Berlinale 2024: SHAHID von Narges Kalhor

filmstill, eine frau mit roter jacke und gelber mütze, hinter ihr fünf männer und eine als mann verkleidete frau in traditionellen schwarzen gewändern
© Leonie Huber

Mitte der 90ger, ich war gerade neu in Berlin, habe ich auf der Berlinale den Wettbewerb konsequent gemieden. Die vielversprechenden Filme liefen im Forum. Damals wurde die Sektion noch von Ulrich Gregor geleitet und das Arsenal befand sich in Charlottenburg. Das lange Anstehen für Karten im Europacenter wurde fast immer mit überwältigenden Entdeckungen aus aller Welt belohnt. Über die Jahre, besonders aber zuletzt, hat mein Interesse am Forum dann aber immer mehr nachgelassen. Regisseure, die zuvor für das Forum gesetzt waren, zeigten ihre Filme auf einmal im Wettbewerb. Im Forum selbst: schwere Kost, die sich nur schwer einordnen ließ. Dieses Jahr scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Der Wettbewerb kann bis jetzt nur wenig begeistern, die Perlen laufen in den Nebensektionen wie dem Forum. Eine dieser Perlen ist SHAHID.

Der Film ist eine anarchistische, mitreißende und frische Mischung aus Genres, Zeitebenen und narrativen Positionen. Die Wechsel sind fließend und alles fügt sich verblüffend gut zu einer amüsanten Reflektion über migrantische Situationen zusammen. Wie im „wahren“ Jetzt laufen in SHAHID die Uhren vorwärts und rückwärts aufeinander zu. Was man vorfindet, wie die deutsche Bürokratie, prallt auf das, was man mitbringt, wie die eigene Familie- und Kulturgeschichte.


filmstill, narges sitzt im kreisverwaltungsamt, vor ihr durch eine glasscheibe getrennt die sachbearbeiterin, narges schaut sich formulare an
© Leonie Huber

Treffend beschreibt die Berlinale Zusammenfassung SHAHID als "eine tragikomische, widerständige Selbstermächtigung im Exil."

Worum geht es

Die im Iran aufgewachsene Regisseurin Narges Kalhor filmt, wie sie selbst ihre eigene Geschichte verfilmt. Sie möchte "Shahid" als Teil ihres Nachnamens löschen lassen. Dieser Teil kommt von ihrem Urgroßvater und heißt übersetzt "Märtyrer". Doch nicht nur das Kreisverwaltungsamt ist ein Hindernis. Der schon lang verstorbene Urgroßvater hat sich mittels Zeitreise nach Deutschland bemüht und versucht Narges von ihrem Vorhaben abzubringen.

Für Fans von

KEBAB CONNECTION, Crossover und unkonventionellen Erzählformen.

Lieblingsmoment

Narges und ihr imaginärer Urgroßvater sitzen im Linienbus, als eine Horde von Fußballfans die Szene zum Abbruch bringt. Plötzlich wechselt der Großvater die Erzählperspektive und plaudert mit Narges als Schauspieler mit der Rolle des Großvaters.

Besonders gut gefallen hat mir

Die Musik, die Gesangs- und Tanzeinlagen.

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Titel

Orignaltitel

Shahid

Credits

Regisseur

Narges Kalhor

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2024

Dauer

84 min.

Film-Emoji

🕺🕺🕺

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