Berlinale Halbzeit

Die Hälfte der Berlinale liegt schon hinter uns. Eine gute Gelegenheit für einen Zwischenbericht zum bisherigen Festivalverlauf.

FORUM

Das Forum zeigt wieder einmal, wie vielfältig die internationale Filmlandschaft eigentlich ist. Anders als in den letzten Jahren, gab es bisher (zumindest im Festivablog-Programm) keinen wirklichen Ausrutscher. Überzeugen konnten u.a. der unaufgeregt schön erzählte "Emanzipationsfilm" KAREN WEINT IM BUS, das bunte Drachendrama PATANG und der Hongkong Action-Thriller THE STOOL PIGEON. Einen treffenden und humoristischen Einblick in die Online-Dating-Szene gab E-LOVE. Filme, die eher einen gemischten Einblick hinterließen, waren AMNESTIA und AUF DER SUCHE. Sie können aber den guten Eindruck nicht mindern. An dieser Stelle soll auch das Programmheft des Forums mal gelobt werden. Keine Sektion schreibt mit soviel Herzblut die Beschreibungstexte zu ihren Filmen wie das Forum. (Andreas Tai)

PERSPEKTIVE

Einen wirklich soliden Jahrgang gibt es in diesem Jahr bei der Perspektive. Ausführlich gelobt habe ich ja schon UTOPIA LTD und DIE AUSBILDUNG. Sehenswert sind auch die drei mittellangen Filme, DIGAME, EISBLUMEN und WEISST DU ..., die ja im Dreierpack gezeigt werden. Das ist dann zwar eine sehr melancholische Angelegeheit, aber das sind gute Beispiele dafür, dass man auch in kurzer Zeit runde Geschichten erzählen kann. Dokus sind auch wieder gut vertreten mit KAMPF DER KÖNIGINNEN und ROTKOHL UND BLAUKRAUT. Viele dieser Filme gibt es sicher im Fernsehen zu sehen, leider oft vergraben auf unmöglichen Sendeplätzen. Bleibt zu hoffen, dass es einigen Filmen auch gelingt, einen Kinoverleih zu finden. Bei UTOPIA LTD ist das schon der Fall -bei vielen anderen nicht, weil das Geschäft der Verleiher angesichts der unzähligen Kinostarts immer schwieriger wird. Es gibt immer gute junge deutschsprachige Filmemacher, die aber mit zwei Problemen zu kämpfen haben: Vielen Filmen sieht man an, dass sie für das Fernsehen konzipiert wurden - nicht verwunderlich, weil die Sender bei der Finanzierung fast immer mit im Boot sind - und der Kinomarkt ist so voll, dass es kaum Raum für Newcomer gibt. (Steffen Wagner)

WETTBEWERB

Auch wenn es wie ein ewiges Berlinale-Mantra klingt, es ist dennoch wahr: Der Wettbewerb lässt in diesem Jahr so einiges zu wünschen übrig. Wirklich gute Filme, zum Beispiel. Erst mit dem iranischen Beitrag NADER AND SIMIN ist überhaupt erst mal ein würdiger Bären-Kanidat ins Rennen gestartet. Der Eröffnungsfilm TRUE GRIT lief ja leider außer Konkurrenz. Ganz schön war auch der türkische Film OUR GRAND DESPAIR, hier sehe ich allerdings keine Bären winken. Ansonsten war doch ziemlich viel Mittelmaß vertreten - und so hoffen wir mal auf die beiden letzten Festival-Tage. Ist ja schon öfters vorgekommen, dass der Wettbewerb erst zum Schluss hin so richtig Fahrt aufnimmt. (Tiziana Zugaro)

Kommentare ( 1 )

WETTBEWERB
9 Filme kommen ja noch, aber den Beschreibungen nach zu urteilen, nichts gerade Unerwartbares oder Außergewöhnliches. Was es ja auch nicht immer sein muss, aber doch schön wäre. So haben sich die Deutschen Produktionen mit ALMANYA (ausser Konkurrenz) und irgendwie auch SCHLAFKRANKHEIT auf das heiße Thema Integration gestürtzt, die anderen beiden auf typische deutsch/österreichische Beiträge: Nazis (MEIN BESTER FEIND) und RAF (WER WENN NICHT WIR). Jetzt heißt es warten.

FORUM
Bis auf den "smart ass" Film, eine Schlaumeier Studie zur Kunstgeschichte und Architektur und unfassbar langweilig EINE SERIE VON GEDANKEN, überraschend gute Filme gesehen. Ob die großartige Doku THE BALLAD OF GENESIS UND LADY JAY oder der schöne Film HOUSHOLD X bis hin zu dem versponnenen 20 CIGARETTES von James Benning. Schön.

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