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Februar 2012

Bären 2012

Goldener Bär für den besten Film

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CESARE DEVE MORIRE von Paolo und Vittorio Taviani

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Berlinale 2012: Preise der Unabhängigen Jurys

Noch vor der Bärenvergabe wurden die Preise der Unabhängigen Jurys vergeben. Wir haben folgendes davon in einem Clip untergebracht: Preisvergabe DIALOGUE EN PERSPECTIVE, AMNESTY INTERNATIONAL FILMPREIS, LESERPREIS DER BERLINER MORGENPOST, DAAD KURZFILMPREIS und Ausschnitte aus der Rede von Festivaldirektor Dieter Kosslick.

Die komplette Liste der Preise der unabhängigen Jurys finden sich auf der Website der Berlinale.

GNADE von Matthias Glasner

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Niels (Jürgen Vogel) und Maria (Birgit Minichmayr) ziehen mit ihrem Sohn Markus (Henry Stange) hoch in den Norden Norwegens. Sie wollen dort einen zweiten Anlauf nehmen für ihre Beziehung, wie Maria einer Freundin erklärt. In Hammerfest, wo die Polarnacht lang und eisig ist, sieht es allerdings zunächst nicht so aus, als ob ihnen das gelänge.

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Berlinale 2012: Bären-Tipps

Tiziana Zugaro gibt ihre Tips ab, welche Wettbewerbsfilme dieses Jahr mit einem Berlinale-Bären ausgezeichnet werden. Wir freuen uns auch auf Eure Kommentare und Berlinale-Tipps!

Wettbewerb: REBELLE von Kim Nguyen

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Die Geschichte ist uns aus den Nachrichten und Reportagen bekannt, aber es ist doch noch einmal etwas anderes, ihr über einen Film so nahe zu kommen: Ein halbwüchsiges Mädchen wird bei einem Überfall auf ihr Dorf von den Rebellen gefangen genommen und muss als ultimative Trennlinie von ihrem alten Leben die eigenen Eltern erschießen. REBELLE des Kanadiers Kim Nguyen zeigt die Geschichte dieses Mädchens als Heilungs- und Emanzipationsprozess von diesem furchtbaren Trauma.

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Panorama-Publikumspreise für MARINA ABRAMOVIC THE ARTIST IS PRESENT und PARADA

Mathew Akers MARINA ABRAMOVIC THE ARTIST IS PRESENT erhält den Panorama-Publikumspreis 2012 für den besten Dokumentarfilm 2012. Bei den Spielfilmen siegte PARADA (The Parade) von Srdjan Dragojevic. Über die Preisträger entschieden rund 24.000 Berlinalezuschauer mit Stimmzetteln. Der Preis wird seit 1999 vergeben. Die Preise werden morgen um 17 Uhr im Cinemaxx7 vergeben, anschließend werden die Siegerfilme gezeigt.

EN KONGELIG AFFÆRE von Nikolaj Arcel

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Nach LEBEWOHL MEINE KÖNIGIN nun der zweite Historienfilm im Wettbewerb. Diesmal geht es um das dänische Königshaus im 18. Jahrhundert. Die gebildete englische Prinzessin Caroline wird als Jugendliche aus politischen Gründen mit dem dänischen König Christian verheiratet. Sie leidet in dieser Ehe sowohl unter den Launen ihres psychisch auffälligen Ehemanns als auch unter dem repressiven und rückständigen politischen System in Dänemark.

Als der König nach einer Europareise den Deutschen Johann Struensee als Leibarzt mit an den Hof bringt, verändern sich die verkrusteten Strukturen am Königshof allmählich. Struensee ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Aufklärung und er gelingt ihm durch seinen großen Einfluss auf den labilen König, zahlreiche politischen Reformen in Dänemark voranzutreiben. Nachdem dann auch die junge Königin Gefallen an dem revolutionären Denker findet, führt dies zu folgenschweren Konsequenzen.

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Berlinale 2012: Ankunft Robert Pattinson zur Pressekonferenz von BEL AMI

Wie schon Shah Rukh Khan zeigt sich auch Robert Pattinson professionell. Bei der Ankunft zur Pressekonferenz des Berlinale Beitrags BEL AMI machte er die große Runde und gab 20 Minuten lang Autogramme. Bereitwillig nahm er die Smartphones der Fans und machte ein gemeinsames Foto. Sehr auffallend: seine (Fast-) Glatze. Auch Christina Ricci kam zur Pressekonferenz, gab ein paar Minuten Autogramme, um dann schnell im Hyatt-Hotel zu verschwinden.

TABU von Miguel Gomes

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Bei einem Film gibt es immer zwei Belichtungsprozesse. Beim ersten Mal fällt das von der Umgebung reflektierte Licht auf Zelluloid oder auf einen Chip. Das zweite Mal fällt das Licht der Filmprojektion auf das Bewusstsein des Zuschauers. Durch die erste Belichtung entsteht eine klar definierte und technisch fassbare Abfolge von Hell und Dunkel. Bei der zweiten Belichtung können aus einem Werk mehrere Filme entstehen, die so zahlreich sind wie die Zuschauer des Werks.

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Menschen, Tiere Sensationen - 6 Filme vom Menschsein mit Tieren

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Sind sechs Filme eine Serie? Was ist das nur, mit dem Menschen und den Tieren auf der diesjährigen Berlinale? Da wird permanent metaphorisch und manchmal auch ganz explizit die Grenze abgeschritten zwischen uns und dem „Biest“. Sie sind das Andere und zugleich Projektionsfläche für unsere Unzulänglichkeiten. Wie René Pollesch mal sagte: Kommunikation beruhrt auf der irrigen Annahme, dass wir Menschen uns ähnlich sind. Dabei kann es sein, dass wir mit einem Hund mehr Gemeinsamkeiten haben als mit unseren Arbeitskollegen - wenn wir es schaffen, eine Kommunikationsebene mit ihm zu finden.

In FRANCINE von Brian Cassidy und Melanie Shatzky zum Beispiel ist eine Frau nach langem Gefängnisaufenthalt unfähig mit Menschen näheren und bleibenden Kontakt zu finden und sammelt stattdessen zahllose Vierbeiner auf, pfercht sie in ihren bald total versifften Trailer - glücklich, jemanden zu haben, der sie braucht. Dass diese Art Über-Liebe nicht gut enden kann, ahnt man bereits früh. Das Tier als Ersatz für verlorene Gefühle und Fähigkeiten. Weltflucht in der Herde.

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POSTCARDS FROM THE ZOO von Edwin

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Und wieder ein Berlinalefilm mit Tieren, diesmal vor allem exotische Exemplare wie Tiger, Elefanten und Flusspferde in einem Zoo in Jakarta. Lana, die Hauptfigur des Films, wurde dort als dreijähriges Mädchen von ihrem Vater nach einem Ausflug zurückgelassen. Sie wurde von einem Tierpfleger aufgezogen und verbrachte ihre gesamte Kindheit und Jugend mitten im Tierpark in einem halblegalen Zeltlager in den üppigen Grünanlagen. Im Laufe der Zeit hat sich Lana ein enormes Fachwissen über die Tierwelt angeeignet und ihre besondere Zuneigung gilt einer einsamen Giraffe, die sie täglich in ihrem Gehege besucht. Erst nachdem sie sich in einen wortkargen jungen Mann verliebt, der in Cowboykluft Zaubertricks vorführt, entschliesst sie sich, ihre bisherige Heimat im Zoo zu verlassen und ihm nach draußen zu folgen.

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ULRIKE OTTINGER - DIE NOMADIN VOM SEE von Brigitte Kramer

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Ulrike Ottinger ist seit vier Jahrzehnten eine der einflussreichsten deutschen Filmregisseurinnen. Es ist daher schon verwunderlich, dass es noch keine Filmporträt zu ihr gibt. Brigitte Kramer hat dies gemerkt und eines gemacht. Leider wird derjenige, der sich von ULRIKE OTTINGER - DIE NOMADIN VOM SEE einen tieferen Blick in Leben und Werk der Künstlerin erhofft, enttäuscht. Mehr als um das Werk selbst geht es hier um die Verehrung für das Werk.

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SIDE BY SIDE von Chris Kenneally

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Eine „Untergrund Revolution“ ist im Gange, schon fast vorbei, die vorbei an den meisten Konsumenten auf allen Ebenen des Filmemachens, Erzählweise, Bildsprache, Tricks bis hin zu Schauspiel, Vertrieb und Projektion im Begriff ist 100 Jahre Film, wie wir ihn kennen, abzulösen. Die Frage, Warum digital? ist durch die Frage, Warum noch analog?, ersetzt worden.

Was in SIDE BY SIDE als erstes auffällt, ist die wechselnden Kopfbehaarung von Keanu Reeves als Interviewer: zauseliger Vollbart, akkurat gestutzter 3-Tage Bart, Zopf wie Samurai, kurze Haare. Er interviewt 72 (!) Filmemacher: Von berühmten Blockbuster und Indie Regisseure wie James Cameron, David Lynch, Lars von Trier oder George Lucas oder Scorsese bis zu den im Star-fixierten Filmbetrieb meist unbekannten, aber essentiell wichtigen Kameraleuten, Cuttern, Farbkorrekteuren und Produzenten. Das Thema: Was tut die Digitalisierung der Filmkunst, dieser 100 Jahre alten Tante an? Sehen wir das Ende des Films „as we know it“ oder den Anfang einer Ära - vergleichbar mit dem Beginn des Ton- und dann Farbfilms?

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DIE LAGE von Thomas Heise

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Er kommt. Seine Heiligkeit kommt. Der Heilige Vater kommt. Der Papst kommt, beziehungsweise er kam – am 23. September 2011 nach Thüringen. In DIE LAGE beschäftigt sich Thomas Heise filmisch mit den Vorbereitungen am Flugplatz und am Erfurter Dom, aber er dreht auch während des Besuchs selbst. Heise zeigt in ruhigen Bildern, wie eine sehr präzise Inszenierungsmaschine anläuft, die durch detaillierte Planung die Grundlage für ein kollektives Erlebnis schaffen soll.

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WESTERLAND von Tim Staffel

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Jesús ist ein junger Mann, der Aufmerksamkeit um jeden Preis will, dazu inszeniert er nur zur gerne die eigene Lebenskrise. Er ist ein unerschöpfliches Reservoir von negativer Energie. Und von dieser Energie wird Cem magisch angezogen. Es ist die alte Geschichte von den Gegensätzen, die sich anziehen, die Tim Staffel in der Verfilmung seines eigenen Romans auf die Leinwand bringt: Jesús der völlig ziellose, stets bekiffte Egomane, der lügt und betrügt, um sich auch nur den kleinsten Vorteil zu verschaffen und Cem, der beim Ordnungsamt arbeitet, das Abitur an der Abendschule nachmacht und studieren will. Aus einer zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Beziehung, die immer mehr in den selbstzerstörerischen Irrsinn abdriftet.

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CHERRY von Stephen Elliott

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CHERRY erzählt die Geschichte der 18jährigen Angelina, die vor ihrem deprimierenden Alltag mit einer alkoholkranken Mutter und einem gewalttägigen Vater nach San Francisco flüchtet. Nach Jobs in einer Wäscherei und in einem Stripclub bewirbt sie sich als Darstellerin bei einer Pornofilmproduktionsfirma. Schon bald findet sie Gefallen an ihrer neuen Tätigkeit und entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einer gefragten Sexdarstellerin. Nach einer problematischen Affäre mit einem koksenden Anwalt findet sie ihr privates Glück bei einer gutsituierten Pornofilmregisseurin und kann auch ihre berufliche Karriere weiter ausbauen, indem sie von nun an selber die Regie bei den Sexfilmen führt.

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HAYWIRE von Steven Soderbergh

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Ach, herrlich! Nach vielen schweren und schlechten Filmen der Berlinale dieser spannende Action-Thriller, mit einer Superheldin und vielen attraktiven (wenn auch schurkischen) Männern, mit einer angenehm undurchschaubaren Handlung, grandiosen Martial-Arts-Szenen und jeder Menge Intrige.

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KOZOKU NO KUNI (Our Homeland) von Yang Yonghi

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Nationalismus wie eigentlich die allermeisten -ismen sind Schwachsinn. Sie haben Millionen von Menschen das Leben gekostet oder sehr, sehr erschwert. In diesem Film wird dem Zuschauer aus dem Leben der Exilkoreaner in Japan erzählt. Nord-Koreanische Exilanten, von denen viele Zehntausend ab Ende der 50er Jahre zurück in ihre Heimat gingen - und seitdem dem irrwitzigen und grotesken Kommunismus des Il-Clans ausgeliefert sind.

Der sehr bewegende, eindringliche Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der nach 25 Jahren wieder seine Familie in Japan besuchen darf, um sich einer medizinischen Behandlung zu unterziehen. Sein Vater - noch immer überzeugter Kommunist - hatte ihn damals nach Nordkorea geschickt. Eine biblisch anmutende Geschichte ist das, wie bei Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern sollte - es aber am Ende nicht musste, weil Gott nur sehen wollte, das er es tun würde. In diesem Film wird jedoch niemand verschont.

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RENTANEKO (Rent-a-Cat) von Naoko Ogigami

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Ein versponnenes kleines Filmchen aus Japan - und wieder was mit Tieren, ein unentdeckter roter Faden der Berlinale 2012. Die allein in einem traditionellen Haus lebende Sayoko marschiert immer am Fluss entlang, in einem kleine Wagen ein paar Katzen, die sie vermietet. „Bist du einsam, leih dir eine Katze“, ruft sie durch ihr Megafon. Und tatsächlich finden sich eine ältere Frau, ein Mann, der wegen der Arbeit von seiner Familie getrennt lebt und ein junges Mädchen mit tristem Job als Kunden. Die Dialoge, das ein Kniff des Films, laufen an bestimmten Punkten immer identisch ab. Nur der „Nebenjob von Sayoko, den sie auf Nachfrage ihrer Kunden nennt, der ist jedes mal ein anderer und klingt wie ausgedacht. Doch dann sieht man sie genau das tun: Börsenmaklerin, Wahrsagerin, Komponisten von Fernsehjingles. Und wieder Katzen vermieten.

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NUCLEAR NATION von Funahashi Atsushi

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Am 11. März 2011 zerstören die Fluten des Tsunami 90 Prozent der Gebäude der japanischen Kleinstadt von Futuba, eine Stadt mit rund 7.500 Einwohnern. Futuba liegt direkt neben dem Atomkraftwerk Fukushima mit seinen insgesamt sechs Reaktorblöcken. In den Morgenstunden des 12. März kommt es im ersten Block zu Kernschmelze. Um 10.09 Uhr, meldet die Betreiberfirma TEPCO das Austreten von Nuklear kontaminiertem Dampf. Futuba liegt vollständig in der Zone, die daraufhin evakuiert wird. Der Filmemacher Funahashi Atsushi liest, dass in der Zeitung, dass mehr als 1.400 Einwohner in einer Schule untergebracht werde, die eineinhalb Stunden von Tokio entfernt liegt. Er beschließt, jeden Tag zu der Notunterkunft zu fahren. Er beginnt, die Evakuierten zu interviewen und auch zu filmen. Erst nur vor dem Gebäude, einige Wochen später bekommt er auch eine Drehgenehmigung. Aus Diesen Gesprächen wird für Atsushi ein Langzeitprojekt. Selbst die 145 Minuten von NUCLEAR NATION sind erst ein Zwischenergebnis. 145 Minuten sind eine lange Zeit für gerade für einen Dokumentarfilm, aber keine einzige Minute davon ist langweilig: Wir erfahren viel, nicht nur über persönliche Schicksale oder die zum Teil grotesken Verhältnisse in denen die Menschen in dieser Schule leben, sondern auch über organisatorisches Versagen und Hilflosigkeit derer, die immer versichert haben, dass die Risiken der Atomkraft beherrschbar sind.

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WAS BLEIBT von Hans Christian Schmid

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Nach seinem letzten beeindruckenden Berlinalebeitrag "Sturm" über eine Anklägerin am UN- Kriegsverbrechertribunal wendet sich Hans Chrstian Schmid mit WAS BLEIBT nun privateren Themen zu und widmet sich diesmal den verdeckten Beziehungsstrukturen in einer gutsituierten Bildungsbürgerfamilie.

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LA MER A L'AUBE von Volker Schlöndorff

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Ich habe versprochen gleich zu Beginn zu schreiben, wie wichtig und gut es ist, dass jemand diese Geschichte erzählt! Die Geschichte von einer der vielen grauenhaften Vergeltungsaktionen der Nazis. Diese hat stattgefunden 1941 in der Bretagne. Kommunistische Widerstandskämpfer erschießen einen deutschen Offizier. Daraufhin wird von oberster Stelle der Tod von 150 französischen Männern, vor allem Kommunisten und Juden, angeordnet.

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KASHI (Choked) von Kim Joong-hyun

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Wir leben in einem Netz von Beziehungen. Wenn eine Figur in diesem Netz fällt, dann spürt jeder die Erschütterungen. Ohne eigenes Verschulden kann uns ein Sog nach unten ziehen.

In der Regel sind es die Eltern, die aufgrund der Verirrungen ihrer Kinder kein ruhiges Leben führen können. In KASHI ist es dagegen die Mutter, die ihren erwachsenen Kindern einiges zumutet. Sie ist eines Tages verschwunden. Der Grund: Sie steckt bis zum Hals in Schulden. Nach der Flucht muss sich ihr Sohn Youn-ho (Um Tae-go) mit den Gläubigern herumschlagen. Diese lauern ihn auf oder dringen sogar in seine Wohnung ein. Als auch eine zwielichtige Gestalt ihn unter Druck setzt, beginnt Youn-ho´s anfängliche Ruhe zu schwinden. Die Verwicklungen stellen jetzt auch die Beziehung zu der Frau, die er bald heiraten möchte, infrage.

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Berlinale 2012: Berlinale-Halbzeit

Anlässlich des "Bergfests" der Berlinale zieht Tiziana Zugaro ein Resumé zum bisherigen Wettbewerbsprogramm.

Berlinale 2012: Kurzkritik zu AVALON von Axel Petersén

Festivalblog Autor Christian Caravante hat im Forum der Berlinale den Film Avalon gesehen und schildert seine Eindrücke.

DIE VERMISSTEN von Jan Speckenbach

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Lothar hat seine Tochter seit langem nicht mehr gesehen. Dann ruft seine Ex-Frau an: Das Mädchen ist verschwunden – und nicht nur sie: Überall in Deutschland verschwinden Kinder, spurlos, niemand weiß wohin. Das Land gerät langsam in Panik. Kinder und Jugendliche dürfen sich nicht mehr alleine auf der Straße aufhalten. Weil ihm die Polizei nicht helfen kann, macht sich Lothar auf eigene Faust auf die Suche nach seiner Tochter.

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BESTIAIRE von Denis Côté

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Regisseur Denis Côté macht es auffallend Spass, die Zuschauer zu irritieren. Das merkt man spätestens, wenn von einer 200qm Leinwand zwei Minuten lang in Nahaufnahme ein Wasserbüffel herunterschaut.

Côté hat Tiere in einem Afrika-Safaripark gefilmt: Zebras, Elefanten, Löwen, Antilopen, Lamas. Größtenteils werden die Tiere in ihren Käfigen gezeigt. Außerdem hören wir in einigen Szenen, wie sie mit ihren Hufen und Tatzen gegen die Käfigtüren schlagen. Es entsteht eine beunruhigende Atmosphäre, die man aus diversen Gefängnisfilmen kennt.

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YOUNG ADULT von Jason Reitman

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Dieser Film spielt in Minnesota, also mitten in dem eher gesichtslosen Teil von Amerika mit Malls und Tankstellen und Suburbs. Man hätte ihn genauso auch mitten in Deutschland machen können. Denn die Spezies der Mitt-End Dreißiger, die sich auf verschiedenste Art bemühen ihre Jugend ihre große, prägende Zeit, am Leben zu halten, ist ein kulturübergreifendes Problem. Alles soll möglich sein, bloß nicht das Ankommen.

So ein Charakter ist auch Marvis (Charlize Theron, großartig), die es aus ihrem Provinzkaff in „die City“ geschafft hat (analog in Deutschland nach Berlin oder Hamburg) und dort ein zwar glamourös wirkendes, am Ende aber einsames, ein bisschen tragisches Leben führt. Bis sie beschließt, ihre Highschool Liebe zurückzuerobern. Der wohnt noch immer in ihrem Heimatkaff, ist verheiratet und gerade Vater geworden, aber aus Marvis Sicht begreift er nur nicht ein „Gefangener“ zu sein. Wer tatsächlich gefangen ist in der Vergangenheit stellt sich schnell heraus.

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TAGE IN DER STADT von Janis Mazuch

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Nach 13 Jahren kommt Nina aus dem Gefängnis. Sie findet eine Wohnung und eine, wenn auch mies bezahlte, Arbeit. Aber sie hat Angst, wieder Kontakt zu ihrer Tochter Anne Kontakt aufzunehmen. Ihr Bruder hilft ihr zwar zu Beginn – aber eine emotionale Verbindung findet Nina auch zu ihm nicht.

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TRATTORIA von Soleen Jusef

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Bosse ist ein recht liebenswerter Kleinkrimineller, dem eine Trattoria gehört, in der es erstaunlich gutes Essen gibt. In den Geschäften der Umgebung pflegt Bosse Schutzgelderpressung auf die väterlich-gemütliche Art. Mit der Gemütlichkeit ist es vorbei, als Ganovenkonkurrenz im Kiez auftaucht und zu allem Überfluss auch noch seine 19-jährige Tochter anruft – die beiden haben sich noch nie gesehen – und vom Tod seiner Ex-Frau berichtet.

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SOMETIMES WE SIT AND THINK... von Julian Pörksen

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Peter ist 50. Er ist gesund und macht einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck. Peter hat einen Plan gefasst: Er möchte seine restlichen Lebensjahre in einem Alten- und Pflegeheim verbringen. Aus dieser Prämisse hat Autor und Regisseur Julian Pörksen mit SOMETIMES WE SIT AND THINK AND SOMETIMES WE JUST SIT einen gut halbstündigen Film gemacht, der nicht nur komisch ist, sondern auch sehr aufschlussreich. Denn alle, mit denen Peter zu tun hat – sein Sohn, der Pfleger, die Leiterin des Altenheims und der Arzt, sind sich einig: Das Heim ist kein guter Ort zum Leben – jedenfalls nicht für einen Menschen, dem es so gut geht wie Peter.

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CAPTIVE von Brillante Mendoza

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Die Philippinen, eine Ferieninsel, Nacht. Plötzlich dringen bewaffnete Männer in die Hotelzimmer ein und entführen eine Gruppe einheimischer und ausländischer Touristen. Was folgt sind zwei Stunden Geiseldrama, über das Meer, durch den Dschungel, verschanzt in einem Krankenhaus, immer verfolgt von Regierungstruppen. Es gibt Verhandlungen über Telefon, es gibt viele, viele Schusswechsel, es gibt Gewalt, Geiseln werden ermordet, andere sterben vor Überanstrengung. Und es gibt einzelne Annäherungen zwischen den Entführern und den Geiseln auf ihrer monatelangen Flucht.

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FRANCINE von Brian Cassidy und Melanie Shatzky

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Die ersten Minuten versprechen narratives amerikanisches Autorenkino, der gehobenen Art. Ausdrucksstarke Schauspielerin (Melissa Leo) und harte, bewegende Geschichte fern von Happy End und Feelgood der Hollywood Baukastenfilme. Francine kommt aus dem Gefängnis, wie lange und warum sie dort war, erfahren wir nicht. Sie spricht nicht oder nur das Nötigste. Ihr Gesicht ist verhärmt und meist unbeweglich. Ausser, wenn sie mit Tieren spricht, dann blüht sie auf.

Sie stolpert von Job zu Job, weil sie bestimmte Leute zu meiden beginnt. Solche nämlich die ihr guttun, sie wieder in die Spur bringen könnten. Stattdessen entwickelt sie sich zum Tier-Messi, lebt mit dutzenden Viechern in dem bald total runtergekommenen Trailer. Anstatt sich den Menschen und der Welt, in die sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, zuzuwenden, wendet sie sich ab. Das kann nicht gutgehen.

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JAYNE MANSFIELD’S CAR von Billy Bob Thornton

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Autos sind wie Flugzeuge – man kann sich in ihnen wunderbar wegträumen. Skip Caldwell, einer von drei erwachsenen Söhnen des kauzigen Jim Caldwell, hat diese Träume bitter nötig. Die Erinnerungen an seinen Beinahe-Flammentod im Zweiten Weltkrieg verfolgen ihn noch Jahrzehnte später. Deshalb hat er sich einen hübschen Fuhrpark angeschafft – zum Träumen. Sein Bruder Carroll zieht derweil das Marihuana-induzierte Nirvana vor, während der Älteste, Jimbo, ganz in der Rolle des Erwachsenen aufgeht, der alles im Griff hat. In Billy Bob Thorntons Wettbewerbsfilm JAYNE MANSFIELD’S CAR hat sich eine Familie in den späten 60er Jahren mitten in Alabama in der inneren Emigration eingerichtet. Bis eines Tages die Nachricht vom Tod der Mutter das Gefüge durcheinander wirbelt. Sie hatte die Familie bereits vor Jahrzehnten verlassen und eine zweite Familie in England gegründet. Diese unerwünschten Verwandten rücken nun an, um die gemeinsame Mutter zu beerdigen.

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THE RELUCTANT REVOLUTIONARY von Sean McAllister

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Der Regisseur Sean McAllister begleitet den Reiseveranstalter Kais im Jemen bei einer seiner letzten Touren, für die sich noch Touristen angemeldet haben. Kais wirtschaftliche Situation ist miserabel: die Touristen bleiben seit längerem aus, sein Hotel ist geschlossen, und er schuldet viele Monatsmieten. Seine schwangere Frau droht, ihn zu verlassen, wenn er kein Geld auftreibt. Er ist deprimiert und macht den Präsidenten Ali Abdullah Saleh für die schlechte Lage im Land verantwortlich.

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METÉORA von Spiros Stathoulopoulos

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Zwei Klöster mitten in der Einsamkeit, hoch oben auf gegenüberliegenden Felsgipfeln, tief verhüllt im Nebel, das eine von griechischen Mönchen bewohnt, das andere von russisch- orthodoxen Nonnen. Während die Mönche von ihrem Kloster aus zumindest über eine lange Treppe ins Tal gelangen können, sind die Nonnen völlig von der Außenwelt abgeschottet. Ihre einzige Verbindung nach außen ist eine handbetriebene Seilwinde mit einem großen Netz, in dem sie Lebensmittel nach oben befördern können und auch selbst ins Tal herunter gelassen werden können. Inmitten dieser streng reglementierten Abgeschiedenheit begegnen sich der Mönch Theodorus und die Nonne Urania und trotz aller Verbote verlieben sich die beiden heftig ineinander.

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L’ENFANT D’EN HAUT von Ursula Meier

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Sonne, Skifahren, Berge und blauer Himmel: Was für die einen Erholung pur ist, bietet für andere lediglich eine günstige Gelegenheit zu klauen. L’ENFANT D’EN HAUT spielt in den französisch-schweizer Alpen und zeigt uns den Alltag von Simon, der sich mit seinen zwölf Jahren weitgehend selbst durchs Leben schlägt. Er wohnt mit Louise, von der lange nicht klar ist, ob sie seine Mutter oder Schwester ist, in einem trostlosen Sozialbau im Tal, und wenn sie mal wieder einen Typen anschleppt, stopft er sich ganz lakonisch Zigarettenfilter als Stöpsel in die Ohren. Jeden Tag fährt Simon in die Berge und klaut dort dreist Skier und Ausrüstung, die er anschließend verhökert. Die Regisseurin Ursula Meier zeigt einen Jungen, der als einzige Sicherheit im Leben einen Stapel Schweizer Franken ansieht.

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PARABETON - PIER LUIGI NERVI UND RÖMISCHER BETON von Heinz Emigholz

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Heinz Emigholz macht keine Filme über Architektur. Er macht Architekturfilme. Im Gegensatz zur etablierten Architekturfotografie ist das Genre des Architekturfilms Neuland und Heinz Emigholz kann für sich beanspruchen, es massgeblich zu prägen.

Emigholz stellt in PARABETON die Bauten des Architekten Pier Luigi Nervi den römischen Großbauten aus der Zeitenwende gegenüber. Gemeinsam ist beiden Stilen die massgebliche Verwendung von Beton als Baumaterial. Emigholz erkundet die Gebäude aus verschiedenen Perspektiven mit festen Einstellungen. Einen Kommentar gibt es nicht. Hintergrundgeräusche wie das Flattern von Tauben in der Stille der verlassenden Industriekomplexe bilden eine Soundcollage zu den Bildern.

Das Faszinierende ist: es funktioniert.

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BEZIEHUNGSWEISEN von Calle Overweg

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Sechs Schauspieler, drei echte Paartherapeuten, kein fest vorgegebenes Drehbuch, ein einziger Raum und kaum Requisiten, das sind die spärlichen Zutaten, aus denen Calle Overweg einen sogenannten "gespielten Dokumentarfilm" kreiert hat. Die Schauspieler stellen dabei drei Paare dar, die sich in verschiedenen Beziehungs- und Lebensstadien befinden und die alle in einer handfesten Krise feststecken. Ihre Probleme miteinander sind bekannt und alltäglich, erscheinen aber zugleich auch fast unlösbar für die Beteiligten. Es geht um Untreue und um Sprachlosigkeit, um allgemeinen Lebensfrust, um die Schwierigkeiten der Elternschaft und vor allem um die stets untergründig mitklingende Frage, ob dieser Partner denn nun wirklich der richtige ist. Als Konterpart wird jedem Schauspielerpaar ein echter Paartherapeut an die Seite gestellt. Dieser ist zwar in die Künstlichkeit der Versuchsanordnung eingeweiht, bemüht sich aber in den nun folgenden Paartherapiegesprächen dennoch nach allen Regeln der Therapeutenkunst um die in Stocken geratenen Beziehungen.

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Shah Rukh Khan auf der Berlinale Premiere von DON

Das Ausharren in eisiger Kälte hat sich für die Fans von Shah Rukh Khan gelohnt: Als er mit mehrstündiger Verspätung ankam, nahm er sich die Zeit und gab "fast" allen ein Autogramm.

THIS AIN’T CALIFORNIA von Marten Persiel

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Die DDR in den 80er Jahren: Der Sozialismus kurz vor dem Ableben, ein Staat der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch moralisch bankrott ist, geführt von einer Partei, die jeden Realitätsbezug verloren hat – ansonsten Frust und Langeweile. Stop! Hier kommt die Subkultur. THIS AIN’T CALIFORNIA zeigt eine ganz andere Seite des Arbeiter- und Bauernstaats. Skateboards, Breakbeats und Dekadenz am Alex. Und das alles, bevor die Mauer fiel.

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PAZIRAIE SADEH (Modest Reception) von Mani Haghighi

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Der Film lässt einen eigenartig aufgewühlt zurück. Ein bisschen genervt und unbefriedigt auch. Da sind dieser Mann und die Frau in einem teuren Auto. Sie kurven durch die Berge im Grenzgebiet von Iran und Afghanistan und verschenken aus ihrem Kofferraum heraus Geldsäcke an jeden, der ihnen begegnet in dieser menschenleeren Gegend. Am Anfang spielen sie noch ein lustiges Spiel, als streitendes Ehepaar vor Soldaten, erzählen wilde Geschichten über ihr Absichten und bewerfen die Soldaten mit Geld, kreischend vor Lachen. Aber jede Begegnung mit den bitterarmen Leuten in den Bergen macht ihr Spiel böser, zynischer, abartiger. Bis es restlos alle beschädigt zurücklässt.

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DIE WAND von Julian Roman Pölsler

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Der Film ist eine Art bebilderte Lesung und Versuchsanordnung zu den zwei lebensphilosophischen Tatsachen „Der Hund ist der beste Freund des Menschen und der Mensch sich selbst sein größter Feind.“ Ein Film mit nur einer Schauspielerin - Martina Gedeck - in den Nebenrollen ein Hund, zwei Katzen, eine Kuh, eine kleine Kuh, eine weiße Krähe. Und natürlich die Natur der Alpen zu allen Jahreszeiten.

Die Geschichte ist schnell erzählt - eigentlich: Eine Frau bleibt in einer Berghütte zurück und als die Freunde nicht wiederkommen, stellt sie fest, dass sie wie von einer gläsernen Käseglocke in diesem Tal festgehalten wird. Jenseits des Glases ist das Leben der Menschen erstarrt und die Zeit stehen geblieben. Sie ist allein und auf sich gestellt und macht sich ihre Gedanken. Mit ihnen wird die Geschichte plötzlich komplex, vieldeutig, metaphorisch - weil dieser Mensch denkt, Vorstellungen und wechselnde Gefühle entwickelt, sich selbst und die Welt analysiert. Weil genau das Menschsein bedeutet.

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Shah Rukh Khan in Berlin

Ein Superstar kann sich so einiges leisten. Shah Rukh Khan wusste es bei der Berlinale-Premiere seines Films DON auszureizen. Er liess Fans und Journalisten geschlagene 2,5 Stunden bei -12 Grad warten. Angeblich hatte sein Flug Verspätung. Nach und nach gaben Fernsehteams und Fotografen entnervt auf.
Die Berlinale hatte Mitleid und verteilte an die wartenden Fans heißen Kaffee. Auch Dieter Kosslick zeigte sich wieder sehr empathisch: Er holte einen sehr jungen Fan mit seiner Familie, die keine Karten mehr bekommen hatten, in der Friedrichstadtpalast. Berlinale: ein Festival mit Herz.

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BARBARA von Christian Petzold

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© Christian Schulz

DDR, Anfang der 80er Jahre. Barbara, eine junge Ärztin aus Berlin, hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird in ein Provinzkrankenhaus nach Mecklenburg-Vorpommern versetzt. Während sie ihre Flucht vorbereitet, wird sie von der Stasi observiert und muss zugleich ihren Alltag im Krankenhaus meistern. Christian Petzold schildert in seiner fünften Regiearbeit mit der Schauspielerin Nina Hoss stimmig und sensibel eine hoch bedrückende und beängstigende Situation, in der die Hauptfigur sich dadurch zu schützen versucht, dass sie einen Panzer um sich und ihre Gefühle legt.

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Berlinale 2012: Ankunft Angelina Jolie

Angelina Jolie gab heute die Pressekonferenz zu ihrem Film "In the Land of Blood and Honey". Wir haben ein paar Bilder von ihrer Ankunft eingefangen.

IRON SKY von Timo Vuorensola

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Finnischer Science Fiction Film in Zusammenarbeit mit Australien und Deutschland? Nazis auf der dunklen Seite des Mondes planen die „Rettung“ der Welt und ein gebleichter Schwarzer wird zum Helden? Nur Udo Kier als „Der Führer (Kortzfleisch)“ scheint eine zunächst nachvollziehbare Idee für eine Nazi-Parodie zu sein. Erfahrungen hat er schon als Führer in Christoph Schlingensiefs 100 JAHRE ADOLF HITLER gemacht. Vor dem Film musste ich dem finnischen Radio die Frage beantworten, ob Deutschland reif ist für eine Nazi-Satire. Na klar, gibt ja schon eine ganze Menge. Ob Deutschland reif ist für eine finnische Nazi-Satire überstieg allerdings meine Vorstellungskraft.

Optisch ist IRON SKY aber näher an HELL BOY als am Schlingensiefschen Style. Der Film sieht echt gut aus, ist nicht so eine Bastlel-B-Movie wie die Star Wars Parodie der Filmemacher STAR WRECK, mit dem sie vor ein paar Jahren berühmt wurden.

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Wettbewerb: A MOI SEULE von Fréderick Videau

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Acht Jahre lang gefangen und weggesperrt. Kontakt einzig und allein mit einem einzigen Menschen – dem Entführer. Und plötzlich frei. Die 18-Jährige Gaelle in Fréderick Videaus A MOI SEULE muss ganz langsam wieder ins Leben zurückfinden. Was wie die französische Version der Kampusch-Geschichte klingt und leicht zu einem sensationslüsternen Streifen hätte werden können, übt sich in Reduktion und überzeugt als psychologisches Kammerspiel. Eine cineastische Erleuchtung ist der Film allerdings nicht.

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Berlinale 2012: EXTREMELY LOUD AND INCREDIBLY CLOSE von Stephen Daldry

Festivalblog Autorin Tiziana Zugaro mit einer Kurzkritik zu EXTREMELY LOUD AND INCREDIBLY CLOSE.

Annekatrin Hendel gewinnt „Made in Germany – Förderpreis Perspektive“

Im Rahmen der Eröffnung der Perspektive Deutsches Kino wurde gestern der „Made in Germany – Förderpreis Perspektive“ zum ersten Mal vergeben. Annekatrin Hendel ist mit ihrem Treatment zum Dokumentarfilm DISKO die erste Preisträgerin der neuen Talentförderinitiative für junge deutsche Regisseure. Mit einem Stipendium von 15.000 EURO, gestiftet vom sächsischen Uhrenhersteller Glashütte Original, wird die Regisseurin bei der Projekt-, Stoff- und Drehbuchentwicklung unterstützt.

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ELLES von Malgoska Szumowska

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© SZYMON ROGINSKI

Wenn es um Prostitution geht, dann verbindet man dies sofort mit Unterdrückung, Illegalität und Männerdominanz. Frauen bieten sich an, weil sie dazu gezwungen werden oder weil sie sonst nicht genug Geld zum Leben haben. Die Darstellung von Prostitution als eine Form der Selbstbestimmung und legitimes Mittel zu mehr Wohlstand fällt dagegen schnell unter den Verdacht der Verklärung, deren eigentliche Aufgabe es ist, das Unterdrückungsverhältnis zu bestätigen.

Es ist daher kein Wunder, dass es nicht leicht war, für ELLES Geld aufzutreiben. Überraschend einfach war es nach Angaben der Regisseurin Malgoska Szumowska dagegen, ihre Wunschschauspielerin für die Hauptrolle zu bekommen: Juliette Binoche.

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MAN FOR A DAY von Katarina Peters

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Man nehme Watte und ein Kondom

Männer weinen heimlich und Männer brauchen viel Zärtlichkeit – das wissen wir ja alle. Aber wann jetzt ein Mann ein ein Mann ist, das wissen weder Mann noch Frau so ganz genau, es sei denn, sie sind so stumpf, sich bei der Definition auf die primären Geschlechtsmerkmale zu beschränken. Und um alles noch komplizierter zu machen: Wann ist eine Frau ein Mann? Antworten auf diese und noch viel interessantere Fragen gibt Katarina Peters in ihrer Dokumentation MAN FOR A DAY: Die Performancekünstlerin Diane Torr gibt Frauen in einem Workshop in Berlin Anleitung zum Mannsein.

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GEGEN MORGEN von Joachim Schönfeld

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Wagner (Axel Buchholz) und Zippolt (Axel Sichrovsky) sind Polizisten. In Joachim Schönfelds Film GEGEN MORGEN sollen sie gemeinsam darauf achten, dass dem Mädchenmörder Siegfried (Christoph Grunert) nichts passiert. Der ist aufgrund eines Verfahrensfehlers freigesprochen worden und sitzt jetzt in seiner Berliner Wohnung. In der Nachbarschaft ist er nicht besonders beliebt. Deswegen hocken Wagner und Zippolt jetzt im Auto und starren den lieben langen Tag auf Siegfrieds Balkon. Wagner sieht den Sinn nicht. Denn es kommt nie eine Ablösung, wenn die Bewacher Feierabend machen. Aber irgendwo ist Wagner das auch egal. Er sitzt im Auto, schweigt und lässt sich von seinem Kollegen zuquatschen. Zuhause hört Wagner Opern – Wagner – während sein Verdruss am Leben immer größer wird.

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Berlinale 2012: festivalblogTV: Roter Teppich der Eröffnungsgala auf der Berlinale 2012

Die Stars auf dem Weg in den Berlinale Palast.

Berlinale 2012: Die Leitern

Festivalblog-Autor Steffen Wagner über den ersten Tag auf der Berlinale und die Leitern der Berlinale-Fotografen.


LES ADIEUX A LA REINE (Leb wohl, meine Königin!) von Benoït Jacquot

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Was soll man sagen? Der Eröffnungsfilm der Berlinale ist mal wieder eine volle Pleite. Wer sich durch die 100 Minuten LES ADIEUX A LA REINE von Benoit Jacquot gegähnt hat, kommt zu dem Schluss, dass es doch nicht die schlechteste Idee der Franzosen war, den Hofstaat von Versailles nach Möglichkeit einen Kopf kürzer zu machen.

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DON - THE KING IS BACK von Farhan Akhtar

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Don is back! Für Freunde des Bollywood-Actionkinos ein Grund zum Feiern. In der Tat ist Farhan Akhtars Shah-Rukh-Khan-Vehikel ein kurzweiliges Vergnügen mit viel Ballerei und Schlägerei, fiesen Gangstern, schönen Polizistinnen und – natürlich – mit dem charmantesten aller Verbrecherkönige.

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Das ganze Jahr am Rödeln

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Panorama-Chef Wieland Speck spricht im Interview mit Festivalblog über den Arabischen Frühling, Schwulenfilme im Panorama und die Zukunft des Festivals.
Traditionell sind in der Berlinale-Sektion Panorama die echten cineastischen Perlen zu finden. Wie schafft Wieland Speck das? Mit dem 60-jährigen sprachen Claudia Palma und Tiziana Zugaro.

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Berlinale Countdown: Kino-Wege auf der Berlinale 2012

Der persönliche Berlinale Filmplan ist oft dicht gedrängt und meist knapper kalkuliert als die Füße tragen. Das gemütliche Gehen wird zum strammen Schritt, dann fängt man locker an zu laufen, um dann am Ende in Panik zu rennen. Es kommt auf jede Minute an. Man weiß: diejenigen, die keine Karte mehr bekommen haben, stehen bereits in Schlangen vor dem Kinosaal und hoffen darauf, dass man es nicht mehr rechtzeitig schafft.

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Generationskonflikte und Beziehungsdramen in der Perspektive

Konflikte mit oft auch abwesenden Eltern oder Beziehungsthemen sind die Themenschwerpunkte für die 13 Beiträge der Perspektive Deutsches Kino – acht Spiel- und fünf Dokumentarfilme wurden aus fast 300 eingereichten ausgewählt. Mein Fazit ist positiv: Anders als in den vergangenen Jahren, gibt es keine heftigen Ausreißer nach unten. Bei den Spielfilmen sind meine Empfehlungen KARAMAN von Tamer Yigit und Branka Prlic und GEGEN MORGEN von Joachim Schoenfeld. Bei den Dokus lohnen sich besonders der Eröffnungsfilm MAN FOR A DAY von Katarina Peters und die vielleicht doch nicht ganz echte aber faszinierende Doku THIS AIN’T CALIFORNIA von Marten Persiel. Ein ganz großes Highlight ist darüber hinaus der mittellang Spielfilm SOMETIMES WE SIT AND THINK AND SOMETIMES WE JUST SIT von Julian Pörksen.

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Berlinale Countdown: Cafés


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Schöner Blick vom Caras auf das Treiben am Potsdamer Platz

Für die schreibende Zunft auf der Berlinale ist der Morgen ein Problem. Die Gründe liegen auf der Hand: man hat bis spät in die Nacht an einem Artikel geschrieben, zu lange gefeiert oder diese und jene Spätvorstellung mitgenommen. Man ist deshalb für jede Minute Schlaf dankbar. Die ersten Pressevorstellungen beginnen aber bereits um 9 Uhr.

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Berlinale Countdown: Das Klo als Chance und Risiko

Auf der Berlinale ist das Klo eine lästige Notwendigkeit. Hektisch unterwegs zum nächsten Film, die Blase wegen des saukalten Wetters ohnehin nicht die belastbarste, muss man noch schnell „um die Ecke“. In den Kinos ist das zumeist eine Zumutung. Abgesehen von der olfaktorischen Belastung, die nun mal so ein Massenansturm auf die paar Toiletten im Cinemaxx hervorruft, sind es vor allem die Schlangen im und vor dem Damenklo, die einem den Gang zur nervlichen Belastung werden lassen. Kein freies Örtchen, nirgends.

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Berlinale Countdown:
THE HUNTER (Berlinale 2010)

Bei der Berlinale 2010 lagen die Wahl-Demonstrationen im Iran noch nicht mal ein Jahr zurück und waren noch sehr präsent, als der umwerfende Film „Shekarchi" von Rafi Pitts die Festival-Besucher vom Kinosessel fegte.

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THE HUNTER (Berlinale 2010)" »

Berlinale Countdown: PK-Fragen oder: Clooney in Afrika

Bei den Pressekonferenzen auf der Berlinale scheint sich der Intelligenzquotient der Fragenden gegenläufig zur Berühmtheit der befragten Schauspieler oder Regisseure zu verhalten.

Sehr beliebt sind Fragen wie: „Wie war die Arbeit mit Regisseur X?“, oder „Wie gefällt Ihnen Berlin?“

Manchmal ist aber eine Frage gar keine Frage, sondern ein Angebot. George Clooney kennt sich damit aus.

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Berlinale Countdown: THE KIDS ARE ALLRIGHT (Berlinale 2010)

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Mitten im trostlos Berlinalewinter wirkte die Independent-Komödie THE KIDS ARE ALLRIGHT um eine lesbisches Elternpaar, das sich überraschend mit den Revieransprüchen des biologischen Vaters ihrer gemeinsamen Kinder konfrontiert sieht, wie ein erfrischender Kurzurlaub. Hier stimmte alles: ein Drehbuch, das immer wieder überraschende Wendungen bot, auf den Punkt gebrachte Dialoge, mit Annette Bening und Julianne Moore zwei der besten US-Charakterdarstellerinnen und als Kulisse dann noch jede Menge leicht ironisiertes Easy-Living-Feeling aus dem sonnigen Kalifornien.

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Berlinale Countdown: WELCOME TO THE RILEYS (Berlinale 2010)


WELCOME TO THE RILEYS hat eine Story, die auf den ersten Blick schlimme Klischeefallen vermuten lässt: Ein alterndes Ehepaar, dessen Beziehung nach dem Unfalltod der einzigen Tochter in Schuldzuweisungen erstarrt ist, findet durch die gemeinsame Fürsorge für eine jugendliche Ausreißerin wieder zueinander und am Schluss sind alle glücklicher als zuvor. Das diese Geschichte sich trotzdem zu einem glaubhaften und zugleich bewegenden Film zusammenfügt, liegt in ersten Linie an den Darstellern: James Gandolfini, den man sonst vor allem als Mafiaboss aus der Serie "DIE SOPRANOS" kennt, gibt hier als vom Leben frustrierter Inhaber eines Sanitärgroßhandels einen eindrucksvollen Beweis seines Talents. Melissa Leo, die bereits 2008 in FROZEN RIVER und 2011 dann in ihrer oskarprämierten Rolle in THE FIGHTER ihr Können unter Beweis gestellt hat, brilliert als eine Art zwangsneurotisches Desperate Housewife, das sich nur langsam aus seinem inneren Gefängnis befreien kann. Und auch TWILIGHT Star Kristen Stewart zeigt in ihrer Rolle der verwahrlosten Ausreißerin, dass sie schauspielerisch weit mehr zu bieten hat, als ihr in der Teenie-Vampirfilmsaga abverlangt wurde.

Eine weitere Stärke des Films ist der gut dosierte Einsatz von Humor und Situationskomik, der dabei hilft, alle Klippen der Rührseeligkeit zu umschiffen und gleichzeitig auch die Tristesse des Gezeigten erträglicher macht. Die Szene, in der die lebensuntüchtige Hausfrau Lois nach Jahren der selbstgewählten Isolation im schmucken Vorstadteigenheim beschliesst, im Familien-PKW eine Fahrt nach New Orleans anzutreten, wird wie eine hochgefährliche Expedition in ein fremdes Land inszeniert und ist komisch und traurig zugleich. Auch wenn das Ende vielleicht ein wenig zu versöhnlich geraten ist, bleibt WELCOME TO THE RILEYS mit seiner leicht verwegenen Mischung aus Beziehungsdrama, Roadmovie und Komödie ein sehenswerter Film mit herausragenden Schauspielern.

Berlinale Countdown: A BOUT DE SOUFFLE (Berlinale 2010)

Ganz ruhig, ganz ruhig – einfach tief durchatmen. Ein und aus und ein und aus: Pffffffft. Es hilft einfach nichts. Jean Seberg ist auf der Leinwand und das führt unweigerlich zur Schnappatmung beim männlichen Teil des Publikums, sogar noch bei der Aufführung von À BOUT DE SOUFFLE im Berlinale-Jubiläumsjahr 2010. Für den weiblichen Teil gibt es immerhin einen jungen Jean-Paul Belmondo mit nacktem Oberkörper – in der Hinsicht gab es 1960 leider noch keine Gleichberechtigung (seufz!).

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