Die Gewinner der diesjährigen Berlinale stehen fest. Es war eine der emotionalsten Preisverleihungen der letzten Jahre. Besonders sprachlos waren Maren Ade und Birgit Minichmayr über die Preise für "Alle Anderen" und Adrián Biniez, der für sein Debut "Gigante" gleich drei Preise holte.
Hier der Überblick über die offiziellen Preise der Berlinale 2009:
Goldener Bär für den besten Film
"La teta asustada / The Milk Of Sorrow" von Claudia Llosa
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Die Preisverleihung der unabhängigen Jurys in der Landesvertretung des Saarlands hat Tradition. Sie ist oft auch ein Indikator, wer heute Abend einen Bären bekommen könnte. Danach läge Hans Christians Schmid ganz weit vorne. Er wurde gleich mit drei Preisen bedacht.
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Roadmovie abseits der Straße
Schneelandschaften und eine Art moderner norwegischer Cowboy, der begleitet von Country Musik durch diese Stille unterwegs ist. Er will nach Norden, ohne genau zu wissen, was er dort tun wird. Nur hinkommen will er, und hat damit das gute alte Motto Der Weg ist das Ziel wieder zum Leben erweckt.
Lange habe nicht mehr die Wiederauferstehung eines Helden mit soviel Humor, Traurigkeit und Alkohol gesehen. Toll.
Continue reading ""North / Nord" von Rune Denstad Langlo" »

Das Blöken der Schafe
Das Schaf hat es nicht einfach. Es muss mit dem Klischee leben ziemlich verblödet zu sein. Dabei stimmt das gar nicht. Schafe sind nicht dumm. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie die gleichen Hirnstrukturen besitzen wie Menschen. Mit „Sweetgrass“ bringen uns die Regisseure Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbasheine eine weitere unbekannte Seite des Schafs näher. Nach zwei Stunden ihres Films, sind wir auch von der Ästhetik unser wolligen Freunde begeistert.
Continue reading ""Sweetgrass" von Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbash" »

Katalin Varga mag einer der absonderlichsten Filme im Wettbewerb dieser Berlinale sein; einer der besten ist er sicherlich nicht. Dafür scheinen Geschichte und Erzählform viel zu unentschieden und klischeebeladen.
Continue reading ""Katalin Varga" von Peter Strickland" »

13 kurze Filme, die zusammen Deutschland 2009 beschreiben wollen. Episodenfilme von sehr unterschiedlichen deutschen Regisseuren. Zuletzt versuchte „Paris je t‘aime“ die Stadt Paris zu fassen zu bekommen, oder vor einigen Jahren der Film 9/11, der versuchte, die Welt nach dem 11. September filmisch zu durchwandern.
Nun also Deutschland ’09. ...2009 , das Superwahl-Jubiläums Jahr: 20 Jahre Wende, 20 Jahre Love Parade, 60 Jahre BRD (die DDR bleibt auf immer 40) und 250 Jahre Schiller - und 100 Jahre Heinz Erhard.
Und dann ist dieser Film auch noch ein Remake, nämlich von Kluges, Fassbinders, Schlöndorffs u.a. „Deutschland im Herbst“ - ebenfalls etwas mehr als 30 Jahre her. Und Herbst ist jetzt ja auch wieder - irgendwie. Aber etwa 10 der 13 Beiträge sind langweilig, viel zu naheliegend, uninspiriert und bieder.
Continue reading ""Deutschland 09 - 13 Kurze Filme zur Lage der Nation" von vielen Regisseuren" »

"Soul Power“ mit diesem Song eröffnen der Godfather of Soul and the Mighty JBs den Film, mit “Say it Loud (I’m black and Proud)” beenden sie die Dokumentation über das Soul Power-Festival 1974 in Kinshasa im Rahmenprogramm zum “Rumble in the Jungle” Ali vs. Frazier. Jeffrey Levy-Hinte hat aus mehreren Tagen Filmmaterial – allein 12 Stunden Konzert-Footage – einen Musikfilm im cinema verité Stil gemacht, der einen auf eine Klassenfahrt der Elite-Soulschule nach Zaire mitnimmt. Dabei sind neben James Brown, Bill Withers, Miriam Makeba, B.B. King und die Spinners in einer Soundqualität, die sich mit den besten Musikfilmen von heute messen kann.
Continue reading ""Soul Power" von Jeffrey Levy-Hinte" »

Joe Dallesandro war der erste Schauspieler, der sich in den Kunstfilmen von Warhols Factory auszog und "full-frontal“ vor der Kamera agierte. Nach drei Filmen ("The Loves of Ondine“, "Lonesome Cowboys“, "Flesh“) war er 1968 eine Sex-Ikone und spukte fürderhin durch die Köpfe von Männern und Frauen des Underground. Dallesandro – wegen seines Tattoos auf dem rechten Oberarm nur "Little Joe“ genannt – sah und sieht das alles mit erfrischender Gelassenheit. "So? Das war also Kunst?“, fragt er im Dokumentarfilm von Nicole Häusser. "Meine frühen Aktfotos waren Pornographie und im Film ist es Kunst? Na gut.“
Continue reading ""Little Joe" von Nicole Haeusser" »

Einer nach dem anderen stehen sie auf: die Presseleute bei der Filmvorführung von "Rage". Wohl keine Kunst mehr gewöhnt, möchte man ihnen hinterherrufen. Im Schreibzimmer des Pressezentrums fragt mich später eine der „Frühaufsteher“: "Hat sich irgend etwas geändert? Wurden weiter Menschen vor einem farbigen Hintergrund abgefilmt?". Nein, es hat sich nichts gerändert. Und genau das ist das Tolle an Sally Poters „Rage“.
Continue reading ""Rage" von Sally Potter" »

Happy Tears, Sad Film
Wenn ein Film viele Fragen aufwirft, dann ist es in der Regel ein guter Film. „Happy Tears“ ist irgendwie anders, obwohl mir einige Fragen einfallen: Was um alles in der Welt hat er im Wettbewerb der Berlinale zu suchen? Warum wurde er überhaupt gedreht? Und was ging in Christoph Schlingensief vor, als er diesen Film ansehen musste?
Continue reading ""Happy Tears" von Mitchell Lichtenstein" »

Wortloses Bumm-Bumm in Schwarz-Weiß
Ok, ein Stummfilm über Sex in Schwarz/Weiß. Erst ein hetero, dann homo Paare. Keine Figur spricht mit der anderen, spricht überhaupt. Es sind Stimmen da, die aus dem Kopf vielleicht kommen, Alltagsdinge denken, ohne Zusammenhang.
Das Schwarz/Weiß wird mit viel Gegenlicht und Schärfenwechsel inszeniert, starke Kontraste. Ja, ganz schön anzusehen, aber es fehlt auch hier ein Zusammenhang, oder jedenfalls ist der erkennbare reichlich prätentiös. Die einen (das hetero Paar) treffen sich in einer Westside Story-artigen Szene auf einer Brücke, tanzen im Regen und vögeln sich dann die Seele aus dem Leib. Die Schwulen finden sich in schmierigen Toiletten und Kinos, immer die Angst entdeckt zu werden. Ja und weiter?
Continue reading ""Rabioso sol, rabioso cielo / Raging Sun, Raging Sky" von Julián Hernández" »

Briefe an den Weihnachtsmann
Es war klar: es geht um Iran und da schlagen die Emotionen hoch. Meist aus Uninformiertheit, oft aus Ignoranz, fast immer dogmatisch. Dem Filmemacher wird der total unlogisch Doppelvorwurf gemacht: 1. DASS er den Film gemacht hat und 2. regten sich Leute auf, dass er NICHT gezeigt hat, was sie sehen wollten. Was wir alle aber doch wissen: die Menschenrechtsverletzungen, die Verfolgung von Homosexuellen, Intellektuellen, von Opposition und kritischen Geistlichen. Sie kritisieren die Todesstrafe und die Zensur. Diese Leute meinen es ja gut. Aber bekanntermaßen ist das Gegenteil von „gut“ sehr oft „gut gemeint“. Sie kritisieren richtige Dinge, nur ging es in diesem Film um etwas anderes. Und hätten sie zugeschaut, hätten die Aktivisten etwas lernen können.
Continue reading ""Letters to the President" von Petr Lom" »

Lieber Theo Angelopoulos, es tut mir leid, aber diesmal kann ich es verstehen, dass nach der Pressevorführung der Kinosaal nur noch halb gefüllt war. Der Versuch, eine 50 Jahre umspannende Liebes- und Familiengeschichte in miteinander verschobenen Zeitebenen auf drei Kontinenten zu erzählen, misslingt gründlich.
Continue reading ""The Dust of Time" von Theo Angelopoulos" »

Vier Hochtzeiten und ein Todefall
Was in Erinnerung bleibt sind drei Dinge: die Langsamkeit der Figuren und ihre Stille, die Treppe und der beschwerliche Weg über den kahlen Bergrücken, und wie die Hauptfigur die pinkfarbenen Kartoffeltriebe der Kartoffel in ihrer Vagina mit einer Nagelschere abknipst. Warum sie am Ende diese Kartoffel entfernt, warum sie die Mutter am Meer beerdigt, nachdem sie wochenlang unterm Bett gammelte, warum diese Figur die irrationale Angst überhaupt hat, das ist mir irgendwie nicht klar geworden. Muss es ja auch nicht, klar werden im Sinne von begreifen, aber mitfühlen will ich doch - auch das wurde einem schwer gemacht.
Continue reading ""La teta asustada / The Milk Of Sorrow" von Claudia Llosa" »

Endlich mal ein so richtig schön beschwingter Film: In Richard Loncraines „My One and Only“ folgen wir Renée Zellweger, wie sie als frisch getrennte Ehefrau mit ihrer beiden halbwüchsigen Söhnen im Gepäck in einem babyblauen Cadillac „El Dorado“ quer durch Amerika heizt, um das Glück im allgemeinen und einen neuen Ehemann im besonderen aufzustöbern. Der Film hat Flow und gute Musik, der Film hat das richtige Tempo, er hat eine Menge wundervolle One-Liners zu bieten und er erzählt eine Geschichte, die ans Herz geht, ohne kitschig zu werden.
Continue reading ""My One and Only" von Richard Loncraine" »

Zwischen den deprimierenden Auftaktszenen von „Milk“ – körnige schwarz-weiß Fernsehbilder aus dem Florida der 60er-Jahre – in denen Männer, die verzweifelt ihre Gesichter zu verbergen suchen von Polizisten in einen Transporter gezerrt werden, nur weil diese Männer schwul sind – und den Schlussbildern, in denen tausende Menschen sich in San Francisco mit dem ermordeten Harvey Milk solidarisieren, liegen 128 Filmminuten, ein Politikerleben und eine gesellschaftliche Revolution. Natürlich ist die Ermordung eines Menschen auch etwas Deprimierendes, aber diese Solidaritätsgeste war 1979 nicht nur eine der Trauer, sondern auch eine der Hoffnung: Harvey Milk hatte in nur sieben Jahren etwas für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben erreicht, dass sich durch Gewalt nicht rückgängig machen lässt.
Continue reading ""Milk" von Gus van Sant" »

Mittendrin und immer ein bisserl' neben der Spur
Sind wir die Generation Unentschieden, wie der Regisseur es nennt? Und wer ist "wir"? Die Jungs in dem großartigen Dokumentarfilm von Elmar Szücs sind alle 29, kurz vor Dreißig, die magische Grenze, wo man dann wohl doch, irgendwie, nun ja, halt erwachsen ist. Vielleicht. Alle haben diverse Studiengänge und -abbrüche, Neuanfänge, Fernreisen und Rumhängphasen, Depressionen und Arsch-Hochkrieg Versuche hinter sich, alle sind nicht verheiratet. Nur einer hat ein Kind. Und der macht den Film. Deswegen macht er den, wie die erste Einstellung von seinem selig grinsenden Sohn deutlich macht.
Continue reading ""Wir sind schon mittendrin" von Elmar Szücs" »

"Yes Men" gewinnen den Panorama-Publikumspreis
Die „Yes Men“ wollen die Welt retten – mit Kapitalismuskritik. Zu diesem Zweck führen Andy Bichlbaum und Mike Bonanno nach ihrem Film aus dem Jahr 2003 in „The Yes Men Fix the World“ zum zweiten Mal Manager, Regierungsvertreter, Wirtschaftsexperten und die Medien vor, indem sie sie einfach nachahmen. Dabei zeigt sich: wenn die Kamera angeht, reden Experten mit jedem; wenn die Powerpoint-Präsentation hochfährt, fahren Managergehirne runter und die Medien (BBC, CNN, diverse Nachrichtenagenturen) glauben und berichten eigentlich alles.
Continue reading ""The Yes Men Fix the World" von Andy Bichlbaum, Mike Bonanno und Kurt Engfehr" »

Wer noch die Gelegenheit hat, der sollte sich „Fig Trees“ anschauen. Natürlich gibt es 100 andere Filme, die wir uns auch noch auf der Berlinale anschauen sollten. Doch „Fig Trees" wird man so schnell nicht mehr zu sehen bekommen, denn seine Heimat sind die Filmfestivals. Darauf zu warten, dass der Film ins Fernsehen kommt, ist keine Alternative. Man täte sich keinen Gefallen. "Fig Trees" braucht viel, viel Platz. Er braucht das Kino und die große Leinwand.
Continue reading ""Fig Trees" von John Greyson" »

Last Woman standing
Dieser rasante Mafiafilm beginnt genau so wie er endet: mit Schüssen, Blut und Tod – und das was sich in der Zwischenzeit abspielt geht in eine ähnliche Richtung. Ein Genrefilm, der gleichzeitig die gängigen Klischees bedient und aufs Korn nimmt. Heraus kommt dabei in jedem Fall rasante, wenn auch ziemlich brachiale Unterhaltung.
Continue reading ""Sólo quiero caminar" von Augustín Díaz Yanes" »

London, Juli 2003. Eine Serie von Bombenanschlägen in Bus und U-Bahn erschüttert die Stadt. Elisabeth Sommers, Witwe eines Falkland-Generals, lebt auf einer der britischen Kanalinseln und erfährt aus dem Fernsehen von den Anschlägen. Sie ist beunruhigt, versucht ihre in London lebende Tochter Jane auf dem Handy zu erreichen. Doch sie landet nur immer auf der Mailbox. Schließlich packt sie kurz entschlossen ihre Koffer und begibt sich auf die Suche nach Jane. In London trifft Mrs. Sommers auf den Afrikaner Ousmane, der ebenfalls auf der Suche nach seinem Kind ist. „London River“ des französischen Regisseurs Rachid Bouchareb erzählt mit sehr viel Feingefühl davon, wie sich zwei sehr unterschiedliche Menschen durch einen gemeinsamen Verlust näher kommen.
Continue reading ""London River" von Rachid Bouchareb" »

Jetzt ist schon wieder was passiert ... Wer diese Stimme aus dem Off hört, weiß: Brenner (Josef Hader) muss wieder ermitteln in einer neuen Verfilmung eines Krimis von Wolf Haas. Diesmal kommt Brenner auf die Spur des Knochenmanns. Wie immer wieder Willen, denn eigentlich sollte er doch nur für den Berti (Simon Schwarz) eine Leasingrate für den zitronengelben Beetle vom Horvarth eintreiben. Jetzt aber ist der Horvarth verschwunden. Und was dann passiert, frage nicht, schau’ lieber hin.
Link zum festivalblog-Interview mit Josef Hader
Continue reading ""Der Knochenmann" von Wolfgang Murnberger" »

Josef Hader, geboren 1962 in Oberösterreich, ist Kabarettist, Autor und Schauspieler, und bekannt für seinen bitterbösen schwarzen Humor, der immer sehr elegant daher kommt. Einem breiteren Publikum wurde Hader 1993 mit dem Film „Indien“ bekannt. Zurzeit tourt er mit seinem aktuellen Kabarettprogramm „Hader muss weg“ durch Österreich und Deutschland. Er hat bereits in drei Verfilmungen von Brenner-Krimis nach Wolf Haas den Detektiv Simon Brenner gespielt. Auf der Berlinale läuft die aktuelle Verfilmung, "Der Knochenmann", im Panorama. (Link zur Filmkritik) Mit Josef Hader sprachen Tiziana Zugaro-Merimi und Steffen Wagner.
Continue reading "Interview mit Josef Hader" »

"My Dear Enemy" ist eine Hommage des Regisseurs Lee Yoon-Ki an Woody Allen und man kann ihm gratulieren. Er hat es geschafft, Seoul gegen Allens New York auszutauschen. Herausgekommen ist eine intelligente Großstadtkomödie über Seoul und die Überlebensstrategien seiner Bewohner
Continue reading ""My Dear Enemy" von Lee Yoon-Ki" »

Ein kleiner dicker Junge sitzt auf den Treppenstufen eines Brownstones in Brooklyn und redet davon, dass er ein großer Rap-Star werden will. Kommt ein kleines Mädchen vorbei und sagt: „Ach was, der ist doch viel zu hässlich, zu fett und zu schwarz, um ein Star zu werden.“ Das Biopic „Notorious“ zeigt, wie es der kleine dicke Junge dann doch schafft, einer der größten Stars der East Coast Rap-Szene zu werden: Christopher Wallace, a.k.a. The Notorious B.I.G., a.k.a. Biggie Smalls, setzte Mitte der Neunziger Jahre neue Maßstäbe im Gangsta Rap.
Continue reading ""Notorious" von George Tillman, Jr." »

Eckart Gadow, 42, hat die Musik zum Film „Distanz“ geschrieben. Er ist Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg und lebt als freier Filmkomponist in Berlin. In seiner Filmographie finden sich Fernseh-, Kino-, Dokumentar- und Animationsfilme ebenso wie TV-Events oder Werbung.
Continue reading "Interview mit Eckart Gadow (Musik "Distanz")" »

Gitti liebt Chris, und Chris liebt Gitti, auch wenn sie seine Beteuerungen manchmal nerven und sie lieber etwas anderes von ihm hören würde. Was genau, da ist sie nicht ganz sicher, und auch Chris weiss noch nicht wirklich, was er von Gitti will.
Continue reading ""Alle anderen" von Maren Ade" »

"The Messenger“ ist ein Film über den Krieg, in dem kein Schuss fällt, kein Panzer fährt, keine Rakete von einem Jet abgeschossen wird. Regisseur Oren Moverman lässt die spektakulären Hollywoodbilder beiseite und beschäftigt sich mit dem was wichtig ist – mit dem was der Krieg anrichtet: dem Tod, der Verzweiflung der zurückgelassenen Angehörigen und dem Kampf der aus dem Krieg Zurückgekehrten um ein normales Leben.
Continue reading ""The Messenger" von Oren Moverman" »

Was für ein Film! Was für Musik! Was für ein Spaß!
Danke, Regisseur Davis Guggenheim. Danke für die ziemlich coole Idee, dieses Rock-Generationen-Treffen zu organisieren: Am nunmehr historischen 23. Januar 2008 kamen Jimmy Page, The Edge und Jack White zusammen um „über die E-Gitarre zu reden“, wie es zu Beginn des Films heißt – und gemeinsam zu rocken.
Continue reading ""It might get loud" von Davis Guggenheim" »

Ok, stellen wir uns vor, eines Tages steht ein Betbruder, sagen wir von den Franziskanern, vor eurer Tür. Ihr seid untypische Deutsche und lasst den fremden Mann in seiner Kutte in Eure Wohnung, obwohl er komische Fragen stellt: wie ist der erste Buchstabe des Namens des Vaters, kann Euer Kind was besonderes? Der Mönch spielt mit dem Kind, zeigt im eine Kette und fragt, „Gehört das dir?“
Continue reading ""Unmistaken Child" von Nati Baratz" »
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Das Leben als mühsame Reise hin zu selbst – das ist eines der Grundmotive in Rebecca Millers „The private lives of Pippa Lee“, mit dem die Regisseurin ihren gleichnamigen Roman selber verfilmt hat.
Continue reading ""The private lives of Pippa Lee" von Rebecca Miller" »

The Dark Knightin zu progressiv fürs Mittelalter
Das mal vorgweg: der Film könnte noch gewinnen, wenn er erst synchronisiert ist. In dieser Fassung, wo fast alle Hauptrollen von Nicht-Muttersprachlern in Englisch gespielt werden, geht so viel Seele verloren, dass der ohnehin gestelzte Sprachstil, in manchen Momente wie Schultheater wirkt. Paradox, dass gerade William Hurt, der einen ungarischen Akzent mimt, am besten rüberkommt.
Aber auch ansonsten ist July Delpys dritte Regiearbeit nicht so richtig rund. Eine Mischung aus Liebestragödie, Draculas Braut und feministischem Manifest. Eine Spukgeschichte inklusive Folterkammer und wallenden Köstümen, die in manchen Szenen ein wenig blutleer wirkt - wie die Jungfrauen, die geschlachtet werden.
Continue reading ""The Countess" von July Delpy" »

Nach Jahren ohne durchschlagenden Erfolg ist Michelle Pfeifer heute am Potsdamer Platz mit dem Film „Chéri“ groß zurückgekehrt. Zurecht wurde sie auf der Pressekonferenz unter dem Jubel der Journalisten empfangen. Zusammen mit Drehbuchautor Cristopher Hampton und Regisseur Stephen Frears gelingt ihr der Kunstgriff einen Film über das tragische Moment der Liebe zu schaffen, der beschwingt und leicht erzählt ist und dennoch tief bewegt.
Continue reading ""Chéri" von Stephen Frears" »

Ein Häuschen im Grünen, davon träumt er der Großstädter. Rückzug ins Private, selbst renovieren und in trauter Zweisamkeit der ekligen Entfremdung entkommen – das muss so schön sein. In der Auftaktszene von Sebastian Schippers "Mitte Ende August“ sitzen Hanna (Marie Bäumer) und Thomas (Milan Peschel) beim Notar und kaufen ein heruntergekommenes Haus auf dem Land. Dann sieht man sie leicht irre vor Glück durch das neue Eigentum taumeln und Pläne schmieden. Von da an geht’s bergab.
Continue reading ""Mitte Ende August" von Sebastian Schipper" »

Viele haben 'nen Nazi im Keller
Der Trend geht mal wieder zur Romanverfilmung. Dies ist Glawoggers mehr oder minder gelungene Versuch, Josef Haslingers gleichnamigen, fast 600 Seiten starken Roman zu verfilmen. Wir sollen laut Regisseurs den Film, wenn schon, dann auf anregende und kreative Weise nicht mögen. Nun gut, ich will mich bemühen.
Continue reading ""Das Vaterspiel" von Michael Glawogger" »
Der rote Teppich
Einmal im Jahr,
am Potsdamer Platz,
beginnt für ihn dieselbe Hatz...
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Doktrinen Schrott - berechtigte Empörung schlecht verfilmt
Der neue Film von Michael Winterbottom ist so wild wie die Theorie, die er zu bekämpfen versucht. Naomi Kleins gleichnamiges Buch steht Pate für den Film gegen die Theorie vom freien Markt. Aber er will zu viel auf ein mal sein: zugleich Doktrin und Doku, zugleich Anklage und Aufschrei und liefert ein zerfasertes, mit Bildern unterlegtes Manifest, das sich nicht entscheiden kann zwischen der Wiedergabe von Fakten und Gegenpropaganda zum feien Markt.
Continue reading ""The Shock Doctrine" von Michael Winterbottom & Mat Whitecross" »

Bamm, bamm, bamm. Morgens um neun von einem martialischen Heavy-Metal-Song wachgerüttelt zu werden, hat schon was. Ganz groß im Bild, weiß auf rotem Grund: ein gigantisches “A”. Dann weitet sich der Blick der Kamera und der Filmtitel “Gigante” erscheint in seiner ganzen Blockbuchstaben-Pracht. Der Gigant, um den es sich hier handelt, ist ein im Grunde sehr sanftmütiger Nachtwächter, der in einem Supermarkt in einem tristen Vorort von Montevideo arbeitet. Der Film des Uruguayaners Adrián Biniez folgt diesem sanften Riesen auf Schritt und Tritt durch sein eigentlich sehr langweiliges Leben. Das kleine Wunder dabei: es wird einem dabei keine Sekunde langweilig.
Continue reading ""Gigante" von Adrián Biniez" »
Man nehme eine sehr große Prise „Babel“, vermische diese mit dramatischen Szenen aus einem Operationssaal und garniere das Ganze dann mit Globalisierungskritik. Nun füge man noch den schon bewährten Gael García Bernal und Michelle Williams als Hauptdarsteller hinzu und backe daraus einen total kritischen aber natürlich auch emotional sehr bewegenden Film. So ähnlich könnte das Rezept für "Mammoth" von Lukas Moodysson gelautet haben.
Continue reading ""Mammoth" von Lukas Moodysson" »
Das auch französische Regisseure ausgesprochen gelungene Filme über die amerikanischen Südstaaten machen können, beweist Bertrand Tavenier eindruckvoll mit seinem diesjährigen Wettbewerbsbeitrag. „In the electric mist“ ist ein atmospährisch dichter Film, der es vor allem durch seine Bildsprache und den gelungenen Einsatz von Cajun- und Bluesmusik sehr schnell schafft, die Stimmung des US-amerikanischen Südens heraufzubeschwören.
Continue reading ""In the electric mist" von Bertrand Tavernier" »

„The Reader“ nach Bernhard Schlinks Weltbestseller „Der Vorleser“ ist kein Film über die Liebe, sondern ein Film über emotionale Abhängigkeit, persönliche Schuld und ihre Folgen. Die Sommeraffäre zwischen dem 15-jährigen Schüler Michael Berg (David Kross) und der 36-jährigen Straßenbahnschaffnerin Hanna Schmitz (Kate Winslet) mit ihrem bizarren Vorlese-Ritual beeinflusst das gesamte spätere Leben von Michael. Als er während seines Jurastudiums Mitte der 60er Jahre in einem Seminar die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt verfolgt, erkennt er Hanna Schmitz als eine der Angeklagten. Die sechs KZ-Wärterinnen müssen sich für den Mord an 300 Menschen verantworten. Während der sogenannten „Todesmärsche“, mit denen Häftlinge vor allem ab April 1945 aus den Konzentrationslagern zu Sammelstellen getrieben wurden, schlossen die Wärterinnen die Häftlinge in einer Kirche ein und ließen sie nach einem Bombenangriff verbrennen.
Continue reading ""Der Vorleser" von Stephen Daldry" »

Ein bisschen komisch ist er ja schon. Aber erst mal nicht unsympathisch. Daniel arbeitet als Gärtner im Botanischen Garten in Berlin; er ist recht schweigsam und wird regelmäßig von seinem großmäuligen Kollegen provoziert – was aber einfach an ihm abzuperlen scheint. Eines Abends steht er dann aber mit einem kleinen Kieselstein in der Hand auf einer Autobahnbrücke. Er dreht und wendet den Stein zwischen den Fingern, und irgendwann lässt er ihn fallen.
Continue reading ""Distanz" von Thomas Sieben" »

Laß den alten Mann in Frieden ruhen
The Doors - sie gelten als Ikonen der 60er und Sänger Jim Morrison wie Hendrix, Keith Moon und Janis Joplin als einer der Gefallenen im Feld der Rock Musik. Der frühe Tod dieser Heroen der 60er prägt bis heute das Bild vom wahren, harten, kurzen RocknRoll Leben. The Doors verkaufen noch heute, fast 40 Jahre nach dem Ende der Band, jedes Jahr eine Million Platten. Warum? - könnte man fragen. Und wenn man dann liest, der Kameramann von Jim Jarmusch hat aus bisher unbekannten Material einen Dokumentarfilm gemacht, klingt das zunächst interessant. Doch die Zweifel waren von Anfang an da, ob die Welt so einen Film braucht, ob dem Bild von Morrison und den Doors nicht in den dutzend bereits existierenden Dokus und dem sehr gelungen Spielfilm Olivers Stones genüge getan ist. Was kann man dem Wissen um die Band und den charismatischen Sänger hinzuzufügen, das wirklich neu ist, und selbst wenn es nicht ganz neu ist, was könnte so ein Film für eine frische Perspektive einnehmen zu dieser über-interpretierten und verklärten Zeit? Welche Offenbarung außer der Enthüllung, das Morrison zufrieden in Las Vegas lebt, ist möglich?
Continue reading ""When you're strange" von Tom DiCillo" »

Girl Nicht Happy, Zuschauer auch nicht
Der Film ist ein kleiner Betrug und enttäuscht deshalb. Er wurde im Programm hochgejazzt zu einem Einblick in das postkommunistische Rumänien, kann am Ende aber weder das, noch adäquaten filmischen Ersatz liefern.
Es geht um ein übelgelauntes Mädchen, das ein Auto in einem Preisausschreiben gewonnen hat und mit Mama&Papa nach Bukarest fährt, um dort während eines Filmdrehs den Wagen in Empfang zu nehmen. Und das ist auch die ganze Geschichte. Autobahnfahrt und dann der absurde Filmdreh. Ende.
Continue reading ""Happiest Girl in the World" von Radu Jadu" »

Bereits der erfolgreiche Independent Film June hat uns gezeigt, wir tough junge Amerikaner sein können. Auch in „The Exploding Girl“ haben die Heranwachsenden eine Lebenstüchtigkeit und ein Einfühlungsvermögen, das man vielen Erwachsenen wünschen würde.
Continue reading ""The Exploding Girl" von Bradley Rust Gray" »

Eine Gruppe von befreundeten Paaren fährt für ein paar Tage ans Meer. Mit dabei: Elly, eine Bekannte einer der Frauen. Wir sehen die Ausflügler beim Picknick unterwegs, wie sie das Ferienhaus sauber machen, viel lachen und sich gegenseitig aufziehen. Was leicht und unbeschwert wie ein Eric-Rohmer-Ferienfilm à la Iran anfängt schlägt bald in eine Tragödie um. Denn Elly ist plötzlich verschwunden.
Continue reading ""Über Elly" von Asghar Farhadi" »

Es gibt keine Gerechtigkeit - nur Menschen
Höre ich „Serbien“, denke ich an breitschultrige untersetzte Männer mit schwarzen Lederjacken oder Uniformen und immer wieder neu entdeckte Massengräber. Im Studium waren Seminare zu Jugoslawien perfekt geeignet über zerfallende Staaten, postkommunistisches „nation building“ und sowie Krieg und Nachkriegsbewältigung zu forschen.
Storm von Hans-Christian Schmidt ist aber kein Klischee und kein politologisches Seminar; es ist ein sehr gelungener Spielfilm. Und der handelt von all diesen Dingen - und von noch viel mehr: von Schuld und Sühne und den Schicksalen einzelner Menschen. Er handelt von der großen Schwierigkeit, seine Integrität zu bewahren - beruflich als Politiker oder Jurist und ganz persönlich als mitfühlender Mensch.
Continue reading ""Storm" von Hans-Christian Schmidt" »

Anders Björck ist Gouverneur der Provinz Uppsala. Gouverneur, eigentlich ein schöner Titel, doch in Schweden ist die politische Macht der Gouverneure gleich Null. Vergleichbar mit den Königshäusern in westlichen Demokratien besteht ihre einzige Aufgabe im Repräsentieren. Wer je dachte, man hat da ein feines Leben, wird immer zu tollen Banketten eingeladen und bekommt gutes Essen serviert, der hat bestimmt recht....und doch möchte man um nichts in der Welt mit Anders Björck tauschen.
Continue reading ""H:r Landshövding" von Måns Månsson" »
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„Ricky“, das sind vor allem ganz viele Filme in einem. Zunächst beginnt alles wie ein tristes Sozialdrama über eine alleinerziehende Mutter aus dem Arbeitermilieu.
Continue reading ""Ricky" von Francois Ozon" »

Warum bin ich eigentlich in diesen Film gegangen? Ok, ich gebe es zu: wegen Isabelle Adjani. Schließlich war sie in meiner Zeit eine Ikone. Unvergessen ihre Rolle in Luc Bessons Subway gemeinsam mit dem wasserstoffblonden Christopher Lambert. Zwischen diesen beiden Rollen liegen jetzt fast 25 Jahre und der Unterschied könnte nicht größer sein.
Continue reading ""La journée de la jupe" von Jean-Paul Lilienfeld" »

Einer der ersten Filme die im Panorama anlaufen, und schon ein Kandidat für den Panorama Publikumspreis. Erfolgsverwöhnt ist „Laskar Pelagi“ sowieso: Im Herbst 2008 angelaufen ist es bereits der erfolgreichste Film aller Zeiten in Indonesien.
Continue reading ""Laskar Pelagi" (Rainbow Troops) von Riri Riza" »

Mit den posttraumatischen Störungen von Soldaten sind wir inzwischen einigermaßen vertraut. Neu und ungewohnt ist es hingegen, einer ehemaligen Soldatin dabei zuzusehen, wie sie sich damit abmüht ins zivile Leben zurückzufinden. Der dänische Wettbewerbsbeitrag „Little Soldier“ tut genau dies. Die Ex-Soldatin Lotte stolpert darin mit einem geradezu greifbaren psychischen Schutzpanzer durch den Film. Ihre erste zivile Mission: eine nigerianische Prostituierte zu retten. Dumm nur, dass die sich aber gar nicht retten lassen möchte.
Continue reading ""Little Soldier" von Annette K. Olesen" »

Um es vorweg zu sagen: Der Eröffnungsfilm von Tom Tykwer „The International“ hat mit der gegenwärtigen Finanzkrise entgegen entsprechender Vorankündigungen in der Presse wenig bis gar nichts zu tun. Zwar steht im Mittelpunkt des Films eine mächtige Großbank, die ihr Geld mit kriminellen Machenschaften überall auf der Welt verdient. Das internationale Wirtschaftsverbrechen bildet in „The International“ aber lediglich die Rahmenhandlung, um die dann diverse Verfolgungsjagden und effektvolle Schusswechsel an schönen Schauplätzen in Mailand, Berlin, Istanbul und New York gruppiert werden.
Continue reading ""The International" von Tom Tykwer" »

Egal was man das ganze Jahr über gemacht hat, wenn man sich auf der Eröffnung der Berlinale zeigt, ist man wieder voll da. Hier die Eindrücke vom ersten "Roten Teppich" der Berlinale 2009.
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Sie sind golden, fluffig und vor allem zahlreich: Seltsame Puschel an vielen, vielen Masten rund um den Berlinale-Palast. Aber was sind sie? Übriggebliebene Weihnachtsdekoration, clevere Tarnung für Überwachungskameras oder war Jeff Koons auf Drogen? Viele Berlinalebesucher bleiben stehen und wundern sich, keiner weiß eine Antwort. Nur festivalblog kennt die Fakten.
Continue reading "Puschelalarm! festivalblog klärt auf" »

Zwei der mächtigsten Männer der Welt, Berlinale-Chef Dieter Kosslick und Papst Bendikt XVI., haben sich im Vorfeld des Festivals zum Essen getroffen. Der Gedanke an diesen Gipfel des obersten Hirten aller Filmgläubigen und des obersten Hirten aller Katholiken raubte mir heute morgen den Schlaf.
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(von links) Gaston Kaboré, Christoph Schlingensief, Tilda Swinton, Henning Mankell, Isabel Coixet, Wayne Wang (nicht im Bild Alice Waters)
Wenn man es nicht besser wüsste, dann dachte man, es wäre die Pressekonferenz der Jury von Panorama oder Forum. Eigentlich kein Wunder, denn mit Christoph Schlingensief und Tilda Swinton sitzen in der Jury des Wettbewerbs gleich zwei eloquente Vertreter des Independent Film.
Schlingensief machte Werbung für "Torpedo", den Film der 16-jährigen Regisseurin Helene Hegemann. Swinton rief dazu auf in den hintersten Ecken der Welt Filmfestivals zu oranisieren und sie zum Refugium für die Nischen des Films zu machen. Sie weiß wovon sie redet. Schließlich hat sie in einer Bingohalle ihrer schottischen Heimatstadt mit überragenden Erfolg ein Festival mit DVD-Filmen von Gene Kelly bis Derek Jarman organisiert.
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