CHERRY von Stephen Elliott

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CHERRY erzählt die Geschichte der 18jährigen Angelina, die vor ihrem deprimierenden Alltag mit einer alkoholkranken Mutter und einem gewalttägigen Vater nach San Francisco flüchtet. Nach Jobs in einer Wäscherei und in einem Stripclub bewirbt sie sich als Darstellerin bei einer Pornofilmproduktionsfirma. Schon bald findet sie Gefallen an ihrer neuen Tätigkeit und entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einer gefragten Sexdarstellerin. Nach einer problematischen Affäre mit einem koksenden Anwalt findet sie ihr privates Glück bei einer gutsituierten Pornofilmregisseurin und kann auch ihre berufliche Karriere weiter ausbauen, indem sie von nun an selber die Regie bei den Sexfilmen führt.

Im Grunde also eine typische Erfolgsstory im Sinne von "eine Frau geht ihren Weg", hier aber angesiedelt in einer Branche, die man gemeinhin gerade für Frauen nicht mit guten Arbeitsbedingungen oder gar Selbstbestimmtheit in Verbindung bringt. Diese Geschichte hätte also interessant werden können, scheitert aber im Fall von CHERRY schon an inhaltlichen Mängeln. Denn trotz einer guten Hauptdarstellerin und vieler Sexszenen langweilt der Film immer mehr. Hier wird keine Story wirklich zu Ende erzählt, Handlungsstränge enden abrupt im Nirgendwo, Figuren werden nicht konsequent entwickelt. Immer wenn die Handlung spannend werden könnte und sich echte Konflikte anbahnen, so wie beim unerwarteten Besuch der Mutter oder bei einem Streit mit dem Freund, enden die Szenen ohne echte Auflösung im seichter Beliebigkeit. Unentschlossen pendelt CHERRY zwischen sozialkritischem Familiendrama, konventionellem Liebesfilm, emanzipatorischer Erfolgsgeschichte und durchgestyltem Sexfilm hin und her.

Wie Stephen Elliott dem Publikum nach der Premiere von CHERRY erläuterte, ging es ihm vor allem darum, den ersten wirklich realistischen Film über die heutige Pornoindustrie in Kalifornien zu machen. Elliot, der früher selber in der Branche gearbeitet hat, wollte nach eigener Aussage vor allem darstellen, dass sich hier mittlerweile eine neue alternative Szene entwickelt hat, in der viele Frauen sowohl als Regisseurinnen als auch als Darstellerinnen selbstbestimmt und freiwillig arbeiten. Vermutlich wäre für dieses Anliegen ein Dokumentarfilm besser geeignet gewesen, da dieses Genre eine höhere Glaubwürdigkeit vermitteln kann. Durch die hier gewählte Art der Darstellung war jedenfalls meine Bereitschaft, das Gezeigte für bare Münze zu nehmen, stark reduziert. Dies natürlich um so mehr, als ein durch und durch positives Bild der Sexindustrie als Hort der Glückseeligkeit gezeichnet wird, das meiner Einschätzung dieser Branche diametral entgegensteht.

Kommentare ( 1 )

> Immer wenn die Handlung spannend werden könnte und sich echte Konflikte anbahnen, so wie beim unerwarteten Besuch der Mutter oder bei einem Streit mit dem Freund, enden die Szenen ohne echte Auflösung im seichter Beliebigkeit.

Die Szenen werden so weit aufgelöst, daß jeder Zuschauer mit mindestens drei funktionierenden Hirnzellen sich den Rest zusammenreimen kann. Wer sagt, daß alles immer bis zum allerletzten Ende auserzählt werden muß?

> Dies natürlich um so mehr, als ein durch und durch positives Bild der Sexindustrie als Hort der Glückseeligkeit gezeichnet wird [...]

Das stimmt so nicht. Es wird nur einfach nicht das gängige Vorurteil bedient, daß die Branche grundsätzlich und immer ein seelenfressender Moloch ist. Elliott erzählt eine Geschichte, die stellvertretend für viele, aber längst nicht alle steht. Das hat er selbst mehrmals klargestellt.

> [...] das meiner Einschätzung dieser Branche diametral entgegensteht.

Worauf stützt sich bitte Ihre Einschätzung dieser Branche? Doch nicht etwa Fakten?

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Titel

Orignaltitel

Cherry

Credits

Regisseur

Stephen Elliott

Schauspieler

James Franco

Heather Graham

Ashley Hinshaw

Dev Patel

Lili Taylor

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2011

Dauer

97 min.

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