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Februar 2011

Bären 2011

Goldener Bär für den besten Film

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JODAEIYE NADER AZ SIMIN (Nader And Simin, A Separation) von Asghar Farhadi

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Impressionen vom roten Teppich

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Die Preise der Unabhängigen

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Regisseur Asghar Farhadi bedankt sich für den Preis der Ökonomischen Jury

Die Vergabe der Preise der Unabhängigen Jurys am letzten Festivaltag in der Saarländischen Landesvertretung ist eines der Berlinale Rituale. Oft geben die Preise von der Unabhängigen (u.a. Leserjury Berliner Morgenpost, Dialogue en perspective, Caligari-Filmpreis) einen ersten Hinweis auf die Bären.

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Bärenwetten

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Es ist mal wieder so weit. Das Festival neigt sich dem Ende und fiebert auf seinen Höhepunkt zu: die Vergabe der Bären. Nach 10 Tagen Festival wagen wir die ersten Prognosen, wer das Rennen machen wird. Wir freuen uns auf Eure Kommentare und Berlinale-Tipps!

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Die heimlichen Stars der Berlinale: Die Tasche

Ein Verlierer dieser Berlinale stand schon vom ersten Tag an fest: die Berlinale Tasche. Schöne Farbe, alles Bio-Wolle, aber leider sehr unpraktisch - so lautet unser Fazit.

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ODEM von Jonathan Sagall

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Zwei junge Palästinenserinnen, die in Ramallah leben. Sie verbindet eine intensive Freundschaft. Inam ist extrovertiert und lebenslustig, sie macht mit Jungs herum und testet Grenzen. Lara ist in sich gekehrter, verunsichert, aber auch voller Bewunderung für das Draufgängertum ihrer Freundin. Die beiden Mädchen beschließen, trotz Ausgangssperre über den Grenzposten zu einem israelischen Kino zu schleichen. Auf dem Nachhauseweg werden sie von zwei israelischen Soldaten angesprochen, die ihre Tarnung durchschauen und ihre Ausweispapiere verlangen.

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THE BENGALI DETECTIVE von Phil Cox

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Es fängt schon ungewöhnlich an. Zu Beginn der Vorstellung bittet der Regisseur , alle Zuschauer aufzustehen und nach einer imaginären Tanzchoreografie den Arm mal nach links und mal nach rechts zu bewegen. Natürlich machen alle mit. Berlinale Zuschauer lieben das Mitmachkino. Nach der Tanzeinlage geht es auch auf der Leinwand ungewöhnlich weiter.

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ROTKOHL UND BLAUKRAUT von Anna Hepp

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Wer ist hier eigentlich der Exot?

„Meine Freundin will türkisch lernen – Geheimsprache und so sacht se“, erzählt Emma stolz. Emma ist die Tochter von Hakan und Tanja und hat noch eine Schwester. – „Ich steh‘ ja nicht morgens auf und sage ‚Ach, da ist ne Türkin‘, sondern das ist eben meine Frau“, sagt Jens. Jens ist mit Özen verheiratet, der älteren Schwester von Hakan – auch die beiden haben zwei Kinder. Die Familien Simsir-Sengelhoff und Möller-Simsir leben im Ruhrgebiet und erklären in Anna Hepps Dokumentarfilm, wie das Leben in einer deutsch-türkischen oder türkisch-deutschen Familie – ganz wie man will – funktioniert.

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KAMAKIA - DIE HELDEN DER INSEL von Jasin Challah

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Zeugen einer untergegangenen Kultur

Es geschah in alter Zeit in einem fernen Land jenseits des Meeres. Große Blechvögel schwebten herab, ihren Bäuchen entstiegen Frauen des nördlichen Europas und aus emotional eher kargen Ländern wie Deutschland oder Österreich. Diese Frauen dürsteten, sie dürsteten nach Liebe und Zuneigung, weil die Männer in der Heimat gefühllose Deppen waren, die Sandalen trugen und die Sportschau gucken wollten. Und siehe, die Frauen wurden mit offenen Armen empfangen von den Kamakia, den vom Eros geküssten, sonnengebräunten Helden der griechischen Inselwelt mit ihrem wallenden Brusthaar und ihren Virilität ausstrahlenden Schnäuzern. Alsbald herrschte eitel Freude unter den Frauen, die in den Armen der Männer lagen – mit etwas Sirtaki, Oliven mit Schafskäse und einem kleinem Ouzo und es war allen ein großes Wohlgefallen.

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LOLLIPOP MONSTER von Ziska Riemann

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Düster und wild, diese Attribute treffen beim Teenager-Musik-Drama Lollipop Monster sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht zu. In diesem grellen Stil-Mix aus Comic-Strips, Underground-Musik-Videos, Fantasy-Elementen und Spielfilm wird deutlich, dass Erwachsenwerden kein schöner Spaziergang sondern eher eine wilde Achterbahnfahrt ist, die immer mehr an Geschwindigkeit aufnimmt und bei der man auch aus der Bahn geworfen werden kann.

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UNKNOWN IDENTITY von Jaume Collet-Serra

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UNKNOWN IDENTITY ist ein würdiger Abschlussfilm für die Berlinale. Er hat wirklich alles was ein unterhaltsamer Action-Thriller braucht. Hervorragende Schauspieler, tolle Verfolgungsjagden, eine (einigermaßen) glaubwürdige Story und ein Rätsel, das wohldosiert im Laufe des Films gelüftet wird.

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WER WENN NICHT WIR von Andreas Veiel

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In den vergangenen Jahren gab es eine ganz Reihe von Filmen, die sich mit der RAF auseinandergesetzt haben. Manche mehr, manche weniger überzeugend. Nun hat sich Deutschlands derzeit wichtigster Dokumentarfilmer Andreas Veiel daran gemacht, einen Teil der Vor-Geschichte fiktional zu erzählen: und zwar als Beziehungsgeschichte zwischen Gudrun Ensslin und ihrem ersten Freund Bernward Vesper. Was den Regisseur interessiert, sind die biografischen und sozialen Prägungen seiner Hauptfiguren, aus denen sich die späteren Entwicklungen neu bewerten lassen. Klar, dass die Frage im Raum stand, ob der Veiel wohl Spielfilm kann. Und man muss sagen: Er kann. WER WENN NICHT WIR ist ein sehr überzeugender und packender Film geworden.

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DREILEBEN:
ETWAS BESSERES ALS DEN TOD von Christian Petzold

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In die dunklen Tiefen des Thüringer Waldes führt der Beitrag von Christian Petzold zum Gemeinsamschaftsprojekt Dreileben. Die beim Projekt vorgegebene Rahmenhandlung um den ausgebrochenen Straftäter dient hier vor allem als bedrohliches Randelement, im Zentrum der Handlung steht eine Liebesgeschichte: Der Zivildienstleistende Johannes arbeitet in einem Krankenhaus und verliebt sich in die junge Ana, die in einem benachbarten Hotel als Zimmermädchen jobbt. Schon bald führen die unterschiedlichen biografischen Hintergründe der beiden zu ersten Spannungen in der Beziehung.

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ETWAS BESSERES ALS DEN TOD von Christian Petzold" »

THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE von Marie Losier

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Ein plus Eins gibt Drei

„Gesamtkunstwerk“ ist wie „Zeitgeist“ oder „Doppelgänger“ auch in die englische Sprache übergegangen. Diese drei Begriffe beschreiben zugleich, wer Genesis P. Orridge ist und mit wem er wann, was tat. Der Mann ist selbst Kunstwerk, er war Ausdruck eines Zeitgeistes, bis er seine eigene Zeit schuf und mit seiner Frau und künstlerischen Collaborateurin Lady Jaye (lange vor Lady Gaga eine Kunstfigur) eine Doppelgängerin, und eine Art Alter Ego erschuf. Ein kreativer, kluger, selbstironischer, konsequenter Künstler in einem beeindruckenden Film.

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DREILEBEN:
KOMM MIR NICHT NACH von Dominik Graf

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Geheimnisvolle Beziehungen

Vera und Bruno haben sich eine alte Villa in Dreileben gekauft, die eher wie ein altes, runtergekommenes Schloss aussieht und majestätisch am Hang über der Stadt thront. Ziemlich widerwillig und nur, weil das Hotel die Reservierung verschlampt hat, übernachtet die Polizeipsychologin Jo für ein paar Tage bei ihrer alten Freundin Vera. Jo soll für das LKA bei der Suche nach dem entflohenen Mörder Molesch helfen. Am Anfang haben sich die Freundinnen nicht viel zu sagen, doch dann entdecken Sie, dass sie vor einigen Jahren mit demselben Mann eine Beziehung hatten.

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KOMM MIR NICHT NACH von Dominik Graf" »

DREILEBEN:
EINE MINUTE DUNKEL von Christoph Hochhäusler

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Der Wald als Freund und Feind

EINE MINUTE DUNKEL ist die Geschichte vom Gejagten und vom Jäger. Der Mörder Molesch entkommt aus dem Totenzimmer des Krankenhauses, in dem er von der toten Mutter Abschied nehmen sollte und der Polizist Kreil soll ihn fangen. Die Hauptrolle allerdings spielt der Thüringer Wald, in den Molesch sich flüchtet. Der Wald ist für den Fliehenden Freund und Feind zugleich: In ihm kann er sich vor den Hundestaffeln der Polizei verbergen, gleichzeitig treibt ihn eben dieser Wald weiter in den Irrsinn. Die Kamera von Reinhold Vorschneider nimmt den Zuschauer mit auf die Flucht. Gemeinsam mit Molesch taumeln wir umher und verlieren mehr und mehr die Orientierung. Die Kamera folgt uns oder ist uns voraus und schaut unruhig immer öfter nach oben, wo wir nur den Himmel und karge Tannenspitzen sehen.

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EINE MINUTE DUNKEL von Christoph Hochhäusler" »

HOUSE OF SHAME – CHANTAL ALL NIGHT LONG von Johanna Jackie Baier

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Die Stimmung im Kinosaal ist ausgelassen. Piccolöchen und Schnäpse machen die Runde. Man kennt sich. Die Freunde von Chantal und ihrer Party „Chantals House of Shame“ haben das International gekapert. Immer wieder gibt es während der Vorführung spontan Beifall und großes Johei. Für einen kurzen Augenblick ist Berlin wieder das, was es einmal war: die Hauptstadt der Szene und des Underground.

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KAMPF DER KÖNIGINNEN von Nicolas Steiner

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Die Kuh - Freundin und Kämpferin

Diese Königinnen tragen keine Krone, sondern Hörner. Die Protagonistinnen von Nicolas Steiners Dokumentarfilm sind Kühe. In den Nebenrollen agieren ihre Besitzer, die einem alten Schweizer Brauch frönen und die vierbeinigen Milchspender zum Kampf antreten lassen. Als Siegestrophäen gibt es, was sonst, prunkvoll gestaltete Kuhglocken.

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SARANGHANDA, SARANGHAJI ANNEUNDA (Kommt Regen, kommt Sonnenschein) von Lee Yoon-ki

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Ein Mann und eine Frau sitzen im Auto. Er bringt sie zum Flughafen. Sie unterhalten sich. "Willst du Kaffee oder Saft?" - „Kaffee.“

So beginnt KOMMT REGEN, KOMMT SONNENSCHEIN von Lee Yoon-ki. Über 10 Minuten wird in einer einzigen Einstellung eine zunächst belanglose Unterhaltung im Auto beobachtet. Bis sie ihm schließlich eröffnet, dass sie ihn verlassen will.

Was folgt ist eine wunderschön traurige Meditation über die Trennung.

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THE BIG EDEN von Peter Dörfler

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"Wenn es ihn nicht geben würde, dann müsste man ihn erfinden". Nach THE BIG EDEN ist klar: Wenn auf jemanden dieser Spruch passt, dann auf Rolf Eden. Rolf Eden ist eine Art deutscher Hugh Hefner. Er war schon Playboy, als es das Wort noch gar nicht gab und bleibt diesem Image bis in die Gegenwart treu.

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20 CIGARETTES von James Benning

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Raucher leben besser. Noch besser leben Menschen, die Rauchern zusehen

Angesichts des Erregungspotentials, das ein Lob aufs Rauchen oder auch nur die Erwähnung geeigneter Rauchorte hier im Blog auslösten, ist es schön auf der Berlinale einen Film zu finden, der nur davon und von nichts anderem handelt. Vom Rauchen eben und jenen offenbar geistesgestörten Wesen, die das tun.

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OUR GRAND DESPAIR von Seyfi Teoman

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Zwei Männer, eine Frau – dass das zu Verwicklungen führt, weiß man aus unzähligen Filmen. Wie nun aber der türkische Regisseur Seyfi Teoman ein solches amouröses Dreieck in OUR GRAND DESPAIR auf die Leinwand bringt, ist erfrischend ungewöhnlich. Ender und Cetin kennen sich seit der Schulzeit und wohnen nun in einer gemütlichen Wohnung im ungemütlichen Ankara. Als die Schwester eines gemeinsamen Freundes die Eltern bei einem Autounfall verliert, nehmen die beiden die junge Frau bei sich auf. Zunächst geht es darum, das Mädchen in seiner Trauer nicht allein zu lassen. Doch bald entwickelt sich eine starke Zuneigung zwischen den neuen Wohnungsgenossen – und dann verlieben sich beide Männer Hals über Kopf in die junge Frau. Als Ender und Cetin sich schließlich gegenseitig ihre Verliebtheit gestehen, schütteln sie ungläubig den Kopf, seufzen und stoßen erst mal mit Raki auf das Schlamassel an. Nach dem Motto: War ja klar, dass so etwas ausgerechnet uns passiert!

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MEIN BESTER FEIND von Wolfgang Murnberger

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Eine Geschichte, die in der Nazi-Zeit spielt und trotzdem heitere Töne anschlägt? Tragische Begebenheiten, und man lacht dennoch? Geht das gut? Wenn der richtige Regisseur es in die Hand nimmt, dann ja. Wolfgang Murnbergers MEIN BESTER FEIND beweist es.

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KAREN LLORE EN UN BUS von Gabriel Rojas Vera
   und
KAZOKU X von Yoshida Koki

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Zwei Frauen erwachen

Eine kleine, simple Geschichte der kolumbianische Film KAREN CRIES ON THE BUS, die Geschehnisse darin alltäglich und auch so gespielt: ohne großes Psychologisieren oder wahnsinnig überraschende Wendungen. Eine Frau weint im Bus, hat ihren Mann verlassen und fängt hernach ganz von vorn an.
Sie wohnt in einer üblen Absteige, hat keine Arbeit, bettelt sich irgendwann Geld für‘s Essen zusammen. Und obwohl es leichter wäre, zu ihrem recht wohlhabenden Mann zurückzukehren, oder bei ihrer Mutter zu wohnen, zieht sie es allein durch. Und irgendwann trifft sie die richtigen Leute, einen anderen, scheinbar richtigen Mann, findet Arbeit und trifft dann eine Entscheidung, die beweist, dass sie etwas gelernt hat. Ende.
Eine Geschichte, die so jeden Tag vermutlich hundertfach passiert. Aber leider viel zu selten! Meist sind es die Frauen, die gehen. So auch in dem japanischen Film KAZOKU X (HOUSEHOLD X), dem zweiten Film über das Erwachen einer Frau.

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   und
KAZOKU X von Yoshida Koki" »

GANDU von Kaushik Mukherjee (Q)

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Wo Licht ist, ist auch Schatten: und wo Bollywood ist, ist auch dieser Film, gewissermaßen der Antithese der bunten, keuschen, musikalisch und bildlich weichen, ausufernden Romanzen/Krimis/Dramen. GANDU (Arschloch) ist wie ein Schlag in die Fresse und es geht in ihm - kein anderes Wort passt - ums Ficken. Nein, nicht Liebe machen, nicht um ozeanische Gefühle, sanfte Berührungen und bunte Saris, sondern Schwarz/Weiß Ästethik, Zudröhnen, Porn-Sex und Rapmusik, die sich um sämtliche Körperöffnungen, sexuelle Geschlechtsmerkmale und die Dingen dreht, die man damit machen kann. Ohne notwendige Narration schlingert der Film am Ende restlos verwirrend in Drogenvisionen, Lustfantasien und Träume vom großen Ruhm. Ein Statement ist er trotzdem.

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LES FEMMES DU 6ÈME ÉTAGE von Philippe Le Guay

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Ein versnobtes bürgerliches Mietshaus im Frankreich der 60iger Jahre dessen angestaubte Wohn- und Lebensstrukturen kräftig aufgemischt werden, nachdem doch sechs spanische Dienstmädchen eingezogen sind, aus dieser Story hätte sich eine originelle Komödie entwickeln können. Les femmes du 6ème étage nutzt dieses Potential nicht und lässt vor allem durch die pausenlose Aneinanderreihung von abgegriffenen Stereotypen und flachen Gags das anfängliche Interesse schnell erlahmen.

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Berlinale Kinos: Das Delphi

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Nachdem kürzlich auch der Zoo-Palast geschlossen wurde, ist das Delphi (neben der Urania), das letzte noch verbliebende Berlinale-Kino aus der Westberliner-Ära.

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HERE von Braden King

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Will (Ben Foster) ist ein US-amerikanischer Vermesser, der Satellitenaufnahmen am Boden kontrolliert und dazu im Auftrag seiner Firma durch Armenien reist. Gadarine (Lubna Azabal) ist eine armenische Fotografin, die zum ersten Mal seit vielen Jahren zurück in ihr Heimatland gekommen ist. Beide begegnen sich in einem Hotel am Rande der Hauptstadt und beschließen spontan, gemeinsam weiter zu reisen, bis in das noch unkartografierte Gebiet Bergkarabach.

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THE ADVOCATE FOR FAGDOM von Angélique Bosio

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Knarren, Schwänze, Körperflüssigkeiten

Ein sehr muskulöser nackter Mann posiert mit einem riesigen Gewehr und einer monströsen Erektion vor einer amerikanischen Flagge, überall literweise Blut – und das ist noch eine Untertreibung. Alle lächeln, alle freuen sich, alle haben Spaß – die nackten Models, die amerikanische Art Crowd. Willkommen in der Welt von Bruce LaBruce.

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Berlinale Halbzeit

Die Hälfte der Berlinale liegt schon hinter uns. Eine gute Gelegenheit für einen Zwischenbericht zum bisherigen Festivalverlauf.

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ÜBER UNS DAS ALL von Jan Schomburg

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„Dahinter kommt nichts“, hätte ich den Film genannt. Über uns das All klingt so sehr nach Möglichkeiten, aber darum geht es gar nicht. Es sei denn, Jan Schomburg zitiert irgendwie Paul Bowles Roman, „The Sheltering Sky“, in dem hinter dem Himmel nämlich die Kälte und der Tod des Alls lauern.
Der Film hat ein Thema, auch gute Schauspieler, fängt gut an, findet dann aber nichts mehr, wenn die große Wendung war: keine Tiefe, keine Gründe und vor allem keine Motivation der Figuren. Sie schweben, um im Bild zu bleiben, im luftleeren Raum der Geschichte.

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THE FUTURE von Miranda July

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Was macht die ehemalige twenty-something Generation heute, wo sie kurz davor steht 40 zu werden? Miranda July gibt in ihrem fragil versponnenen Film über Liebe, Selbstfindung und unerfüllbare Sehnsucht eine poetische wie auch eigenwillige Antwort.

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BRASCH – DAS WÜNSCHEN UND DAS FÜRCHTEN von Christoph Rüter

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In den achtziger Jahren erhielt er den Bayerischen Filmpreis und wagte es, vor laufender Kamera, der Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung zu danken – lautes Buhen aus dem Publikum war die Folge. Thomas Brasch, hüben wie drüben ein aufmüpfiger Geist, ließ sich jedoch nicht beirren, und wiederholte seinen Dank. Franz Josef Strauß, politisches Urviech par excellence, nutzte die Gelegenheit, ging ans Mikro und dankte Brasch dafür, dass er sich hier so wunderbar als lebender Beweis der „liberalitas bavariae“ präsentiert habe. Christoph Rüters Doku BRASCH – DAS WÜNSCHEN UND DAS FÜRCHTEN zeichnet ein einfühlsames Bild dieses Schriftstellers, Dichters und Theatermanns und schreckt auch nicht vor seinen weniger sympathischen Ecken und Kanten zurück.

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JODAEIYE NADER AZ SIMIN (Nader and Simin, A Separation) von Asghar Farhadi

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Für mich der Beste Film der Berlinale. Er spiegelt auf perfekte Weise Gesellschaft in der kleinen Welt der Familie und erzählt, indem er Menschen Konflikte auskämpfen lässt, sowohl von deren inneren Widersprüchen wie denen des Landes - in diesem Fall Iran.

Farhadis Figuren sind einem so nah und er präsentiert ihre Beweggründe so neutral, dass man über zwei Stunden hinweg ständig die Seiten wechselt, weil annähernd jede Haltung der Figuren für sich genommen richtig erscheint. Ihr Konflikt ist vielleicht gar nicht so sehr miteinander, sondern wird durch strukturelle und gesellschaftliche Probleme erst ins Unglückliche hinein verstärkt.
Geradezu unheimlich ist die Fähigkeit des Regisseurs uns den Blick der beteiligten Kinder einnehmen zu lassen, die ständig gezwungen werden, sich für eine Seite zu entscheiden, die ihre Eltern Dinge tun sehen, die das Vertrauen zerrütten und doch zu ihnen halten. Sie müssen zwischen zwei Wegen, zwei Möglichkeiten wählen. Wer will, kann darin eine gesellschaftliche Metapher sehen.

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Interview: Dirk Lütter über DIE AUSBILDUNG (Gewinner "Dialogue en perspective")

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Dirk Lütters Langfilmdebüt DIE AUSBILDUNG betrachtet die moderne Arbeitswelt aus der Perspektive des 20-jährigen Jan, einem Auszubildenden in einem Call Center. Festivalblog hat mit dem Regisseur über seinen Film und über das, was Unternehmen von heute ihren Angestellten im Arbeitsalltag abverlangen.

Wie bist Du darauf gekommen, das Drehbuch so auf die Person des Auszubildenden zuzuspitzen?
Das es ein Auszubildender ist, war wirklich die erste Idee. Ich habe Ende der 90er Jahre einen Dokumentarfilm über drei Freunde gemacht, der 2001 rausgekommen ist. Er heißt „50374 Erftstadt“, so wie der Ort aus dem ich komme. In dem Film habe ich versucht, so etwas wie den Prototypen eines jungen Lebens in Westdeutschland zu zeichnen. Es geht um drei Freunde, die nach dem Abitur eine Ausbildung gemacht haben, angefangen haben zu arbeiten und damit auf unterschiedliche Art und Weise ihre Probleme hatten. Das war eben das ganz normale Leben dort in der Kleinstadt – auch in meiner Familie. Und mich hat immer interessiert, was da mit den Menschen macht und wie das prägt, wenn man mehr als die Hälfte des wachen Tages eine andere Person ist, als die, die man eigentlich ist.

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PATANG (The Kite) von Prashant Bhargava

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PATAN ist ein Film, der alle Sinne anspricht. Er ist ein lebendiges, schnell geschnittenes Fest der Farben, das gekonnt die Darstellung einer Familiengeschichte mit dem Drachenfest in der indischen Stadt Ahmedebad verbindet.

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E-LOVE von Anne Villacèque

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E-LOVE beginnt zunächst wie ein herkömmliches Beziehungsdrama: Philosophieprofessorin Paule wird trotz vermeintlichen Eheglücks kurz vor ihrem 50igsten Geburstag von Ihrem Mann verlassen, der zukünftig lieber mit seiner weitaus jüngeren Freundin zusammenleben möchte. Anstatt nun aber den depressiven Leidensweg der Protagonistin zu begleiten, wählt E-LOVE eine andere und überraschende Weiterentwicklung der Story: Die Verlassene meldet sich schon kurz nach der Trennung auf einer Internet-Dating-Plattform mit dem wohlklingenden Namen "Soulmates" an und trifft sich bald immer häufiger mit verschiedensten Männern. Dabei steht für sie aber weniger die Suche nach Seelenverwandten im Vordergrund sondern Paule ist zunehmend fasziniert von den ungeahnten Möglichkeiten, mit ständig wechselnden Partnern ihren sexuellen Horizont zu erweitern.

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CORIOLANUS von Ralph Fiennes

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Eine wütende Menschenmenge fordert in einer sauber einstudierten Choreographie „Brot!“ von den bewaffneten Militärs, die eine Brotfabrik bewachen. Ein Trupp Soldaten mit schwerem Geschütz und Tarnuniformen stürmt eine Neubausiedlung und spricht dabei in Jamben. Shakespeare meets Balkankrieg – Ralph Fiennes Regiedebut CORIOLANUS transportiert das Elisabethanische Drama in die Jetztzeit und liegt damit goldrichtig. Wuchtig, gewalttätig und blutig ist dieser Film – und dabei subtil und psychologisch fein ausgearbeitet; nicht zuletzt dank der wunderbaren Sprache von William Shakespeare.

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WEISST DU EIGENTLICH ... von Lothar Herzog

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Die Hölle, das ist der Andere

Am Anfang ist alles so harmonisch. Lena steht auf dem Balkon und erzählt ihrem Freund Mario, dass im Park die Blumen blühen und wie sehr sie sich darauf freut, ihn später zu sehen. Es folgt die Enttäuschung: Er muss lange arbeiten, der Rückweg ist zu weit, er kommt heute nicht. Ganz klar, wer da der rücksichtslose Bösewicht ist.

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EISBLUMEN von Susan Gordanshekan

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Von einem, der nicht helfen darf

Der junge Bosnier Amir, der illegal in Deutschland ist, betreut die demenzkranke Frau Osterloh, die irgendwo am Rande der Stadt allein in einer besseren Laubensiedlung gleich am Bahndamm wohnt. Amir und Frau Osterloh brauchen einander. Amir, weil er das Geld und eine Aufgabe braucht und Frau Osterloh, weil sich niemand um sie kümmert und sie schlicht nicht mehr alleine leben kann.

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DIGAME - SAG MIR von Josephine Frydetzki

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Estebans Unabhängigkeitstag

Ganz Buenos Aires feiert Argentiniens Unabhängigkeitstag. Und was macht Esteban? Er zerbricht alle Strukturen seines bisherigen Lebens: Sein Plattenladen ist Pleite, seine Ehe am Ende und sein eigener Sohn hält ihn offensichtlich für einen vollkommenen Verlierer. Esteban treibt durch den Tag und gehört nirgends mehr dazu. Dann führt ein eigentlich nichtiger Anlass, der Streit um einen Fußball auch noch zu einer mittleren Katastrophe.

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AUF DER SUCHE von Jan Krüger

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Die Suche nach Vermissten ist ein beliebtes Filmthema. Erst 2009 wurde es auf der Berlinale von Rachid Bouchareb in seinem Wettbewerbsbeitrag LONDON RIVER aufgegriffen. Jemand meldet sich nicht mehr (meist Sohn oder Tochter), man fährt dorthin, wo er lebt, trifft ihn nicht an, sucht nach ihm und erfährt dabei, dass man denjenigen, den man sucht, eigentlich gar nicht wirklich gekannt hat. Meist suchen auch zwei Personen, die sich dann näher kommen. So weit bietet Jan Krügers Film also nicht viel Neues und genau das ist sein Problem.

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TRAUMFABRIK KABUL von Sebastian Heidinger

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Sebastian Heidinger zeichnet in seinem Dokumentarfilm „Traumfabrik Kabul“ das beeindruckende Portrait der Kabuler Polizistin, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Saba Sahar.

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SING YOUR SONG von Susanne Rostock

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Mit dem Namen Harry Belafonte verband ich vor diesem Film vor allem die angestaubte Plattensammlung meiner Eltern und natürlich den unvermeidlichen Banana Boat Song. Dabei ist die Rolle des stets gut gelaunten Entertainers und hüftschwingenden Frauenschwarms nur eine Facette im Leben des Harry Belafonte. Ob als politischer Aktivist in der US-Bürgerrechtsbewegung an der Seite von Martin Luther King, im Kampf gegen die Apartheit in Südafrika, als Initiator des Projekts "We are the world" oder als Unicef-Botschafter, stets hat Belafonte seine enorme Popularität im Showgeschäft auch ganz gezielt für seine politische Arbeit genutzt. Von dieser engen Verquickung zwischen Kunst und Politik handelt der Dokumentarfilm "Sing your Song" von Susanne Rostock, der gestern in Anwesenheit des 83jährigen Belafontes mit frenetischem Beifall vom Publikum gefeiert wurde.

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SILVER BULLETS von Joe Swanberg

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Beliebtes Thema: ein Film wird gedreht und wir Zuschauer beobachten die Leute in unserem Film, wie sie Schauspieler spielen und dann wieder nicht spielen, weil die Kamera (im Film) anhält, aber doch noch sind. Der Regisseur spielt dann einen Regisseur, was in diesem Fall sogar noch eine Ebene mehr bedeutet, weil der Regisseur im Film auch der Regisseur des Films ist. Soweit klar?

Nun geht es aber in SILVER BULLETS sogar um zwei Filme und zwei Regisseure: der eine erfolglos, gefrustet und überkritisch artsy fartsy unterwegs, aber immer mit Knutschen und Rummachen, wenig erkennbarer Handlung und vielen unscharfen, dunkel-hell Bildern; der andere locker, lässig, mit Team und Festivalmeriten ausgestattet recht erfolgreich mit Genre Filmen. In diesem Fall einem Werwolf Film, für den er ausgerechnet die Freundin des anderen Regisseurs als Hauptdarstellerin castet, während der sich die beste Freundin seiner Freundin zur Hauptdarstellerin und damit zu seiner Freundin im Film wählt. Das, plus typisch künstlerische Selbstzweifel und die in der Branche üblichen Abläufe bei Sexualkontakten gibt natürlich Spannungen.

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Die heimlichen Berlinale Stars: Der Kritiker

Das tapfere Schneiderlein sitzt überall, auch im Berlinale Palast. "Du hast 7 Filme an einem Tag gesehen? Das ist ja unglauuuublich!!! Fantastisch!!!" Völlig euphorisiert von der Leistung seines Kritiker-Kollegen überschlägt sich fast die Journalistenstimme. Doch auch er hat einiges zu bieten. "Letzten Monat habe ich meinen persönlichen Rekord gebrochen: 100 Filme in 5 Wochen. Woooowh…war das anstrengend."

Ach, und übrigens, bevor ich es vergesse: er hält sich das Gerücht, das Filme schauen schon bald zur Olympischen Disziplin erhoben wird ; )

PINA von Wim Wenders

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Es stimmt, Wim Wenders PINA ist ein 3-D Film, aber er ist vor allem und in erster Linie ein Tanzfilm, ein Film, in der jeder Moment das Leben und die Energie der Ausnahmekünstlerin in sich trägt, die diesem Film den Namen gibt. In PINA verbindet sich die Technik so gelungen mit der Kunst, dass man sich nicht fragt "Warum 3-D?", sondern bedauert, dass die Filmproduktion erst jetzt den Reifegrad hat, um einen solchen Tanzfilm zu machen.

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VATERLANDSVERRÄTER von Annekatrin Hendel

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Kleines Lichtchen, große Wut

„Eine saumäßige Leistung als Bericht“, sagt Paul Gratzik, „das kleine Lichtchen, das kleine Arschloch schätzt ein.“ Paul Gratzik liest einen Bericht des inoffiziellen Mitarbeiters IM Peter der Staatssicherheit – er liest einen Bericht, den er selbst geschrieben hat. Von 1962 bis 1981 war der Schriftsteller und Theaterautor IM für die Stasi und berichtete über Freunde und Kollegen. Dann enttarnte er sich 1981 selbst, wollte nicht mehr mitmachen. Es folgten Sanktionen, Zermürbungen durch den Unrechtsstaatsapparat und natürlich Veröffentlichungsverbot.

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LES CONTES E LA NUIT von Michel Ocelot

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In den letzten Jahren ist die Qualität und Komplexität von Animationsfilmen so gestiegen, dass man durchaus mit einiger Erwartung in den einzigen Trickfilm im Wettbewerb gehen darf. Leider bleibt nach LES CONTES DE LA NUIT von Michel Ocelot eigentlich nur eines zu sagen: ganz hübsch. Und den 3-D-Effekt hätte man sich eigentlich auch sparen können....

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THE STOOL PIGEON von Dante Lam

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Lange Zeit hatte das Hongkong Kino eine feste Heimat in der Sektion Forum. Zuletzt musste es aber zunehmend Filmen aus anderen Ländern Asiens wie den Philippinen und Korea weichen. Es ist daher eine besonderes Vergnügen zu sehen, dass mit THE STOOL PIGEON der perfekt inszenierte Hongkong Film seinen Platz zwischen den Sozialdramen, Kunstfilmen und Autorenfilmen wieder gefunden hat.

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STICK CLIMBING von Daniel Zimmermann und UNTYING THE KNOTvon Jafar Panahi

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Zwei Kurzfilme: Eine begehbare Skulptur und eine 8 Minuten Anleitung zur Revolution

Zum einen ist das der Film Stick Climbing von Daniel Zimmermann, der mit einem Marsch durch ein Dorf unterhalb einer beeindruckenden Felswand beginnt. Das Bild schwebt mit Steadycam in einer Bewegung durch die Straße des Orts: Am Wegesrand oder entgegenkommend unter anderem: Ein Mann mit Esel, Musik vor einem Gasthaus, ein LKW drängt sich die enge Straße hoch, eine Tanzgruppe, eine Familie auf dem Fahrrad, Tennisspieler, Leute hier und da, alle in Bewegung. Für ein Dorf scheint viel los zu sein. Am Ende des Dorfs geht es dann links in den Wald und wir treffen auf am Fuss der Wand auf eine Holzlattenkonstruktion, die an der tatsächlich senkrechten Wand (Schwierigkeitsgrad 19+) angebracht nach oben führt.

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Die heimlichen Stars der Berlinale: Die Brille

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Rieseninsekten im Kinosessel

Heute tragen wir auf der Berlinale alle schicke schwarze 3-D-Brillen. Sehen gaaaanz schön spacig aus, die Teile. Und sie sind ein richtiger Equalizer: Wir schauen als gleich doof aus der Wäsche – selbst die supercoolen Promis in der Jury. Lauter Rieseninsekten im Kinosessel. Frau Rosselini findet das sicher lustig, hat sie doch vor kurzem einen lustigen Film über das Sexualleben von Insekten gedreht.
Am vierten Berlinale-Tag ist man außerdem froh, dass die Augenringe durch das Teil einigermaßen verdeckt werden. Wer sich allerdings schon gefreut hat, dass man endlich mal ein Give-Away von der Berlinale mit nach Hause nehmen darf, der wird herb enttäuscht. Gleich vor Filmbeginn und am Schluss der Vorführung nochmal wird per Lautsprecherdurchsage darauf hingewiesen, dass die Brillen UNBEDINGT wieder abzugeben sind...Schade eigentlich.

YELLING TO THE SKY von Victoria Mahoney

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Es hätte eine schöne Milieustudie werden können. Oder ein eindrückliches Porträt eines jungen Mädchens, das in einer widrigen Umwelt zu sich selbst finden muss. Letztlich ist Victoria Mahoneys YELLING TO THE SKY aber ein oberflächlicher Film geworden, der sich nicht recht entscheiden kann, was er sein will, und seine Protagonisten als leere Hüllen vor sich hin werkeln lässt. Das hat weder Saft noch Kraft, und ganz bestimmt keine Haltung.

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ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND von Yasemin und Nesrin Samdereli

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Was bist du?

Schon vor 7 Jahren sollte er gemacht werden, dann sprang ein Sender ab. Im Nachhinein ein Glück für den Film glaube ich. Denn es gibt die richtige Zeit für den richtigen Film. Nach nunmehr irrwitzig gewordenen Debatten über Migration und Integration im vergangenen Jahr, trifft der Film Almanya von dem Geschwisterpaar Yasemin und Nesrin Samdereli genau auf den Punkt. Das hier ist seine Zeit. Ein sehr schöner, berührender Film. Würde er nicht außer Konkurrenz laufen, wäre er ein heißer Bärenkandidat.

Ein bisschen wie bei Good bye Lenin, der auch so viele Jahre warten musste und dann lange nach der Wende in seiner Mischung aus Witz, Humor, Melancholie genau den Ton zur richtigen Zeit traf. Auch in Good bye Lenin ging es ja um die Abwehr bzw. Umarmung einer neuen Kultur und den Verwerfungen in der Familie, die Veränderungsbereitschaft auf der einen und das Verharren auf der anderen Seite.

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SCENES FROM THE SUBURBS von Spike Jonze

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Das Herz schlug schneller, als ich die Pressemittleilung las: Arcade Fire kommen nächste Woche nach Berlin, um den von ihnen produzierten Kurzfilm von Spike Jonze vorzustellen. Es ist wohl neben The Wall von Pink Floyd einer der wenigen Filme, die auf Grundlage eines Albums zustande kamen. Er heißt Scenes from The Suburbs und erzählt sehr fragmentarisch, in angedeuteter Handlung die Geschichte einer Gruppe Freunde in einer Art-Township-Suburbia in den USA. Dort geht offenbar ein seltsamer Krieg vor sich, Amerika ist ein Polizeistaat geworden: Armee auf den Straßen, Kontrollen, Hausdurchsuchungen und Erschiessungen Tag und Nacht in den idyllisch sauberen Vorortstraßen.
Die Teenager ahnen, das etwas vor sich geht, interessieren sich aber nicht so richtig, beobachten meist aus der Ferne. Sie tun vor allem, was Jugendliche eben so tun. Bis einer ihrer Freunde mit hineingezogen und Opfer der paranoiden Stimmung wird.

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AMNISTIA von Bujar Alimani

Filmstill zum Film AMNISTIA von Bujar Alimani

"Wenn man keine Dialoge schreiben kann, dann lässt man sie halt weg." Naja, Frau Sitz-Nachbarin...ganz so einfach wollen wir es uns dann doch nicht machen. Klar stimmt das irgendwo. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Regisseur Bujar Alimani seine Bilder Stück für Stück immer weiter reduziert hat, bis schließlich nur noch das zu Hören und zu Sehen ist, was es zum Erzählen der Geschichte unbedingt braucht.

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DIE AUSBILDUNG von Dirk Lütter

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(Un)Freiwillige Selbstkontrolle

Jan ist 20 und arbeitet in einem Call Center. Jan will alles richtig machen – immer. Denn Jan ist noch in der Ausbildung und will danach unbedingt übernommen werden. Er steht unter Druck und will mit eiserner Selbstdisziplin standhalten. Regisseur Dirk Lütter zeichnet in seinem Langfilm-Debüt ein Bild der modernen Arbeitswelt und erzählt gleichzeitig eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Sein präzises, realistisches Drehbuch versetzt seine Hauptfigur in eine Situation, in der ihr immer mehr Verantwortung aufgebürdet wird: Die schlechte Performance der Abteilung, in der Jan arbeitet, die Veränderungen im Betrieb, in der Jans Mutter auch Betriebsrätin ist, und schließlich seine Liebe zur neuen Zeitarbeiterin Jenny – alles das sind Konflikte, die von Jan Entscheidungen verlangen.

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Wenn wieder Berlinale ist...

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Wenn junge, lächelnde Menschen Rotwein aus der Flasche trinken am roten Teppich, ja dann ist wieder Berlinale.

Wenn schwarze Brillen italienisch-eckig oder japanisch-rund oder deutsch-horn-opa sind, Hemden auch mal gelb oder Pink sein dürfen, Frisuren 200 Euro kosten, wenn Ausschnitte so tief, wie das Haushaltsloch der Stadt, wenn Männeruhren so groß wie Toaster sind, wenn Limousinenfahrer mit Werbung auf dem Hemdkragen in ihrer Pause Rilke lesen, dann ist wieder Berlinale.

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QUALUNQUEMENTE (Whatsoeverly) von Giulio Manfredonia

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Selbst Satire übertrifft kaum die Wirklichkeit in Italien

War auf dem Weg in einen Film aus den USA, als Handzettel verteilt wurden, die das Elend der italienischen Kulturindustrie beschrieben, es tauchten plötzlich viele hübsche Frauen mittleren Alters in Pelzmänteln auf und Männer mit grau melierten Haaren und sehr gut sitzenden Anzügen, ein freundlich aufgeregtes Geschubse und Geplapper und Geschiebe setzte ein: der italienische Film Qualunquemente hatte Premiere im Panorama.

Das Problem des Films: Die größte denkbare Satire ist die Wirklichkeit in Italien, nur dass so viele Italiener das nicht begreifen wollen. Wie sagte Romano Prodi in einem Interview: die Berlusconi Wähler, das sind all diese Zweite-Reihe Parker, die nie in den Rückspiegel sehen. Und Silvio ist ihr Held, weil er sich seine Gesetze nun selbst macht und la famiglia (und die Freunde und Gönner) versorgt wie einst der Padrone. Womit auch die Handlung dieser Groteske vom Regisseur Gulio Manfredonia beschrieben wäre. Er zeigt das Setting der italienischen Politwirklichkeit in einer Kleinstadt in Kalabrien. Eine Art italienischer NeoSurrealismus mitten im Leben.

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EL PREMIO von Paula Márkovitch

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Ein kleines Mädchen stapft auf Rollschuhen einen unwirtlichen Strand entlang. Der Wind zerrt an ihren Haaren und Kleidern, und der nasse Sand macht das Rollen der Räder unmöglich. Die Widrigkeiten der Elemente sind nicht die einzigen Hindernisse, mit denen Cecilia zu kämpfen hat. Paula Márkovitchs Spielfilmdebut EL PREMIO zeigt ein Kinderschicksal in Argentinien in den Zeiten der Militärdiktatur.

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UTOPIA LTD von Sandra Trostel

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Robota unterwegs in Sachen Selbstverwirklichung

„Mach doch bitte mit, so macht doch bitte mit. Tanz doch bitte mit, so tanz doch bitte mit“ – singen 1000 Robota im ersten Song ihres Debütalbums von 2008. Das ist die Aufforderung, das ist das Programm. Denn die drei von 1000 Robota wollen etwas: Sie wollen eine neue Jugendbewegung entstehen lassen, von denen sie ihren Kindern später erzählen können. Größenwahnsinnig? Aber sicher! Warum soll man mit 17 und 18 – so alt sind Anton Spielmann, Jonas Hinnerkort und Sebastian Muxfeldt als sie zum ersten Mal in Studio gehen – auch nicht größenwahnsinnig sein?

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MARGIN CALL von JC Chandor

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Und noch ein Film, der uns in der Sprache des Thrillers die große Finanzmarktkrise des 21. Jahrhunderts nahe bringt. JC Chandor hat für sein Spielfilmdebüt MARGIN CALL Stars wie Kevin Spacey und Jeremy Irons an Land gezogen, die ihre Sache sehr ordentlich machen, und zieht auch optisch alle Register: Mit Panoramaschwenks über Manhattan wird nicht gegeizt. Das dramatische Geschehen in einer Investmentbank an der Wall Street wird binnen einer Nacht und eines Vormittages ein Erdbeben auslösen – und Chandor tut uns den Gefallen, die komplexe Materie von den Spezialisten wiederholt so erklären zu lassen, dass auch ein Kind sie verstehen könnte (anscheinend weil sonst der Oberboss auch nur Bahnhof verstünde – oh süße Lügenwelt Hollywood…).

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Das Gewusel geht los

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Nach dem Auftritt der Coen-Brüder gab es heute mit Kevin Spacey und Jeremy Irons für Kameramänner und Fotografen wieder einiges zu tun. Sie gaben sich die Ehre, um mit Regisseur J.C. Chandor dessen Debüt MARGIN CALL vorzustellen.

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Kevin Spacey, Jeremy Irons und J.C. Chandor

Gut aufgelegt spielten sich Spacey und Irons gegenseitig die Bälle zu. Jeremy Irons: "The only problem with the movie is Kevin Spacey", darauf Spacey: "The problem with Jeremy is: he never learns his lines."

Offener Brief von Jafar Panahi

Aus der Haft heraus hat Jafar Panahi einen ergreifenden Brief geschrieben, der von seiner außerordentlichen persönlichen Courage und seiner unerschöpflichen Hoffnung in die Kraft des Filmemachens und auf eine bessere Welt Zeugnis ablegt. Im Folgenden der Text seines Briefes:

In der Welt eines Filmemachers fließen Traum und Realität ineinander. Der Filmemacher nutzt die Wirklichkeit als Inspirationsquelle, er zeichnet sie in den Farben seiner Vorstellungskraft. Damit schafft er einen Film, der seine Hoffnungen und Träume in die sichtbare Welt trägt.

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TRUE GRIT von Joel und Ethan Coen

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Coming of Age mal anders

Ein Western, der eigentlich kein Western ist. Eine toughe Heldin, die gerade mal vierzehn Jahre zählt, und ein alternder Marshall, der in seiner Bräsigkeit und Schlampigkeit stark an den Dude aus THE BIG LEBOWSKY erinnert – und, siehe da, er wird gespielt von Jeff Bridges. Joel und Ethan Coen haben der Berlinale mit TRUE GRIT einen fulminanten Eröffnungsfilm geschenkt. Ziemlich gerade heraus und doch deutlich mit dem immer ein wenig verdreht um die Ecke kommenden Humor der Coen-Brüder versehen.

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Solidarität mit Jafar Panahi

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Quelle: Berlinale

Der iranische Regisseur Jafar Panahi ist Berlinale-Jurymitglied. Doch sein Stuhl bleibt leer. Er sitzt im Gefängnis, weil er Künstler ist, weil er Filme macht. Wunderbare Filme, mutige Filme, Filme in der Tradition der großen Filmnation Iran - und Filme, vor deren Ausdruckskraft sich ein iranischer Staat fürchtet, der die Freiheit seiner eigenen Bürgerinnen und Bürger gewaltsam unterdrückt. Die Berlinale ist solidarisch. Und wir auch! Am 11. Februar - dem 32. Jahrestag der Islamischen Revolution - färben wir in Solidarität mit der grünen Demokratiebewegung unsere Webseite grün und folgen damit einem Aufruf der taz, die auch eine Petition gestartet hat. Die Berlinale zeigt in allen Sektionen Filme von Panahi und vranstaltet eine Podiumsdiskussion.

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Festivalblog-Interview: Sandra Trostel über UTOPIA LTD

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Sandra Trostels erster langer Film UTOPIA LTD ist eine Dokumentation über das Musikgeschäft, die am morgigen Freitag um 19.30 Uhr im Cinemaxx 3 die Perspektive Deutsches Kino eröffnet. Sie hat die ersten Karriereschritte der jungen Hamburger Band 1000 Robota fast zwei Jahre lang begleitet. Herausgekommen ist ein spannender Film über drei Jungs, denen Musik noch etwas bedeutet und eine interessante Momentaufnahme von Jugendkultur und Pop-Musik in der Klemme zwischen Kunst und wirtschaftlichen Zwängen. Festivalblog hat die Filmemacherin interviewt.

Warum wolltest Du einen Film machen, der sich mit 1000 Robota beschäftigt?
Das war eigentlich Zufall. Ich habe sie zum ersten Mal bei einem Konzert gesehen, als sie als Vorband von Superpunk gespielt haben. Das war auch eines ihrer ersten Konzerte. Sowas hab‘ ich lange nicht gesehen – sowas Energetisches, Anklagendes, frei Rausgesprochenes. Einfach die Art, wie sie sich gegeben und auf der Bühne verhalten haben und die Texte ihrer Lieder.

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The revolution will (not) be televised

EGY

In Ägypten gehen Millionen mutiger Menschen auf die Straße, um Mubarak aus dem Amt zu jagen und Jahrzehnte eines repressiven und undemokratischen Systems zu beseitigen. In Tunesien hat schon vor Wochen Diktator Ben Ali seinen Koffer (inklusive zusamengeraffter Reichtümer) gepackt und Hals über Kopf das Land, das er mit eiserner Hand regiert hat, verlassen. In Jordanien, in Algerien, im Jemen, in der ganzen Region brodelt es. Leider, leider spiegelt sich das nicht im Berlinale-Programm wider...

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Berlinale Tipps: Pressekonferenzen Fragen

George Clooney in Afrika

Bei den Pressekonferenzen auf der Berlinale scheint sich der Intelligenzquotient der Fragenden gegenläufig zur Berühmtheit der befragten Schauspieler oder Regisseure zu verhalten.

Sehr beliebt sind Fragen wie: „Wie war die Arbeit mit Regisseur X?“, oder „Wie gefällt Ihnen Berlin?“

Manchmal ist aber eine Frage gar keine Frage, sondern ein Angebot. George Clooney kennt sich damit aus. Eine sichtlich aufgeregte und sichtlich extra für die Pressekonferenz herausgeputzte junge Dame wandte sich vor ein paar Jahren mit den einleitenden Sätzen an ihn: „Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, aber wir haben uns im vergangenen Jahr in Cannes kennen gelernt“. Darauf Clooney: „Ich würde nicht sagen, dass wir uns kennen gelernt haben“. Sehr hübsch. War aber wahrscheinlich inszeniert, oder kann das Leben manchmal einfach ein solches Geschenk sein?

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Berlinale Tipps: Rauchen

Auf der Berlinale herrscht striktes Rauchverbot. Auf der Leinwand wird zwar noch eifrig gequarzt, aber vor allem bei den amerikanischen Produktionen darf man davon ausgehen, dass es sich dabei um garantiert unschädliche Kräuterzigaretten handelt. Schließlich hat der ganze unselige Nichtraucherfaschismus in Kalifornien seinen Ursprung, und die Keimzelle entstand im ach so gesundheitsbewussten Hollywood.
Für nikotinabhängige Berlinalefreunde eröffnen sich dadurch interessante wissenschaftliche Perspektiven. Alljährlich im schönen Februar kann man testen, wie widerstandsfähig der eigene Körper gegen Kälte und Zugluft ist. Denn eins ist sicher: Der gottverdammte Potsdamer Platz samt Umgebung ist nicht nur zum Herzerweichen trostlos, sondern beheimatet auch einige der kältesten Ecken Berlins. Vor jedem Kino kuscheln sich zwischen den Filmen bibbernde Ausgegrenzte zusammen, die mit ersterbenden Fingern Glimmstengel halten. Ungeschlagen auf der nach unten offenen Temperaturskala ist der Eingangsbereich vor dem Cinemaxx. Der Wind pfeift fröhlich bei Minusgraden, und die Lungen pfeifen mit.

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Berlinale Tipps: Kartentricks

„Hast Du Berlinale-Karten?“ – „Wer hat Berlinale-Karten?“ – „Gibt es noch irgendwo Berlinale-Karten?“ – „Ich würde ja so gerne zur Berlinale gehen, aber es gibt ja eh keine Karten.“ Das ist das Mantra der Berlinale-Fans. Aber: Es stimmt eigentlich gar nicht. Deshalb im Folgenden einige Tipps, wie man an die begehrten Tickets kommt.

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Berlinale Tipps: Berlinale Cafés

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Schöner Blick vom Caras auf das Treiben am Potsdamer Platz

Für die schreibende Zunft auf der Berlinale ist der Morgen ein Problem. Die Gründe liegen auf der Hand: man hat bis spät in die Nacht an einem Artikel geschrieben, zu lange gefeiert oder diese und jene Spätvorstellung mitgenommen. Man ist deshalb für jede Minute Schlaf dankbar. Die ersten Pressevorstellungen beginnen bereits um 9 Uhr. Frühstück im Bett fällt aus, stattdessen schnell frisch gemacht (schließlich will man kein unangenehmer Sitznachbar sein) und ab geht es in U- oder S-Bahn zum Potsdamer Platz.

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Berlinale Tipps: Essen & Trinken ohne wirkliche Geheimtips

Geheimtipps gibt es rund um den Potsdamer Platz so gut wie keine. Dafür ist dieser Ort viel zu offen und windig und „unstädtisch“, ja unberlinerisch im Sinne von „zu entdecken“. Der einzige Geheimtip und ausgefallenere Ort, die „Panorama Lounge“ im Rücken des Geländes, konnte sich nicht durchsetzen und ist seit dem vergangenen Jahr verschwunden.

Ansonsten: Ketten und solche, die sich an Ketten orientieren, dominieren rund um die und in den Arkaden. Die Preise sind unterschiedlich hoch, man kann wohl davon ausgehen, dass der Starbucks in den zehn Tagen Berlinale ein Viertel seines Jahresumsatzes macht. Alle anderen, Tschibo, Dunkin Donuts, Balzac und wie sie alle heißen, machen Espresso und Milchkaffee von ähnlich durchwachsener Qualität.

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Bären App

Endlich: auch die Berlinale macht sich mobil. Nachdem bereits letztes Jahr eine für Smartphones optimierte Webseite zur Verfügung stand, gibt es nun auch die Berlinale iPhone App. Neben Programm- und Veranstaltungssuche bietet die App detaillierte Infos zu den Berlinale-Filmen sowie Livestreaming der Pressekonferenzen. Wir werden die App im Feld erproben.

Berlinale Tipps: Berlinaledepression

Keine Frage, die Berlinale ist eine tolle Sache, aber …Hinter diesem aber lauert sie: die Berlinaledepression – in jedem Jahr. Es gibt kein Entrinnen.
Es ist so: Die ersten drei Berlinaletage vergehen wie im Flug. Es läuft, ich sehe jeden Tag zwei bis drei Filme, schreibe zügig Kritiken, die Laune ist gut. Dabei ist es ziemlich egal, ob die Filme gut oder schlecht sind. Denn, hey, was macht mehr Spaß als ein saftiger Verriss.

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Berlinale Tipps: Schlaf und Müdigkeiten

Müdigkeit ist eine Frage des Willens und des Charakters. Der Wille zur Müdigkeit. Denn auf der Berlinale müde zu sein, ist nicht erlaubt, geradezu unprofessionell, was für Heulsusen, die der Bilderflut, Mangelernährung, dem Gerenne und Gerede, den Partys und dem Schlafentzug nichts mehr entgegenzusetzen haben. Hirn und Körper dimmen sich runter wie das Licht in den Kinosälen und dann schnarcht es im Dunkeln von links und rechts. Was die werten Kollegen aber nicht abhält, anschließend über den Film zu berichten oder heftige Debatten über seinen Spannungsbogen zu führen. Kinoschlaf gilt nicht als Schlaf, sondern als tranceartige, alle Sinne auf Aufnahme geschaltete Kritikerhaltung, um Bilder und Töne bis in die tiefsten Tiefen des „Selbst“ vordringen zu lassen. Um wirklich zu verstehen.

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Perspektive Deutsches Kino: Robota, Kühe und Blaukraut

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Elf Beiträge bewerben sich im zehnten Jahr in der Perspektive Deutschen Kino um den Preis „Dialogue en Perspective“, der seit 2004 vom Deutsch-Französischen Jugendwerk vergeben wird. Vorsitzender der Jury, in der Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Bosnien-Herzegowina ihren Favoritenfilm küren, ist 2011 Romuald Karmakar. Im Programm sind sechs Spielfilme und fünf Dokumentarfilme vertreten, darunter auch einige mittelange Filme mit einer Länge zwischen 20 und 60 Minuten. UTOPIA LTD. von Sandra Trostel, eine Dokumentation über den Weg der Hamburger Band 1000 Robota in das Musikbusiness, eröffnet die Sektion am Freitag, 11. Februar, um 19.30 Uhr im Cinemaxx 3.

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Berlinale Programm ist online

Es ist soweit: Heute wurde auf einer Pressekonferenz von Dieter Kosslick und den Leitern der verschiedenen Sektionen das Programm für die Berlinale 61 vorgestellt. Gleichzeitig wurde auch das komplette Programm online geschaltet. Bis Montag den 7. Februar hat man Zeit, sich seinen persönlichen Berlinale-Plan zusammenzustellen. Dann beginnt der Vorverkauf für die ersten Vorstellungen. Wer sich bis nächste Woche schon in Stimmung bringen will, kann sich jetzt schon die Trailer für die Berlinale 2011 anschauen.

Berlinale Tipps: Toiletten-Tipps für sie

Das Klo als Chance und Risiko

Auf der Berlinale ist das Klo eine lästige Notwendigkeit. Hektisch unterwegs zum nächsten Film, die Blase wegen des saukalten Wetters ohnehin nicht die belastbarste, muss man noch schnell „um die Ecke“. In den Kinos ist das zumeist eine Zumutung. Abgesehen von der olfaktorischen Belastung, die nun mal so ein Massenansturm auf die paar Toiletten im Cinemaxx hervorruft, sind es vor allem die Schlangen in und vor dem Damenklo, die den Gang zur nervlichen Belastung werden lassen. Kein freies Örtchen, nirgends.

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