KAMPF DER KÖNIGINNEN von Nicolas Steiner

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Die Kuh - Freundin und Kämpferin

Diese Königinnen tragen keine Krone, sondern Hörner. Die Protagonistinnen von Nicolas Steiners Dokumentarfilm sind Kühe. In den Nebenrollen agieren ihre Besitzer, die einem alten Schweizer Brauch frönen und die vierbeinigen Milchspender zum Kampf antreten lassen. Als Siegestrophäen gibt es, was sonst, prunkvoll gestaltete Kuhglocken.

Steiner folgt als Beobachter dem Bauern Bert Branschen und seiner „Dominga“, einem jungen Schweizer Radiojournalisten, der über das Spektakel berichtet und eine Jungsclique Moped-Fahrern, die sich weniger für die Kühe als vielmehr für eine attraktive jugendliche Kuhbesitzerin interessieren. Der Regisseur filmt in schwarz-weiß und ist immer nah dran. Kuh Dominga kaut in aller Seelenruhe, trottet in den Hänger und ist von der ganzen Angelegenheit offensichtlich viel weniger beeindruckt als ihr nervöser Herr (bei Kühen klingt Herrchen definitiv unangemessen).

Nun ist es ja so, dass sich beim Wort Kuhkampf das Herz eines jeden vernünftigen Menschen zusammenzieht. Ist das jetzt eine Schweizer Unart, die bisher nur deshalb im Verborgenen blüht, weil sich ein echter Schweizer Bauer natürlich nicht so dämlich aufgockelt wie ein spanischer Torero? Das Bemerkenswerte ist, dass Steiners Film die Kuhbesitzer nicht als tierverachtende Irre oder bestenfalls als Spinner mit einem skurrilen Hobby darstellt. Hier wird Brauchtum betrieben. Und wer die Bauernfamilie Brantschen mit Dominga im Stall und auf dem Turniergelände sieht, kann nicht bestreiten, dass Dominga eben ein echtes Mitglied dieser Familie ist.

Nun ist der Kampf selbst nicht so martialisch, wie das Wort vermuten lässt. Aber es ist doch schon sehr spektakulär, wenn die Kühe in der Arena die Köpfe nach unten nehmen, die Hörner einhaken und versuchen sich aus dem Weg zu schieben. Schließlich wiegt so eine Kuh zwischen 500 und 750 Kilo. Die Kamera folgt dem Ganzen mit großer Ruhe und die Kämpfe selbst – gewonnen hat die Kuh, die ihre Gegnerin nach hinten schiebt und zum Abdrehen zwingt – werden in sehr faszinierenden Superzeitlupen gezeigt. Dabei kommt es manchmal auch zu Verletzungen, das verschweigt der Film nicht. Aber erneut ertragen das die Kühe gelassener als die Bauern. Schließlich geschieht dieses Kräftemessen auch mal auf der Weide.

KAMPF DER KÖNIGINNEN hat fast etwas Meditatives in der Art und Weise, wie es das Fremde zeigt. Ob jetzt eher die Kühe oder die Schweizer das Fremde sind, möge jeder für sich entscheiden und genauso über die moralische Bewertung eines Kuhkampfes. Wer sich einfach mal darauf einlässt, kann diesen Film sehr genießen.

Kommentare ( 2 )

...hab den film sehr genossen, auch der walliser grind ist sehr authentisch daher gekommen, ich kannte die ganzen lokakitäten und "Bauern" wie die tanke in turtmann, den brantschen etc. ich arbeite dort im Turtmanntal als Rinderhirt. hab mit Dir (Nicolas) nach dem film kurz gesprochen,... man sollte den film wirklich einigemale auch dort zeigen, ich bin mir sicher der zulauf ist gross, am besten open air ( vielleicht sogar in der arena selbst; auch in raron gibt es so eine schoene naturarena ) dann viele mir noch das gampel openair ein und da hinten irgentwo bei visperterminen gibt es im sommer auch noch ein openairkino.
ich bin anfang juni wieder im Turtmanntal, wenn du adressen / unterstützung brauchst:knorr_andreas@hotmail.com

gruss, andreas

Die Kombination der slow motion Bilder und die Musik = Gänsehaut Moment im Kino
Danke für diesen eindrucksvollen Einblick in eine Tradition der Schweiz
Gruß Christine

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Titel

Orignaltitel

Kampf der Königinnen

Englischer Titel

Battle of the Queens

Credits

Regisseur

Nicolas Steiner

Drehbuch

Produzent

Malte Can

Kamera

Markus Nestroy

Schnitt

Kaya Inan

Musik

John Gürtler

Jan Miserre

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge SchweizSchweiz

Jahr

2011

Dauer

70 min.

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