05.2023, 17:30, HFF - KINO 2
  • DONNERSTAG 11.05.2023, 21:00 NEUES ROTTMANN

Vom 8. bis zum 21.05. kann der Film auch online angeschaut werden (5 Euro!!).

04.05.23 8:37

DOK.fest München 2023: Eröffnung

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Gestern feierte das 38. DOK.fest München im Deutschen Theater mit dem Film ETILAAT ROZ seine Eröffnung. Der Film handelt von der auflagenstärksten Tageszeitung Kabuls in den Tagen vor, während und nach dem überstürzten Abzug der alliierten Streitkräfte im Sommer 2021. "Etilaat Roz"-Redakteur Abbas Rezaie drehte während dieser Wochen in den Redaktionsräumen.

Insgesamt sind 130 Filme aus 55 Ländern zu sehen. Davon laufen 28 Filme in Weltpremiere und 58 weitere Filme in Deutschlandpremiere. Zu sehen sind sie vor Ort vom 3. bis 14. Mai in den Münchner Kinos und an Sonderspielorten des Festivals.

Kaum ein anderes Filmfestival in Deutschland hat so konsequent wie das Dok.fest die Herausforderung des Streaming angenommen. 90 Prozent der Filme sind vom 8. bis 21. Mai online unter www.dokfest-muenchen.de abrufbar. In der Not während der Pandemie eingeführt, zeigt die Etablierung des DOK.fest als Hybrid Event, wie aus dem Ausnahmezustand auch etwas Positives in den "normalen" Festivalalltag übernommen werden kann.

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30.04.23 21:06

CROSSING EUROPE 2023: Die Preise

CROSSING EUROPE Award - Best Fiction Film

CHLEB I SÓL (Bread And Salt) von Damian Kocur

Preisträger Damian Kocur Links: Preisträger Damian Kocur

CROSSING EUROPE Audience Award - Best Fiction Film

SIGURNO MJESTO (Safe Place) von Juraj Lerotić

Juraj Lerotić bei der Preisverleihung Regisseur Juraj Lerotić

CROSSING EUROPE Social Awareness Award - Best Documentary Film

SILENT LOVE von Marek Kozakiewicz

Marek Kozakiewicz Preisträger Marek Kozakiewicz

MY NE ZGASNEMO (We Will Not Fade Away) von Alisa Kovalenko

CROSSING EUROPE Award – YAAAS! Jugendjury

PETITES (Little Ones) von Julie Lerat-Gersant

MIOB New Vision Aw[ard

BERDREYMI (Beautiful Beings) von Arnar Guðmundsson

Arnar Guðmundsson Arnar Guðmundsson

CROSSING EUROPE 2023: ZKOUŠKA UMĚNÍ (Art Talent Show) von Adéla Komrzý und Tomáš Bojar

Zwei Studenten zeichnen ein Model
Quelle: Crossing Europe

Filme, die Einblick in eine Welt geben, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleibt, haben häufig einen besonderen Reiz. Wenn dann noch als Thema eine alles entscheidende Aufnahmeprüfung in der Kunstwelt hinzu kommt, bei der von vornherein feststeht, dass nur wenige Bewerber:innen die gestellten Anforderungen erfüllen werden, ist der Grundstein gelegt für ein fesselndes Setting.

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CROSSING EUROPE 2023: ÜBER EINE STRASSE von Michaela Mair und Edith Stauber

Regisseurinnen bei der Q&A nach dem Film
Von links: Moderator, Michaela Mair und Edith Strauber

Vor 20 Jahren war ÜBER EINE STRASSE der Eröffnungsfilm des ersten CROSSING EUROPE Filmfestivals. Zum Jubiläum wurde der Film im Linzer Central erneut präsentiert. Nach der Vorstellung war nicht nur der Moderator des Filmgesprächs, der selbst lange Zeit in der porträtierten Linzer Humboldtstraße gewohnt hat, beeindruckt. Auch das Publikum, darunter Protagonisten aus dem Dokumentarfilm, bestätigten, dass der Film nichts an Aktualität eingebüßt hätte. Mair und Strauber kommen in ihrer Langzeitbeobachtung den Menschen sehr nahe und haben zweifellos ein zeitgeschichtliches Dokument geschaffen.

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29.04.23 15:35

CROSSING EUROPE 2023: LES INSULAIRES von Adam W. Pugliese und Maxime Faure

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Quelle: CROSSING EUROPE

Hochhauskomplexe des sozialen Wohnungsbaus haben wenig Anziehendes. In Frankreich bringt man sie sofort mit dem Begriff "Banlieue" in Verbindung, den Randzonen der Großstadt. Als Unorte stehen sie in der öffentlichen Wahrnehmung für Entwurzelung und soziale Konflikte.

Die Regisseure Maxime Faure und Adam W. Pugliese kehren die Sichtweise um. Die Hochhäuser von Les Îles zeigen sie nur als ein 3-D Modell, das von einer virtuellen Kamera umrundet wird. Die Virtualisierung der Gebäude verdeutlicht die Entwurzelung der Architektur, eine Trennung von den Menschen, die in ihnen leben. Als Computermodell können Hochhäuser einfach gelöscht und dann durch neue ersetzt werden.

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CROSSING EUROPE 2023: RETREAT von Anabela Angelovska

Filmstill, Außenfassade eines Hauses mit einer noch unverputzten Mauer
Quelle: CROSSING EUROPE

Auf ihren Spaziergängen durch die Straßen der nordmazedonischen Stadt Kumanova fielen der Hamburger Regisseurin Anabela Angelovska ungewöhnlich viele Neubauten auf. Als sie nachforschte, kam heraus, dass die Häuser von nordmazedonischen Arbeitsmigranten gebaut werden, die ihr Geld als Hilfsarbeiter der amerikanischen Truppen in Krisengebieten wie dem Irak, Mali oder Afghanistan verdienen.

Aus diesem Zusammenhang hat Angelovska den 30-minütigen Dokumentarfilm RETREAT gemacht. Aus dem Off berichten die Arbeitsmigranten über ihre traumatischen Erfahrungen in den Krisengebieten. Gezeigt werden dazu die opulenten Bauten in Kumanova, die in ihrer Abwesenheit gebaut werden. Die großzügigen, glatten und makellosen Fassaden tragen den Wunsch nach Kompensation für die inneren Schäden nach außen.

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28.04.23 22:04

CROSSING EUROPE 2023: APOLONIA, APOLONIA von Lea Glob

Apolonia bei der Q&A nach dem Film

Da die Regisseurin Lea Glob verhindert war, stand die Protagonistin des Künstlerporträts APOLONIA, APOLONIA dem Publikum nach der Vorführung im Linzer City Kino selbst Rede und Antwort. Es sei nicht immer einfach gewesen, die Kamera über 13 Jahre auf sich gerichtet zu haben. Im Film würden nicht nur ihre guten Seiten gezeigt. Dabei kann man ihr und der Lea Glob nur dankbar sein. Nur durch ihre Offenheit bekommen wir einen Einblick in die Mechanismen der Kunstwelt und den beeindruckenden Überlebenskampf einer Ausnahmekünstlerin.

CROSSING EUROPE 2023: ELAHA von Milena Aboyan

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Nach der Vorführung ihres Spielfilmdebüts ELAHA im fast ausverkauften Central Kino in Linz beantwortete Regisseurin Milena Aboyan die Fragen der Yaas! Programmerin Charlotte Fiedermutz (Yaas! ist die Jugendschiene von Crossing Europe). ELAHA handelt von einer jungen Frau, die kurz vor ihrer Hochzeit am Zwang ihrer kurdischen Gemeinschaft verzweifelt, dass eine Frau vor der Heirat noch Jungfrau sein muss. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrer Familie und ihren eigenen Bedürfnissen versucht sie, einen Ausweg zu finden.

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CROSSING EUROPE 2023: METRONOM von Alexandru Belc

Filmstill Metronom
Quelle: CROSSING EUROPE

Alexandru Belc nutzt mit METRONOM den zeitgeschichtlichen Rahmen der Ceaușescu Diktatur für eine Coming-of-Age Story, in der sich grundlegende Fragen zur Vereinbarkeit von privatem Glück, Integrität und staatlicher Kontrolle stellen.

Rumänien 1972. Die 17-jährigen Ana muss bald ihre große Liebe Sorin verabschieden. Seine Familie darf in den Westen ausreisen. Auf der Suche nach Trost geht Ana auf eine Privat-Party. Gemeinsam mit ihren Freund:innen hört sie den verbotenen Sender Radio Free Europe und tanzt ausgelassen zur Musik von The Doors und Janis Joplin. Doch die Zusammenkunft wird an die Geheimdienstpolizei Securitate verraten. Von einem Augenblick auf den anderen befinden sich Ana und ihre Freund:innen in einer bedrohlichen, repressiven Parallelwelt.

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27.04.23 23:30

CROSSING EUROPE LINZ: 20.000 ESPECIES DE ABEJAS (20.000 SPECIES OF BEES) von Estibaliz Urresola Solaguren

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© Gariza Films, Inicia Films

Das Kind möchte nicht mehr mit seinem Namen angeredet werden – „Aituro“ fühlt sich einfach falsch an, ebenso wie bestimmte Kleidungsstücke oder der Kurzhaarschnitt, den die Großmutter dem Kind am liebsten verpassen möchte. Der Name „Cocó“ ist für eine Weile eine Übergangslösung. In Gesprächen mit der Mutter kann Cocó nur zögerlich artikulieren, was ihn (oder sie?) beschäftigt.

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CROSSING EUROPE Filmfestival 2023: Ankunft

Ursulinneninnenhof


Film-Festivals haben durch ihren jährlichen Turnus eine Struktur, die eine gewisse Vertrautheit schafft. So geht es mir auch mit dem CROSSING EUROPE FESTIVAL in Linz. Schon zum vierten Mal gehe ich den immer gleichen Weg vom Hauptbahnhof in die Innenstadt. Auf dem Ursulinenhof angekommen, spüre ich sofort, was das Festival besonders macht: Filmprofis und Publikum treffen sich in einer entspannten und familiären Atmosphäre, die von Neugier und Zuneigung zum Film geprägt ist. Nachdem ich bei dem wie immer einnehmend freundlichen und fürsorglichen Presseteam meine Akkreditierung abgeholt habe, mache ich wie die Jahre zuvor fast identische Fotos. Danach können es nur noch tolle Festivaltage werden.

26.04.23 19:01

Crossing Europe 2023

Sujet Bild crossing_europe_linz

Heute, am 26.04., beginnt das CROSSING EUROPE Filmfestival Linz. Nach 20 erfolgreichen Ausgaben hat es sich längst als spannendes, abwechslungsreiches und familiäres Filmfest mit unverwechselbarem Linzer Flair etabliert. Noch bis zum 1. Mai widmet es sich dem zeitgenössischen Autor*innenkino aus Europa.

Insgesamt werden 139 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 45 Ländern gezeigt, darunter zahlreiche Uraufführungen und international ausgezeichnete Filme. Zusätzlich werden rund 120 Filmgäste aus dem In- und Ausland erwartet, die in Filmgesprächen und Talk-Veranstaltungen Einblicke in ihre Arbeit geben werden.

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