"My Dear Enemy" von Lee Yoon-Ki

"My Dear Enemy" ist eine Hommage des Regisseurs Lee Yoon-Ki an Woody Allen und man kann ihm gratulieren. Er hat es geschafft, Seoul gegen Allens New York auszutauschen. Herausgekommen ist eine intelligente Großstadtkomödie über Seoul und die Überlebensstrategien seiner Bewohner

Die 30-jährige Hee-Soo spürt ihren Ex-Freund Byoung-Woon beim Pferderennen auf und stellt ihn zur Rede. Vor einem Jahr hat sich Byoung-Woon 3000 Dollar von ihr geliehen. Seitdem hat sie nichts mehr von ihm gehört. Jetzt, da sie selbst knapp bei Kasse ist, will sie das Geld zurück. Nicht irgendwann sondern noch am gleichem Tag. Überraschenderweise ist Byoung-Woon nicht verärgert. Schuldbewusst verspricht er, das Geld innerhalb eines Tages aufzutreiben. Da Hee-Soo ihrem Ex aber nicht traut, weicht sie ihm nicht von der Seite. So machen sie sich gemeinsam auf dem Weg und besuchen Freunde von Byoung-Woon, von denen er sich erneut Geld leiht, um seine Schulden bei Hee-Soo zu begleichen.

"My Dear Enemy" ist ein Road Movie. Er führt nicht durch weite Landschaften sondern durch die Straßen Seouls. Im Laufe dieser Reise treten allmählich die deprimierenden Erlebnisse, die Hee-Soo und Byoung-Woon seit ihrer Trennung vor einem Jahr jeder für sich gemacht haben, zu Tage. Mit jeder neuen Situation wird aber auch deutlich wie unterschiedlich die Beiden mit den beruflichen und privaten Rückschlägen umgehen. Byoung-Woon hat trotz allem seinen Humor nie verloren. Stoisch erträgt er es, dass sich Freunde und Verwandte darüber lustig machen, dass er sein Leben nicht in den Griff bekommt. Er bleibt der unbeschwerte Sonnyboy, dem keiner wirklich böse sein kann (insbesondere nicht die Frauen). Nur Hee-Soo ist eine Ausnahme und scheint gegen den Charme Byoung-Woon gefeit. Sie will nur eines: ihr Geld zurück. Ihr Anliegen vertritt sie mit der Unbarmherzigkeit eines Bankers. Sie wirkt hart. Nur selten huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.

Bald merken wir jedoch, dass es Hee-Soo nicht nur um das Geld geht, sondern auch um ihren Stolz. Sie hat genug davon, sich ausnützen und betrügen zu lassen. Sie will sich zur Wehr setzen. Manchmal, wenn Hee -Soos geschäftsmännische Fassade durchlässig wird, kommt ihr verletztes Ich genauso zum Vorschein wie ihr Wunsch nach Nähe.

Lee Yoon-Ki liefert mit malerischen Bilder der Betonstadt Seoul, die man so nicht erwartet hätte, den Hintergrund für die Reise von Byoung-Woon und Hee-Soo. Diese Darstellung der südkoreanischen Hauptstadt ist, wie wir später beim Publikumsgespräch erfahren, Ausdruck der Hassliebe, die Lee Yoon-Ki mit Seoul verbindet. Seoul habe in den letzten Jahren all seinen Charme verloren, so der koreanische Regisseur. Er habe deshalb die Plätze ausgesucht, die das vergangene Flair der Hauptstadt widerspiegeln.

Die heitere Melancholie mit der Lee Yoon-Ki von Hee-Son, Byoung-Woon und von seiner Stadt Seoul erzählt wird ganz nach dem Vorbild Woody Allens durch New Orleans Jazz untermalt. Leicht beschwipst trägt die Musik die Geschichte von einer Station zur nächsten, sodass wir am Ende trotz aller Widrigkeiten mit einem gelassenen Lächeln auf das Leben von Hee-Soo und Byoung-Woon zurückschauen.

Mit "My dear enemy" beweist Lee Yoon-Ki, der bereits mit zwei Filmen im Forum vertreten war, wieder einmal sein vielseitiges Talent. Bleibt zu hoffen, dass sein Film auch in Deutschland einen Verleih findet.

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Titel

Orignaltitel

Meotjin Haru

Englischer Titel

My Dear Enemy

Credits

Regisseur

Lee Yoon-ki

Schauspieler

Jeon Do-Youn

Ha Jung-Woo

Land

Flagge Republik KoreaRepublik Korea

Jahr

2008

Dauer

123 min.

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