"H:r Landshövding" von Måns Månsson

Anders Björck ist Gouverneur der Provinz Uppsala. Gouverneur, eigentlich ein schöner Titel, doch in Schweden ist die politische Macht der Gouverneure gleich Null. Vergleichbar mit den Königshäusern in westlichen Demokratien besteht ihre einzige Aufgabe im Repräsentieren. Wer je dachte, man hat da ein feines Leben, wird immer zu tollen Banketten eingeladen und bekommt gutes Essen serviert, der hat bestimmt recht....und doch möchte man um nichts in der Welt mit Anders Björck tauschen.

Offizielle Anlässe können grausam sein. Die Reden scheinen nie ein Ende zu nehmen und Protokolle schreiben einem genau vor, was man wann zu tun hat. Einer dieser Events ist dann meist einer zu viel. Wie würde man sich wohl erst fühlen, wenn das ganze Leben nur aus Enthüllungen von Denkmälern, Speisen mit Staatsgästen oder Reden zu Ausstellungseröffnungen bestünde?
Der schwedische Regisseur Måns Månsson geht in „H:r Landshövding“ dieser Frage unbarmherzig auf den Grund und erspart dem Zuschauer nichts. Minutenlang zeigt er ohne Off-Kommentar, in eingefrorenen Einstellungen wie Anders Björck seine Wochen verplant, auf dem Schloss in Uppsala auf Gäste wartet, in einer Fernsehsendung den besten Werbespruch für eine Stadt aussucht oder das Protokoll zur Pflanzung eines Baums durch den schwedischen Prinzen bis ins Detail durchgeht. Nichts ist in Björcks Leben dem Zufall überlassen. Dieses Leben ist, das macht der Film überdeutlich, die 100%tige Form. An vielen Stellen erscheint Björck wie ein Sklave seiner politischen Funktion. Würde er sie nicht klaglos und anscheinend freiwillig ausführen, man würde eine Rescue-Team losschicken, um ihn zu befreien.
Nicht nur weil "H:r Landshövding" auf 16mm in schwarz-weiß gedreht ist und weil Regisseur Måns Månsson ein großer Fan des Cinema Verité ist, wirkt "H:r Landshövding" wie ein Dokumentarfilm aus den 60ern. An der ganzen Szenerie scheinen die letzten Jahrzehnte spurlos vorbeigegangen zu sein. Computer, Mobiltelefon oder PDA sucht man Anders Björcks Büro vergeblich. Als Exemplar eines Politikertyps vergangener Zeiten trägt er seine Termine wie eh und je in einen altmodischen Taschenkalender ein.

Die Langeweile im Leben des Gouverneur Anders Björck und in den Bildern von "H:r Landshövding" ist unausweichlich. Der Zuschauer kann sich ihr nur schwer entziehen. Genau das macht den Film zu einen hervorragenden Lehrstück zur Kultur der politischen Repräsentation.

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Titel

Orignaltitel

H:r Landshövding

Englischer Titel

Mr. Governor

Credits

Regisseur

MÃ¥ns MÃ¥nsson

Land

Flagge SchwedenSchweden

Jahr

2008

Dauer

81 min.

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