Fußmatten und Klingelschilder auf denen die Besucher mit "Willkommen" begrüßt werden, sollten immer auch Anlass zur Skepsis geben, denn häufig ist der Besucher gerade in diesen Häusern nur begrenzt gerne gesehen. So verhält es sich auch bei den Rileys im neuen Film von Jake Scott. Trotz eines großflächigen entsprechend beschrifteten Klingelschildes leben die beiden Hausbewohner abgeschottet in ihrer eigenen Welt.
Eigentlich sind Dough und Lois schon längst gestorben obwohl sie rein äußerlich noch lebendig sind. Nach dem Unfalltod ihrer einzigen Tochter leben sie zwar faktisch noch gemeinsam in einem Haus, innerlich ist jeder aber in seiner Welt aus Schmerz gefangen, zu der es keinen Zutritt für den anderen gibt. Dabei sind die Strategien, die beide wählen, um mit diesem Schmerz umzugehen, sehr unterschiedlich. Während Dough Ablenkung in der Affäre mit einer Kellnerin sucht, betäubt sich Lois mit Tabletten und weigert sich seit Jahren, das Haus zu verlassen. Erst als Dough auf einer Geschäftsreise die 16jährige Prostituierte Mallory kennenlernt, die in ihm Vatergefühle weckt, kommt auch Bewegung in die vereiste Beziehungskonstellation zwischen Dough und Lois. Allmählich gelingt es dem Ehepaar die innere Erstarrung zu überwinden und ins Leben zurückzukehren. Doch Mallory ist zunehmend genervt von den unerwünschten Pflegeeltern und ihrer Ersatztochterrolle. Dennoch haben am Schluss alle etwas wiedergewonnen, wobei offen bleibt, wer hier nun wen gerettet hat.
Jake Scott hat einen berührenden Film über einen tiefen Schmerz gemacht, der nie ausgesprochen wird und so für immer unter einer dünnen Schicht konserviert bleibt. Jedes Mal wenn von außen jemand die Wunde berührt, tut es weh wie am ersten Tag. Einen Ausweg gibt es erst, nach dem die Traumatisierten bereit sind, die eigene Vergangenheit nicht weiter zu verdrängen und ihre gewohnten Lebensmuster zu verlassen.
Die großartigen Hauptdarsteller Melissa Leo, James Gandolfini und Twilight-Star Kristen Stewart transportieren die nicht eben leicht verdauliche Story fast mühelos und umschiffen auch die Gefahr, ins Gefühlsseelige abzurutschen. Angenehm auch, wie sich der Film auf die Kraft seiner Bilder verlässt ohne dialoglastig alles zu erklären. Es wird viel geschwiegen aber es gibt auch immer wieder befreiende Situtationskomik, die dabei hilft, sich zumindest kurz von der Schwermut zu erholen.
Kommentare ( 2 )
Der Film überzeugt mich. Und James Gandolfini kann ich mir richtig gut in der Rolle vorstellen. Bravo!
Posted by Yvi | 18.02.10 09:45
Guter Film, toller James Gandolfini.
Posted by Steffen | 19.02.10 01:44