DREILEBEN:
ETWAS BESSERES ALS DEN TOD von Christian Petzold

etwas_besseres.jpg

In die dunklen Tiefen des Thüringer Waldes führt der Beitrag von Christian Petzold zum Gemeinsamschaftsprojekt Dreileben. Die beim Projekt vorgegebene Rahmenhandlung um den ausgebrochenen Straftäter dient hier vor allem als bedrohliches Randelement, im Zentrum der Handlung steht eine Liebesgeschichte: Der Zivildienstleistende Johannes arbeitet in einem Krankenhaus und verliebt sich in die junge Ana, die in einem benachbarten Hotel als Zimmermädchen jobbt. Schon bald führen die unterschiedlichen biografischen Hintergründe der beiden zu ersten Spannungen in der Beziehung.

Noch viel mehr als die Story selbst, fasziniert die Art, wie hier erzählt wird. Bereits der Filmtitel von Petzolds Beitrag ist der Märchenwelt entlehnt und tatsächlich erinnert vieles an märchenhafte Traumsequenzen. Über allem liegt ein halbbewusster Schleier, gezeigt werden nur Ausschnitte aus einem großen Ganzen, dass in seiner Gesamtheit verborgen bleibt und nur erahnt werden kann. Die Bewegungen der Hauptfiguren erscheinen häufig ebenfalls wie im Halbschlaf und ihre Handlungen bleiben ohne echte Konsequenzen, Geräusche werden überdeutlich hörbar, Personen sind lange nur von hinten sichtbar bis sie sich dann endlich umdrehen. Es wird überhaupt viel geschlafen in diesem Film, schon in der Anfangsszene ist Johannes bei der Nachtschicht im Krankenhaus eingeschlafen, die Außenwelt sieht er nach dem Erwachen nur grau in grau durch eine Überwachungskamera. Auch vor seiner zweiten Begegnung mit Ana im nächtlichen Wald ist Johannes nach einem Bad im See nackt eingeschlafen.

Immer wieder folgt die Kamera Johannes und Ana, wenn sie Hand in Hand wie Hänsel und Gretel ins dunkelgrüne Dickicht des Waldes verschwinden und dort den immer gleichen Weg gehen. Die Räuber, die laut Volksmund ja bekanntlich im Wald lauern, werden hier ersetzt durch den geflohenen Sexualstraftäter, dessen Anwesenheit über allem liegt als latente Bedrohung der jungen Liebe. Ana wird in den Schlussszenen immer mehr als eine Art modernes Rotkäppchen in Szene gesetzt und wenn sie in ihrem roten Kleid mit dunkelrotem Lippenstift durch den Wald flieht, ahnt man, dass die bevorstehende Begegnung mit dem bösen Wolf nicht gut ausgehen wird.

Wie ein hypnothischer Sog zieht der Film immer tiefer in die Handlung hinein und wenn dann auf einmal das Licht angeht, ist das genauso unangenehm, wie das zu frühe Klingeln des Weckers am Morgen.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Dreileben: Etwas Besseres als den Tod

Englischer Titel

Beats Being Dead

Credits

Regisseur

Christian Petzold

Schauspieler

Kirsten Block

Rainer Bock

Vijessna Ferkic

Jacob Matschenz

Luna Mijovic

Jahr

2011

Dauer

88 min.