"Es hat eigentlich kaum Filme über Corona gegeben". Ich dachte nach, aber meine Freundin hatte recht. Mir fielen nur sehr wenige Filme ein, darunter kein einziger Spielfilm. Gemessen daran, wie die Pandemie über Jahre unseren Alltag geprägt hat, war das überraschend. Zu einer ähnlichen Erkenntnis ist auch Olivier Assayas gekommen. Gleich nach dem ersten Lockdown hatte er angefangen, seine Erfahrungen niederzuschreiben. Als dann drei Jahre später die von ihm erwarteten Pandemie-Filme ausblieben, hat er sich entschlossen, aus seinen Manuskripten HORS DU TEMPS zu machen.
Der Berlinale Wettbewerbsbeitrag ist sehr autobiographisch. Assayas stellt nicht nur die gemeinsame Lockdown-Erfahrung von ihm und seinem Bruder ins Zentrum. Er hat HORS DU TEMPS auch im Landhaus seiner Eltern gedreht. Es ist sehr nachvollziehbar, wie sich in dieser Ausnahmesituation Selbstzweifel, alte Familienkonstellationen und unterschiedliche Auffassungen zu Hygienestandards vermischen. Viele von uns haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Vielleicht kann das aber auch zum Problem des Films werden, denn er fügt zu wenig Neues hinzu. Außerdem könnte es einen guten Grund dafür geben, warum es so wenig Filme über die Pandemie gibt: wir wollen diese Zeit am liebsten hinter uns lassen.