Zeugen einer untergegangenen Kultur
Es geschah in alter Zeit in einem fernen Land jenseits des Meeres. Große Blechvögel schwebten herab, ihren Bäuchen entstiegen Frauen des nördlichen Europas und aus emotional eher kargen Ländern wie Deutschland oder Österreich. Diese Frauen dürsteten, sie dürsteten nach Liebe und Zuneigung, weil die Männer in der Heimat gefühllose Deppen waren, die Sandalen trugen und die Sportschau gucken wollten. Und siehe, die Frauen wurden mit offenen Armen empfangen von den Kamakia, den vom Eros geküssten, sonnengebräunten Helden der griechischen Inselwelt mit ihrem wallenden Brusthaar und ihren Virilität ausstrahlenden Schnäuzern. Alsbald herrschte eitel Freude unter den Frauen, die in den Armen der Männer lagen – mit etwas Sirtaki, Oliven mit Schafskäse und einem kleinem Ouzo und es war allen ein großes Wohlgefallen.
Diese sagenumwobenen Kamakia bringt uns Jasin Challah in seinem Dokumentarfilm näher. Das ist sehr, sehr komisch und eine echte Rarität in der Perspektive, in der ansonsten Humor dünn gesät ist. Ergraute aber immer noch lebenslustige Griechen erinnern sich redselig an bessere Zeiten, in denen die Frauen aus dem Norden sie aushielten und dafür einen attraktiven Lover für die Urlaubszeit bekamen. Sie reden darüber wie über eine untergegangene Kultur, denn dann kam das böse HI-Virus und bereitete dem fröhlichen Ringelpietz mit nicht nur Anfassen ein Ende.