Die Bilder und die Musik von ARCHITECTON drücken einem in die Kinositze zurück. Der Blick erhebt sich über die Monolithen von Baalbek, die Drohnenkamera umkreist Häuser in einem zerstörten ukrainischen Wohnviertel, deren Wohnzimmer und Küchen wie in einem Puppenhaus freiliegen und damit ihren verletzlichen Innenraum schutzlos preisgeben, oder wir sehen in Slow Motion einen unaufhaltsamen, gewaltigen Steinschlag. Doch das Ausreizen der ästhetischen Mittel und die pompöse Musik geben dem Film auch etwas Martialisches.
Regisseur Victor Kossakovsky und Architekt Michele di Lucchi
Auf der Berlinale Pressekonferenz macht Regisseur Victor Kossakovsky seine Botschaft überdeutlich: der Betonierung unserer Welt muss Einhalt geboten werden. Er setzt der begrenzten Haltbarkeit des Betons eine Architektur entgegen, die sich über 2000 Jahre gehalten hat. Durch das Schauen des Films allein ist mir diese Botschaft allerdings nicht bewusst geworden. Stattdessen habe ich mich einfach der Ästhetik der Steine überlassen. Das sollte aber auch erlaubt sein, denn bis kurz vor Ende fehlt jeglicher Off-Kommentar. So kann sich jeder die Bilder zu seiner eigenen Geschichte zusammensetzen. Leider hält der Regisseur dies nicht bis zum Ende durch. Im Gespräch mit dem Architekten Michele di Lucchi, der das menschliche Zentrum des Films bildet, liefert er dann doch noch seine Interpretation, ein Epilog der ARCHITECTON ein wenig von seiner Wucht nimmt.