"In the electric mist" von Bertrand Tavernier


Das auch französische Regisseure ausgesprochen gelungene Filme über die amerikanischen Südstaaten machen können, beweist Bertrand Tavenier eindruckvoll mit seinem diesjährigen Wettbewerbsbeitrag. „In the electric mist“ ist ein atmospährisch dichter Film, der es vor allem durch seine Bildsprache und den gelungenen Einsatz von Cajun- und Bluesmusik sehr schnell schafft, die Stimmung des US-amerikanischen Südens heraufzubeschwören.

Dabei handelt es sich bei der Verfilmung des Romans von James Lee Burke aber trotz der Serienkillerthematik erst in zweiter Linie um einen Thriller. Vor allem geht es um die Frage nach verdrängter Schuld, die sich wie ein großes Fangnetz über die Landschaft gelegt hat und ihre Bewohner nicht loslässt.Der Dunst einer unaufgearbeiteten Vergangenheit aus Rassismus und Bürgerkrieg liegt über dem grünen Mangrovensumpf, aus dem manchmal Relikte dieser vergangen Zeit unerwartet wieder auftauchen. So wie der mit Ketten gefesselte Leichnam im Sumpf, der dort seit fast 40 Jahren auf seine Entdeckung wartete.

Tommy Lee Jones ist als Ermittler Dave Robicheaux wieder mal ein Getriebener, dessen Leben von Alpträumen und Visionen begleitet wird. Nur mit Mühe kann er mit seiner eigenen Vergangenheit als Soldat in Vietnam und als ehemaliger Alkoholiker leben. Seine innere Zerrissenheit macht ihm auch schwer zu schaffen, als er versucht, die brutale Mordserie an jungen Mädchen in seinem Heimatort aufzuklären. Zwar leistet er einerseits gestrandeten Teenagern selbstlose Hilfe, andererseits kommt es bei seinen Ermittlungen immer wieder zu plötzlichen Gewaltausbrüchen und einem sehr großzügigen Umgang mit dem Rechtssystem. So hat er keine Probleme damit, Beweismittel zu fälschen und Geständnisse aus Verdächtigen heraus zu prügeln.

In dem feuchtwarmen Kosmos aus wabernden Sumpflandschaften gibt es keinen festen Boden unter den Füßen, die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn ist genauso fließend wie der Übergang zwischen Land und Wasser. Dies zeigt sich nicht nur in den Visionen, die Dave Robicheaux heimsuchen bzw. ihm bei seinen Ermittlungen helfen. Auch sein Kontakt zu zwei Schauspielern aus einem Filmteam, das zeitgleich in der Nähe dreht, wird dazu genutzt, um den illusionären Charakter von Wirklichkeit zu illustrieren. Die Hollywood-Stars wirken in der wuchernden Sumpflandschaft wie verirrte Aliens aus einer weit entfernten anderen Welt.

Kommentare ( 2 )

klingt spannende - schau ich mir an - gruß aus münchen

ich fand ihn auch sehr solidge: gute schaupieler, toller soundtrack, atmosphärische dichte...
http://www.neurosenthal.de/?p=39

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Titel

Orignaltitel

In the Electric Mist

Credits

Regisseur

Bertrand Tavernier

Schauspieler

Ned Beatty

John Goodman

Tommy Lee Jones

Kelly MacDonald

Peter Sarsgaard

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2008

Dauer

117 min.

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