TPB AFK: THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD von Simon Klose

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Auf diesen Moment hat Regisseur Simon Klose gewartet: Vor der Vorstellung von TPB AFK: THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD kommt er auf die Bühne und ruft einen Freund an, der den kompletten Film gleichzeitig mit der Berlinale-Premiere auf Youtube freischaltet. Das passt natürlich perfekt zum Thema von Kluges Dokumentation passt.


Der komplette Film auf Youtube

The Pirate Bay (TPB) ist der weltgrößte Torrent-Tracker. Die Seite erleichtert den peer-to-peer Dateiaustausch. Die Website selbst speichert keine der Dateien, sondern stellt nur den Kontakt zwischen den Tauschpartnern her. Natürlich werden über TPB weniger Privatfotos sondern vielmehr Copyright geschütztes Material getauscht: Musik, Filme und Spiele. Die Antwort der Entertainment-Industrie ließ nicht lange auf sich warten. Sie verklagten die Betreiber TPB.

Klose begleitet vom Beginn des ersten Prozesses 2009 die drei Männer, die bis dahin für TPB standen: Gottfrid Svartholm Warg, Fredrik Neij und Peter Sunde.

Er ist dabei, wenn sie vor Gericht aussagen, wenn sie auf dem Flur mit der Vertreterin der Hollywood-Studios sprechen und wenn sie von dem Urteil erfahren. Mit seiner Dramaturgie gibt Klose seinen Film die Aura eines Agententhrillers. Nicht immer gibt das die Story wirklich her, auf der anderen kann man den Regisseur verstehen, dass er ein „nerdiges“ Thema unterhaltsam aufbereiten muss, um ein größeres Publikum zu finden.

Der Blickwinkel von TPB AFK: THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD ist zwar nicht wirklich unparteiisch, Klose scheut sich aber auch nicht, weniger glamouröse Seiten zu thematisieren. So zeigt er Fredrik Neij, wie er nach "einigen" Bier anfängt, fremdenfeindliche Sprüche zu klopfen. Das hat eine besondere Bedeutung, denn man hat der Pirate Bay immer wieder vorgeworfen, dass sie von dem rechtslastigen Unternehmer Carl Lundström mitfinanziert wurden.

Klose kann in TPB AFK gut herausarbeiten, wie zwei Kulturen aufeinandertreffen. Auf der einen Seite recht normale Nerdjungs, die sich über die technische Ahnungslosigkeit der Ankläger lustig machen, und auf der anderen Seite eine finanzstarke Entertainmentindustrie. Klose ist live dabei, wenn Peter Sunde und Fredrik Neij von den erstinstanzlichen Urteilen erfahren. Ihre ungespielte Fassungslosigkeit, dass sie juristisch verloren haben, gehört mit zu den erhellensten Momenten des Films.

Die Prozesse konnten TPB nicht stoppen. Sie werden schon seit längerem nicht mehr von den drei Protagonisten betrieben. Zurzeit werden sie im Datencenter der schwedischen Piratenpartei gehostet. Wie stark sich die Industrie noch immer bedroht fühlt, kann man sehen, wenn man in Google „Pirate Bay“ eingibt. Am Ende der Suchseite wird aufgeführt, dass einige Links aufgrund von Beschwerden entfernt wurden.

Es wird sehr spannend zu sehen, ob die freie Distribution von TPB AFK tatsächlich ein neues Modell sein kann. Zum Ende Berlinale hatte der Film auf allein auf Youtube über eine Million Views.

Auf der offiziellen Filmwebseite gehen die Macher von TPB AFK sogar noch weiter: Sie stellen eine 4 Minuten kürzere Version unter der Creative Commons Lizenz „Attribution-Non Commercial-Share Alike (BY-NC-SA)“ zur Verfügung. Diese Lizenz erlaubt es auch Teile der Dokumentation zu verwenden und macht es praktisch möglich, den Film neu zu schneiden.

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Titel

Orignaltitel

TPB AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard

Credits

Regisseur

Simon Klose

Land

Flagge DänemarkDänemark

Flagge SchwedenSchweden

Jahr

2013

Dauer

85 min.

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