BELLEVILLE BABY von Mia Engberg

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Erinnerungen sind etwas Vages. Die Grenzen zwischen Erlebten und Erfindung sind fließend. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wenn wieder eine Erinnerung nach oben gespült wurde, ob man dies wirklich erlebt oder doch nur geträumt hat. BELLEVILLE BABY stellt infrage, ob das überhaupt wichtig ist, denn die Erinnerung selbst ist ja real und sie drückt immer etwas Wahrhaftes aus: ein Gefühl, ein Verlangen oder einen Mangel.

Die einstige Liebe Vincent ruft die schwedische Regisseurin Mia Engberg an. Als sie Vincent damals in Paris traf, hatte Engberg das Gefühl, dass ihr Leben beginnt. 10 Jahre hat sich Vincent nicht mehr gemeldet. Nun ist er auf der Suche nach sich selbst und nach einem Beweis, dass die Erinnerung an die Zeit mit Mia real ist.

Es beginnt eine Collage aus Telefongesprächen mit Vincent, Super-8 Footage Material aus der Zeit in Paris, aktuellen Videos von Vincents Handykamera und Bildern aus Engbers Leben in Stockholm, unterlegt mit den Gedanken der Regisseurin. Dabei geht es Engberg um mehr als eine Rekonstruktion der Vergangenheit. Der Film ist auch eine Reflexion darüber, was das Schicksal mit uns und was wir mit dem Schicksal machen. Was entscheidet, ob unser Leben auf der guten oder der schlechten Seite des Lebens verläuft? Engberg denkt laut nach, sie gibt keine Antworten. Es wird aber klar, dass die großen Übergeschichten einer Gesellschaft an deren Rändern keine Erzählkraft haben.

In dem Gespräch nach der Berlinale Premiere ihres Films sagt Mia Engberg, dass sie nach Jahren als Dokumentarfilmerin etwas Neues ausprobieren wollte. Mit BELLEVILLE BABY hat sie eine Ausdrucksform gefunden, die zwischen Kunst-Installation, Dokumentarfilm und Erzählung liegt. Damit kommt sie dem Kern von menschlichen Innenwelten, dem Oszillieren bei der Wahrheitssuche, so nah, wie man dies mit filmischen Mitteln erreichen kann.

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Titel

Orignaltitel

Belleville Baby

Credits

Regisseur

Mia Engberg

Land

Flagge SchwedenSchweden

Jahr

2013

Dauer

76 min.

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