Raub ist Arbeit
Ein Krimineller ist ein selbständiger Unternehmer. Er muss investieren, planen, Personal anstellen, Aufgaben verteilen, kontrollieren und dafür sorgen, dass das Geld reinkommt. Wenn alles gut läuft, verdient man damit gutes Geld, wenn es schiefgeht, haftet man persönlich. Trojan (Misel Maticevic) hatte mit seinem letzten Unternehmen, einem Raubüberfall, wenig Glück, deshalb hat er einige Zeit im Gefängnis verbracht. Nun ist er wieder auf dem Berliner Markt tätig und sucht nach der nächsten Gewinnchance. Im Schatten ist ein deutscher Kriminalfilm, in 20 Jahren wird man sagen der deutsche Kriminalfilm.Trojan ist ein Krimineller, ein hochprofessioneller Krimineller. Er handelt schnell, kühl, rational. Sein Ziel ist, einen Raub zu begehen, der es ihm ermöglicht, die Branche zu wechseln. Trojan ist der Film. Die Kamera folgt ihm fast ohne Unterbrechung. Mit ihm sind wir immer in Bewegung, wir planen und handeln, begeben uns in Gefahr. Arslans Bilder sind genauso kühl wie seine Hauptfigur. Im Schatten ist ein Film über einen Unternehmer und sein nächstes Projekt. Verbrechen ist für Trojan eine Arbeit und so zeigt Im Schatten eigentlich Alltag. Es gibt Gewalt, aber die ist nur Mittel zum Zweck. Schließlich gibt es auf jedem Markt Konkurrenten. Es geht ums Geschäft, bitte nicht persönlich nehmen.
Das Brillante an Arslans Film ist der Rhythmus, den Trojan vorgibt. Seine Pläne und Aktionen entfalten eine Dynamik, die nicht mehr aufzuhalten ist. Trojan ist der professionellste Kriminelle seit Jef Costello. Die Mechanik des Verbrechens hat in Im Schatten eine ungeheure Faszination, nicht obwohl, sondern gerade weil sie so alltäglich daher kommt. Der Zuschauer sitzt im Kinosessel und denkt: Genauso kann es funktionieren, aber wird es auch funktionieren? Die Anspannung überträgt sich von der Leinwand. Schließlich geht es um viel, eigentlich um alles - um die Existenzgrundlage und die Freiheit.