AMNISTIA von Bujar Alimani

Filmstill zum Film AMNISTIA von Bujar Alimani

"Wenn man keine Dialoge schreiben kann, dann lässt man sie halt weg." Naja, Frau Sitz-Nachbarin...ganz so einfach wollen wir es uns dann doch nicht machen. Klar stimmt das irgendwo. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Regisseur Bujar Alimani seine Bilder Stück für Stück immer weiter reduziert hat, bis schließlich nur noch das zu Hören und zu Sehen ist, was es zum Erzählen der Geschichte unbedingt braucht.

Elsa und Shpetim teilen das selbe Schicksal. Ihre beide Ehepartner sitzen im Gefängnis und die Erlaubnis der Gefängnisleitung, sich einmal im Monat mit einem Ritual daran zu erinnern, was man früher einmal mit dem/der Geliebten geteilt hat, bereitet ihnen keine große Freude. Was sie auf einem abgenutzten Bett in einer schäbigen Gefängniszelle Monat für Monat zu ertragen haben als "Eheliche Pflichterfüllung" zu bezeichnen, wäre eine starke Untertreibung. Wir können daher verstehen, dass beide nach Fluchtwegen aus ihrer ganz anderen Gefangenschaft suchen.

Amnistia bringt die Verzweiflung der beiden Hauptcharaktere und die Trostlosigkeit ihres Alltags gut rüber. Auch die Mittel, die Alimani nutzt, erfüllen zunächst ihren Zweck. Durch die vielen kleinen Auslassungen muss der Zuschauer aktiv in die Geschichte eingreifen und Überbrückungsarbeit leisten. Dadurch ist man näher dran an der Geschichte. Auch die Wahl der Bildausschnitte und -folgen ist sehr gelungen. Eine besonders gute Idee war, zunächst nur den Arm oder die Schulter der Ehepartnern zu zeigen. Im Laufe des Films wird dann zwar immer mehr gezeigt, aber nie die Ansicht von vorne. Diese Gesichtslosigkeit verstärkt die dunkle albtraumhafte Wirkung, die die Ehepartner auf Elsa nd Shpetim ausüben.

Gegen Ende des Films wird es der formalen Strenge dann aber doch etwas zu viel. Wichtige Puzzleteile in der Geschichte finden keinen Anschluss mehr. So bleibt es ein Rätsel, warum die noch immer attraktive Elsa mit dem nicht nur sehr viel älteren sondern auch sehr unsicherem Sheptim eine Beziehung anfängt.

Das Ende verstört und enttäuscht. Während sich Alimani zu Beginn noch sehr viel Zeit zum Erzählen nimmt, wirkt es am Schluss so, als ob er für die Fertigstellung seines Films nicht mehr genug Zeit gehabt hätte. Er hetzt förmlich auf die Katharsis zu.

Trotz allem ermöglicht das Forum mit Amnestia mal wieder einen Einblick in fremde Welten, den man sonst nie bekommen würde. Auch durch die hervorragenden Darsteller sind die 83 Minuten Abtauchen in fremde Leben keine verschwendete Zeit.

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Titel

Orignaltitel

Amnistia

Englischer Titel

Amnesty

Credits

Regisseur

Bujar Alimani

Schauspieler

Luli Bitri

Todi Llupi

Karafil Shena

Land

Flagge AlbanienAlbanien

Flagge FrankreichFrankreich

Flagge GriechenlandGriechenland

Jahr

2011

Dauer

83 min.

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