Wettbewerb - Berlinale 2025

Berlinale 2025: YUNAN von Ameer Fakher Eldin

yunan.jpg
© 2025 Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Der arabische Schriftsteller Munir, der seit längerer Zeit in Hamburg lebt, leidet unter Depressionen und fährt auf die Nordsee-Hallig Langeneß, um sich umzubringen. Ansonsten erfahren wir nicht viel über ihn. Auch nicht über die anderen Personen. Die zweite Filmebene sind wiederkehrende Sequenzen aus einem Märchen, dass seine Mutter ihm erzählt hat und das ihn bis heute verfolgt. Mit seiner dementen Mutter in der Heimat telefoniert er zu Beginn des Films. Sie kann sich kaum an das Märchen, allerdings auch kaum an ihren Sohn erinnern.

Mehr: " Berlinale 2025: YUNAN von Ameer Fakher Eldin " »

Berlinale 2025: Roter Teppich GEU JAYEONI NEGE MWORAGO HANI (What Does that Nature Say to You)

Hong Sangsoo in grauen Mantel auf roten Teppich der Berlinae

Etwas verfroren und leicht angeschlagen wirkte der koreanische Regisseur Hong Sangsoo, als er heute auf dem roten Teppich zur Premiere seines Films ankam. Hong Sang-soo ist so etwas wie ein Dauergast auf der Berlinale – er hat in hier bereits über zehn Filme präsentiert. Seit 2017 war er bis auf 2022 jedes Jahr mit einem Film auf der Berlinale vertreten, fünf davon liefen im Wettbewerb. Auch seinen Debütfilm mit dem schönen Titel DER TAG, AN DEM EIN SCHWEIN IN DEN BRUNNEN FIEL zeigte er bereits 1997 im Forum der Berlinale.

Mehr: " Berlinale 2025: Roter Teppich GEU JAYEONI NEGE MWORAGO HANI (What Does that Nature Say to You) " »

Berlinale 2025: STRICHKA CHASU (Timestamp) von Kateryna Gornostai

Filmstill

© Oleksandr Roshchyn

In der Ukraine bleiben trotz des Krieges die Schulen geöffnet – die Lehrkräfte unterrichten, so gut es geht. Sie geben den Kindern und Jugendlichen Halt und Unterstützung im Kriegsalltag, ein wertvolles Stück Normalität. Nicht zuletzt ist das Weiter-Unterrichten ein Akt des Widerstands: Hier wird mit Herz und Verstand an einer Zukunft für die nächste Generation gearbeitet. Die erfahrene Dokumentarfilmerin Kateryna Gornostai hat für STRICHKA CHASU den Schulalltag zwischen Luftschutzkellern, ausgebombten Schulgebäuden und Online-Unterricht in verschiedenen Städten der Ukraine begleitet, mal hunderte von Kilometern, mal nur 30 Kilometer von der Front entfernt. Es ist ein starker und feinfühliger Film, der harte Zumutungen, grausame Widersprüche und einen starken Lebenswillen zeigt, ohne sich aufzudrängen.

Mehr: " Berlinale 2025: STRICHKA CHASU (Timestamp) von Kateryna Gornostai " »

Berlinale 2025: KONTINENTAL ‘25 von Radu Jude

Filmstill
© Filmstill aus Kontinental '25

Das transsilvanische Cluj ist eine echte Boomstadt. Immobilien sind ein lukratives Geschäft, die Altstadt wird radikal gentrifiziert, für die Schwachen in der Gesellschaft gibt es im neoliberalen Rumänien ohnehin nur ein extrem grobmaschiges soziales Netz. Als die Gerichtsvollzieherin Orsolya einen älteren Obdachlosen aus einem Keller vertreiben muss, bringt sich dieser auf grausame Weise um. Die daraus resultierenden Schuldgefühle werfen Orsolya gründlich aus der Bahn. Radu Judes Wettbewerbsbeitrag KONTINENTAL ‘25 zeigt Orsolyas Versuche, einen Weg aus ihrer moralischen Krise zu finden: absurd, tragisch und mit sehr viel bösem schwarzen Humor. Der Film ist eine Herausforderung, die auszuhalten sich lohnt.

Mehr: " Berlinale 2025: KONTINENTAL ‘25 von Radu Jude " »

Berlinale 2025: DRØMMER (DREAMS) von Dag Johan Haugerud

Filmstill

© Motlys

Wenn eine junge Schülerin sich in ihre Lehrerin verliebt, dann war das früher ein Fall für Romy Schneider. Heutzutage wird daraus ein Hygge-Film. Dag Johan Haugeruds DRØMMER (DREAMS) ist eine Mischung aus Teenie-Tagebuch, Verbotene-Liebe-Dramolett und liebevoll-kritischer Beobachtung weiblicher Selbstbestimmung im Wandel der Generationen. Dabei folgt er der 17-jährigen Osloer Gymnasiastin Johanne durch ihr Gefühls-Wirrwarr in Bezug auf eine wunderschöne neue Französisch-Lehrerin mit Faible für selbst kreierte Strickmode. Um ihre Gedanken zu sortieren, schreibt Johanne dieses Wirrwar auf, „nachdem alles vorbei ist“. Als die Großmutter und die Mutter Johannes intime Aufzeichnungen zu lesen bekommen, löst das einige Turbulenzen aus. Männer sind in dem Film weitestgehend absent, was ungewöhnlich und durchaus charmant ist.

Mehr: " Berlinale 2025: DRØMMER (DREAMS) von Dag Johan Haugerud " »

Berlinale 2025: BLUE MOON von Richard Linklater

Elisabeth Weiland (Margaret Qualley) und Larry Hart (Ethan Hawk) sprechen miteinander an der Bar. Elisabeth hat einen Blumenstrauß in der Hand.
© Sabrina Lantos / Sony Pictures Classics

Lorenz „Larry“ Hart war ein Genie. Wer den Text für einen Song wie „The Lady Is a Tramp“ (und „Bewitched, Bothered and Bewildered“, „My Funny Valentine“, „Blue Moon“ – die Liste, der Songs, die Klassiker geworden sind, ist sehr, sehr lang) geschrieben hat, kann danach beruhigt sterben. BLUE MOON beginnt mit dem Sterben von Larry Hart, aber von beruhigt kann keine Rede sein: Sturzbetrunken landet er in einer saukalten Novembernacht 1943 in der Gosse einer Straße in Manhattan. Wenige Tage später stirbt er im Krankenhaus im Alter von 48 Jahren. Dann springt die Handlung sechs Monate zurück in den März 1943 zum Premierenabend von „Oklahoma!“, dem ersten Musical, das der Komponist Richard Rogers nicht mehr gemeinsam mit Larry Hart als Texter, sondern mit Oscar Hammerstein II schrieb. Hart (Ethan Hawke) kommt vor allen anderen in der noch fast leeren Bar an, in der die Premierenfeier stattfindet. Es beginnt ein Kammerspiel: Zunächst mit Hart, dem Barkeeper Eddie (Bobby Cannavale) und einer Flasche Whiskey als Hauptdarsteller.

Mehr: " Berlinale 2025: BLUE MOON von Richard Linklater " »

Berlinale 2025: EL MENSAJE (THE MESSAGE) von Iván Fund

Filmstill

© Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films

Es kann vorkommen, dass Menschen von ihren Haustieren sinnstiftende Nachrichten empfangen möchten. Sei es, weil Lumpi ohne erklärlichen Grund auf einmal nicht mehr fressen will. Oder weil Fiffi seit Tagen im Wald herumstreunt und Frauchen sich Sorgen macht, ob es ihr da draußen gut geht. In Iván Funds Wettbewerbsbeitrag EL MENSAJE (THE MESSAGE) ist ein kleines Mädchen dazu in der Lage, Nachrichten von Tieren zu channeln und sie bei Bedarf an die Besitzer zu übermitteln. Weil sich damit Geld machen lässt, ziehen Myriam und Roger mit ihrem Pflegekind Anika in einem klapprigen Camper durch die argentinische Pampa – von Klient zu Klient.

Mehr: " Berlinale 2025: EL MENSAJE (THE MESSAGE) von Iván Fund " »

Berlinale 2025: Pressekonferenz zu BLUE MOON von Richard Linklater

Ethan Hawke und Richard Linklater


Nach 11 Jahren ist der US-amerikanische Regisseur Richard Linklater wieder auf der Berlinale. Für BOYHOOD erhielt er 2014 den Silbernen Bären für die beste Regie. Damals wie heute mit dabei: Ethan Hawke, der in BLUE MOON die Hauptrolle des Songwriters Lorenz Hart spielt

Einer auf der Bühne war 2014 garantiert noch nicht mit dabei:

Mehr: " Berlinale 2025: Pressekonferenz zu BLUE MOON von Richard Linklater " »

Berlinale 2025: WAS MARIELLE WEISS von Frédéric Hambalek

Filmstill

© Alexander Griesser

Cooles Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die eigene Teenager-Tochter plötzlich übersinnliche Fähigkeiten entwickelt und alles, wirklich ALLES mitbekommt, was die Eltern so in ihrer Abwesenheit tun? Unangenehme Vorstellung, nicht wahr? Frédéric Hambalek hat aus dieser Idee einen großartigen Film gemacht: WAS MARIELLE WEISS ist eine tiefschwarze Komödie mit Herz und Verstand - und ein echter Lichtblick im Berlinale-Wettbewerb.

Mehr: " Berlinale 2025: WAS MARIELLE WEISS von Frédéric Hambalek " »

Berlinale 2025: LA TOUR DE GLACE (THE ICE TOWER) von Lucile Hadžihalilovic

Filmstill

© 3B-Davis-Sutor Kolonko-Arte-BR

Die Schneekönigin lebt in einem Turm aus Eis und Schnee. Sie ist wunderschön, aber ihr Herz ist eiskalt. Ihr Kuss zerstört alle Wärme und Liebe in den Herzen der Menschen. Die junge Jeanne ist fasziniert von diesem Märchen. Die Teenagerin lebt in den 1970er Jahren in einem Heim für Waisenkinder hoch oben in den Bergen, und immer wieder stiehlt sie sich davon, um dem verführerischen Schnee und Eis nahe zu sein. Eines Tages nimmt sie Reißaus und findet zufällig Unterschlupf im Keller eines Filmstudios. Am Filmset trifft Jeanne auf den Star des Films, der dort gerade gedreht wird: die Schneekönigin. Und sie ist genauso schön und kalt wie im Märchen.

Mehr: " Berlinale 2025: LA TOUR DE GLACE (THE ICE TOWER) von Lucile Hadžihalilovic " »

Berlinale 2025: ARI von Léonor Serraille

Ari.jpg

© Geko Films- Blue Monday Productions - ARTE France - PICTANOVO - Wrong Men - 2025

Nah, ganz nah sind wir der Hauptfigur: einem sensiblen jungen Grundschullehrer, der an sich und der Welt zu zerbrechen droht. Die Kamera erforscht vorsichtig seine magere Gestalt, die wachen blauen Augen, das Lächeln, die langgliedrigen Hände, das Gesicht, das strahlend offen sein kann oder aus Angst und Wut zur Maske erstarrt. ARI heißt die Hauptfigur in dem Wettbewerbs-Beitrag der Französin Léonor Serraille, und so heißt auch der Film. Ari trägt die sanfte, stark machende Zuwendung seiner früh verstorbenen Mutter in sich, aber er schafft es selten, diese innere Kraft im turbulenten Schulalltag erfolgreich einzubringen. Es ist schwer, die quirligen Kinder bei der Stange zu halten, und allzu oft bricht das blanke Chaos über ihn und die Klasse herein. Bei einem Besuch der Schulinspektorin erleidet er einen Zusammenbruch und kündigt daraufhin seinen Job. Worauf der Vater ihn vor die Tür setzt. Nun muss sich der junge Mann auf die Suche machen – nach etwas in seinem Inneren, dass ihm hilft, zu leben.

Mehr: " Berlinale 2025: ARI von Léonor Serraille " »

Berlinale 2025: HOT MILK von Rebecca Lenkiewicz

Hot-Milk1.jpg

© Nikos Nikolopoulos / MUBI

Um es gleich vorwegzusagen: Das einzig wirklich Gute an dem Film ist Fiona Shaw. Dazu ein paar toll gespielte Mutter-Tochter-Psychowahnsinn-Szenen. Eine Handvoll komischer Momente, in denen ein Messer, eine Schlange und bärtige Machos eine Rolle spielen. Und ein paar schöne Flamenco-Einlagen von Kindern am Strand (das aber nur, wenn man Flamenco sehr mag). Ansonsten ist der Wettbewerbsbeitrag HOT MILK der renommierten Dramatikerin und Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, die hier erstmals Regie führte, leider eine ziemliche Vollkatastrophe. Überambitioniert, überladen, gestelzte Dialoge. Alles doppelt und dreifach ausbuchstabiert wie in einem Proseminar. Eine komplett überflüssige Liebesgeschichte, die sich in jeder Sekunde künstlich, gewollt und unglaubwürdig anfühlt. Drehbuch und Regie funktionieren einfach nicht. HOT MILK wäre dem Berlinale-Wettbewerb besser erspart geblieben.

Mehr: " Berlinale 2025: HOT MILK von Rebecca Lenkiewicz " »

Impressum