Um es gleich vorwegzusagen: Das einzig wirklich Gute an dem Film ist Fiona Shaw. Dazu ein paar toll gespielte Mutter-Tochter-Psychowahnsinn-Szenen. Eine Handvoll komischer Momente, in denen ein Messer, eine Schlange und bärtige Machos eine Rolle spielen. Und ein paar schöne Flamenco-Einlagen von Kindern am Strand (das aber nur, wenn man Flamenco sehr mag). Ansonsten ist der Wettbewerbsbeitrag HOT MILK der renommierten Dramatikerin und Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, die hier erstmals Regie führte, leider eine ziemliche Vollkatastrophe. Überambitioniert, überladen, gestelzte Dialoge. Alles doppelt und dreifach ausbuchstabiert wie in einem Proseminar. Eine komplett überflüssige Liebesgeschichte, die sich in jeder Sekunde künstlich, gewollt und unglaubwürdig anfühlt. Drehbuch und Regie funktionieren einfach nicht. HOT MILK wäre dem Berlinale-Wettbewerb besser erspart geblieben.
HOT MILK basiert auf dem gleichnamigen Roman der britischen Autorin Deborah Levy, der auf der Shortlist für den Man Booker Preis 2016 war. Es geht um Rose, die seit Jahrzehnten unter Schmerzen und Lähmungserscheinungen leidet und ihre Tochter Sofia, Anfang zwanzig. Beide sind aus London an die spanische Küstenstadt Almería gereist, weil Rose es mit einer alternativen Heilungsmethode versuchen will. Der Kontrollzwang der Mutter, die Versuche der Tochter, gleichzeitig daraus auszubrechen und ihrer Mutter zu helfen, gesund zu werden: Das ist eigentlich ein super Ausgangspunkt für einen spannenden Film über eine explosive Beziehung zwischen zwei Frauen. Zumal die Irin Fiona Shaw, bekannt als Tante Petunia aus Harry Potter, die Rolle der gebeutelten und beutelnden Rose, zugleich zwanghafte Übermutter und boshafte Hexe (mit dunklem Familiengeheimnis!), mit Bravour meistert. Und Emma Mackey, bekannt aus SEX EDUCATION und BARBIE, als emotional hin- und hergerissene Tochter macht als Schauspielerin eigentlich auch nichts falsch. Aber es hilft alles nichts: Der Film funktioniert trotzdem nicht.
Und dann muss auch noch Vicky Krieps wie eine Mischung aus Gertrude Bell (QUEEN OF THE DESERT) und sämtlichen Hippie-Klischees der Welt als Aussteigerin Ingrid am Strand daher galoppieren und der guten Sofia den Kopf verdrehen. Ja, das ist alles ein bisschen zu viel des Guten. Zumal Ingrid von ihrer eigenen dunklen Vergangenheit geplagt wird, die irgendwas mit Düsseldorf zu tun hat. Nun ja. Aus diesem Film geht man erleichtert raus, weil er zu Ende ist.
Kommentare ( 3 )
Ein wirklich furchtbar öder Film. 90 Minuten Küchenpsychologie, erbärmlich konstruiert. Fiona Shaw versucht alles, Emma Mackey und Vicky Krieps haben einfach keine Chance, aus ihren Figuren etwas zu machen.
Posted by Steffen | 14.02.25 22:56
Überambitioniert, überladen, gestelzt, Proseminar, überflüssig, künstlich, gewollt und unglaubwürdig,funktioniert nicht, furchtbar... wooowh....das Leid muss wirklich groß gewesen sein. Selten gab es so viele Verrisspunchs auf einmal...besonders schön: der Lieblingsmoment.
Posted by andreas | 15.02.25 10:01
Ja, das Leid war groß. Und Fiona Shaw trotzdem toll. So ist das Kino. Der Lieblingsmoment, wie noch ein paar ähnliche, freiwillig und unfreiwillig, komische Momente haben uns schöne Augenblicke des befreienden Auflachens beschert. Wir sind dankbar dafür.
Posted by tiz | 16.02.25 10:04