Sex in der Kühlkammer, derbe Küchenschlachten und viel Klassenkampf. Der Wettbewerbsbeitrag LA COCINA von Alonso Ruizpalacios zeigt die Menschen, die in der Küche einer riesigen Fast-Food plus Hummer-Touristenfalle am Times Square schuften. Sie kommen aus allen möglichen Nationen, viele davon haben keine Papiere, aber alle haben Träume. Mitten drin: ein Liebespaar in Nöten, das sich entscheiden muss, ob es eine gemeinsame Zukunft haben will. Er (Raúl Briones Carmona) Typ manischer mexikanischer Macho mit Herz, sie (Rooney Mara) die abgeklärte Blonde, aber letztlich ebenfalls mit Herz. Die Arbeit von Küchenpersonal und Serviererinnen ist nichts für Trödler: Zack, zack, zack muss es gehen, wenn die hungrigen Touristen im Obergeschoss abgefüllt werden wollen. Geschrei, Geklapper, Flüche. Wenn der Druck sich zwischen Tortellini und defekter Soda-Maschine entlädt, kann es sehr unschön werden. Als dann auch noch Geld in der Kasse fehlt, eskaliert die Situation.
LA COCINA ist wie ein überdrehtes, burleskes Musical angelegt, nur ohne Singen und Tanzen. Zwischendurch wird es immer wieder, durchaus nicht zum Vorteil des Films, verkitscht-pathetisch und pseudo-philosophisch. Das Übermaß an Machismo – sowohl in den Figuren angelegt als bisweilen leider auch in der Kameraführung – soll wohl authentisch wirken, nervt aber auf Dauer sehr.
Trotzdem hat der Film gute Momente. Das rasante Tempo, die fantasievolle Orchestrierung dieser Küchenwelt und einige recht eindrucksvolle Charaktere machen den Film stellenweise (!) durchaus sehenswert. Allerdings hätte es absolut nichts geschadet, ihn um eine Stunde zu kürzen.