Forum

Berlinale 2012: Kurzkritik zu AVALON von Axel Petersén

Festivalblog Autor Christian Caravante hat im Forum der Berlinale den Film Avalon gesehen und schildert seine Eindrücke.

DREILEBEN:
ETWAS BESSERES ALS DEN TOD von Christian Petzold

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In die dunklen Tiefen des Thüringer Waldes führt der Beitrag von Christian Petzold zum Gemeinsamschaftsprojekt Dreileben. Die beim Projekt vorgegebene Rahmenhandlung um den ausgebrochenen Straftäter dient hier vor allem als bedrohliches Randelement, im Zentrum der Handlung steht eine Liebesgeschichte: Der Zivildienstleistende Johannes arbeitet in einem Krankenhaus und verliebt sich in die junge Ana, die in einem benachbarten Hotel als Zimmermädchen jobbt. Schon bald führen die unterschiedlichen biografischen Hintergründe der beiden zu ersten Spannungen in der Beziehung.

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THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE von Marie Losier

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Ein plus Eins gibt Drei

„Gesamtkunstwerk“ ist wie „Zeitgeist“ oder „Doppelgänger“ auch in die englische Sprache übergegangen. Diese drei Begriffe beschreiben zugleich, wer Genesis P. Orridge ist und mit wem er wann, was tat. Der Mann ist selbst Kunstwerk, er war Ausdruck eines Zeitgeistes, bis er seine eigene Zeit schuf und mit seiner Frau und künstlerischen Collaborateurin Lady Jaye (lange vor Lady Gaga eine Kunstfigur) eine Doppelgängerin, und eine Art Alter Ego erschuf. Ein kreativer, kluger, selbstironischer, konsequenter Künstler in einem beeindruckenden Film.

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DREILEBEN:
KOMM MIR NICHT NACH von Dominik Graf

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Geheimnisvolle Beziehungen

Vera und Bruno haben sich eine alte Villa in Dreileben gekauft, die eher wie ein altes, runtergekommenes Schloss aussieht und majestätisch am Hang über der Stadt thront. Ziemlich widerwillig und nur, weil das Hotel die Reservierung verschlampt hat, übernachtet die Polizeipsychologin Jo für ein paar Tage bei ihrer alten Freundin Vera. Jo soll für das LKA bei der Suche nach dem entflohenen Mörder Molesch helfen. Am Anfang haben sich die Freundinnen nicht viel zu sagen, doch dann entdecken Sie, dass sie vor einigen Jahren mit demselben Mann eine Beziehung hatten.

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DREILEBEN:
EINE MINUTE DUNKEL von Christoph Hochhäusler

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Der Wald als Freund und Feind

EINE MINUTE DUNKEL ist die Geschichte vom Gejagten und vom Jäger. Der Mörder Molesch entkommt aus dem Totenzimmer des Krankenhauses, in dem er von der toten Mutter Abschied nehmen sollte und der Polizist Kreil soll ihn fangen. Die Hauptrolle allerdings spielt der Thüringer Wald, in den Molesch sich flüchtet. Der Wald ist für den Fliehenden Freund und Feind zugleich: In ihm kann er sich vor den Hundestaffeln der Polizei verbergen, gleichzeitig treibt ihn eben dieser Wald weiter in den Irrsinn. Die Kamera von Reinhold Vorschneider nimmt den Zuschauer mit auf die Flucht. Gemeinsam mit Molesch taumeln wir umher und verlieren mehr und mehr die Orientierung. Die Kamera folgt uns oder ist uns voraus und schaut unruhig immer öfter nach oben, wo wir nur den Himmel und karge Tannenspitzen sehen.

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20 CIGARETTES von James Benning

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Raucher leben besser. Noch besser leben Menschen, die Rauchern zusehen

Angesichts des Erregungspotentials, das ein Lob aufs Rauchen oder auch nur die Erwähnung geeigneter Rauchorte hier im Blog auslösten, ist es schön auf der Berlinale einen Film zu finden, der nur davon und von nichts anderem handelt. Vom Rauchen eben und jenen offenbar geistesgestörten Wesen, die das tun.

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KAREN LLORE EN UN BUS von Gabriel Rojas Vera
   und
KAZOKU X von Yoshida Koki

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Zwei Frauen erwachen

Eine kleine, simple Geschichte der kolumbianische Film KAREN CRIES ON THE BUS, die Geschehnisse darin alltäglich und auch so gespielt: ohne großes Psychologisieren oder wahnsinnig überraschende Wendungen. Eine Frau weint im Bus, hat ihren Mann verlassen und fängt hernach ganz von vorn an.
Sie wohnt in einer üblen Absteige, hat keine Arbeit, bettelt sich irgendwann Geld für‘s Essen zusammen. Und obwohl es leichter wäre, zu ihrem recht wohlhabenden Mann zurückzukehren, oder bei ihrer Mutter zu wohnen, zieht sie es allein durch. Und irgendwann trifft sie die richtigen Leute, einen anderen, scheinbar richtigen Mann, findet Arbeit und trifft dann eine Entscheidung, die beweist, dass sie etwas gelernt hat. Ende.
Eine Geschichte, die so jeden Tag vermutlich hundertfach passiert. Aber leider viel zu selten! Meist sind es die Frauen, die gehen. So auch in dem japanischen Film KAZOKU X (HOUSEHOLD X), dem zweiten Film über das Erwachen einer Frau.

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PATANG (The Kite) von Prashant Bhargava

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PATAN ist ein Film, der alle Sinne anspricht. Er ist ein lebendiges, schnell geschnittenes Fest der Farben, das gekonnt die Darstellung einer Familiengeschichte mit dem Drachenfest in der indischen Stadt Ahmedebad verbindet.

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E-LOVE von Anne Villacèque

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E-LOVE beginnt zunächst wie ein herkömmliches Beziehungsdrama: Philosophieprofessorin Paule wird trotz vermeintlichen Eheglücks kurz vor ihrem 50igsten Geburstag von Ihrem Mann verlassen, der zukünftig lieber mit seiner weitaus jüngeren Freundin zusammenleben möchte. Anstatt nun aber den depressiven Leidensweg der Protagonistin zu begleiten, wählt E-LOVE eine andere und überraschende Weiterentwicklung der Story: Die Verlassene meldet sich schon kurz nach der Trennung auf einer Internet-Dating-Plattform mit dem wohlklingenden Namen "Soulmates" an und trifft sich bald immer häufiger mit verschiedensten Männern. Dabei steht für sie aber weniger die Suche nach Seelenverwandten im Vordergrund sondern Paule ist zunehmend fasziniert von den ungeahnten Möglichkeiten, mit ständig wechselnden Partnern ihren sexuellen Horizont zu erweitern.

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AUF DER SUCHE von Jan Krüger

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Die Suche nach Vermissten ist ein beliebtes Filmthema. Erst 2009 wurde es auf der Berlinale von Rachid Bouchareb in seinem Wettbewerbsbeitrag LONDON RIVER aufgegriffen. Jemand meldet sich nicht mehr (meist Sohn oder Tochter), man fährt dorthin, wo er lebt, trifft ihn nicht an, sucht nach ihm und erfährt dabei, dass man denjenigen, den man sucht, eigentlich gar nicht wirklich gekannt hat. Meist suchen auch zwei Personen, die sich dann näher kommen. So weit bietet Jan Krügers Film also nicht viel Neues und genau das ist sein Problem.

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SILVER BULLETS von Joe Swanberg

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Beliebtes Thema: ein Film wird gedreht und wir Zuschauer beobachten die Leute in unserem Film, wie sie Schauspieler spielen und dann wieder nicht spielen, weil die Kamera (im Film) anhält, aber doch noch sind. Der Regisseur spielt dann einen Regisseur, was in diesem Fall sogar noch eine Ebene mehr bedeutet, weil der Regisseur im Film auch der Regisseur des Films ist. Soweit klar?

Nun geht es aber in SILVER BULLETS sogar um zwei Filme und zwei Regisseure: der eine erfolglos, gefrustet und überkritisch artsy fartsy unterwegs, aber immer mit Knutschen und Rummachen, wenig erkennbarer Handlung und vielen unscharfen, dunkel-hell Bildern; der andere locker, lässig, mit Team und Festivalmeriten ausgestattet recht erfolgreich mit Genre Filmen. In diesem Fall einem Werwolf Film, für den er ausgerechnet die Freundin des anderen Regisseurs als Hauptdarstellerin castet, während der sich die beste Freundin seiner Freundin zur Hauptdarstellerin und damit zu seiner Freundin im Film wählt. Das, plus typisch künstlerische Selbstzweifel und die in der Branche üblichen Abläufe bei Sexualkontakten gibt natürlich Spannungen.

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AMNISTIA von Bujar Alimani

Filmstill zum Film AMNISTIA von Bujar Alimani

"Wenn man keine Dialoge schreiben kann, dann lässt man sie halt weg." Naja, Frau Sitz-Nachbarin...ganz so einfach wollen wir es uns dann doch nicht machen. Klar stimmt das irgendwo. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Regisseur Bujar Alimani seine Bilder Stück für Stück immer weiter reduziert hat, bis schließlich nur noch das zu Hören und zu Sehen ist, was es zum Erzählen der Geschichte unbedingt braucht.

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Forum Expanded 2011: Kunst und Kino

Auch in diesem Jahr lotet das Forum Expanded den Grenzbereich zwischen Kunst und Kino aus. 42 Künstler, Filmemacher, Performer und Musiker aus 16 Ländern präsentieren filmische Arbeiten in Ausstellungen, in Screenings, im Radio und auf der Bühne. Dazu gehören unter anderem die Ausstellung Parallel Worlds im Salon Populaire (Kunstsaele Berlin), die Audiobeiträge Screen Off und die Reihe History Lessons mit Filmen und Gesprächen, die die Weitergabe des filmischen Erbes zum Thema machen.

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Berlinale 2011: Programm des Forum ist komplett

Das Forum hat heute sein Programm für die Berlinale 2011 bekannt gegeben. Neben vielen internationalen, hierzulande eher unbekannten Filmemachern, sind auch drei deutsche Ausnahmeregisseure mit dabei. Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler haben im Rahmen des gemeinsamen Projekts "Dreileben" je einen TV-Film in der Länge von 90 Minuten realisiert: Petzold Etwas Besseres als den Tod, Graf Komm mir nicht nach und Hochhäusler Eine Minute Dunkel. Neben vielen Welt- und Europapremieren werden in einer kleinen Forums-Retrospektive auch acht Werke des japanischen Regisseurs Minoru Shibuya (1907-1980) gezeigt.

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