Wettbewerb

Bären 2011

Goldener Bär für den besten Film

golden_bear_2011.jpg

JODAEIYE NADER AZ SIMIN (Nader And Simin, A Separation) von Asghar Farhadi

Mehr: " Bären 2011 " »

Bärenwetten

tips_on_bears.jpg

Es ist mal wieder so weit. Das Festival neigt sich dem Ende und fiebert auf seinen Höhepunkt zu: die Vergabe der Bären. Nach 10 Tagen Festival wagen wir die ersten Prognosen, wer das Rennen machen wird. Wir freuen uns auf Eure Kommentare und Berlinale-Tipps!

Mehr: " Bärenwetten " »

ODEM von Jonathan Sagall

odem.jpg

Zwei junge Palästinenserinnen, die in Ramallah leben. Sie verbindet eine intensive Freundschaft. Inam ist extrovertiert und lebenslustig, sie macht mit Jungs herum und testet Grenzen. Lara ist in sich gekehrter, verunsichert, aber auch voller Bewunderung für das Draufgängertum ihrer Freundin. Die beiden Mädchen beschließen, trotz Ausgangssperre über den Grenzposten zu einem israelischen Kino zu schleichen. Auf dem Nachhauseweg werden sie von zwei israelischen Soldaten angesprochen, die ihre Tarnung durchschauen und ihre Ausweispapiere verlangen.

Mehr: " ODEM von Jonathan Sagall " »

UNKNOWN IDENTITY von Jaume Collet-Serra

unknown_identity.jpg

UNKNOWN IDENTITY ist ein würdiger Abschlussfilm für die Berlinale. Er hat wirklich alles was ein unterhaltsamer Action-Thriller braucht. Hervorragende Schauspieler, tolle Verfolgungsjagden, eine (einigermaßen) glaubwürdige Story und ein Rätsel, das wohldosiert im Laufe des Films gelüftet wird.

Mehr: " UNKNOWN IDENTITY von Jaume Collet-Serra " »

WER WENN NICHT WIR von Andreas Veiel

wer_wenn_nicht_wir.jpg

In den vergangenen Jahren gab es eine ganz Reihe von Filmen, die sich mit der RAF auseinandergesetzt haben. Manche mehr, manche weniger überzeugend. Nun hat sich Deutschlands derzeit wichtigster Dokumentarfilmer Andreas Veiel daran gemacht, einen Teil der Vor-Geschichte fiktional zu erzählen: und zwar als Beziehungsgeschichte zwischen Gudrun Ensslin und ihrem ersten Freund Bernward Vesper. Was den Regisseur interessiert, sind die biografischen und sozialen Prägungen seiner Hauptfiguren, aus denen sich die späteren Entwicklungen neu bewerten lassen. Klar, dass die Frage im Raum stand, ob der Veiel wohl Spielfilm kann. Und man muss sagen: Er kann. WER WENN NICHT WIR ist ein sehr überzeugender und packender Film geworden.

Mehr: " WER WENN NICHT WIR von Andreas Veiel " »

SARANGHANDA, SARANGHAJI ANNEUNDA (Kommt Regen, kommt Sonnenschein) von Lee Yoon-ki

come_rain.jpg

Ein Mann und eine Frau sitzen im Auto. Er bringt sie zum Flughafen. Sie unterhalten sich. "Willst du Kaffee oder Saft?" - „Kaffee.“

So beginnt KOMMT REGEN, KOMMT SONNENSCHEIN von Lee Yoon-ki. Über 10 Minuten wird in einer einzigen Einstellung eine zunächst belanglose Unterhaltung im Auto beobachtet. Bis sie ihm schließlich eröffnet, dass sie ihn verlassen will.

Was folgt ist eine wunderschön traurige Meditation über die Trennung.

Mehr: " SARANGHANDA, SARANGHAJI ANNEUNDA (Kommt Regen, kommt Sonnenschein) von Lee Yoon-ki " »

OUR GRAND DESPAIR von Seyfi Teoman

Our%20grand%20despair.jpg

Zwei Männer, eine Frau – dass das zu Verwicklungen führt, weiß man aus unzähligen Filmen. Wie nun aber der türkische Regisseur Seyfi Teoman ein solches amouröses Dreieck in OUR GRAND DESPAIR auf die Leinwand bringt, ist erfrischend ungewöhnlich. Ender und Cetin kennen sich seit der Schulzeit und wohnen nun in einer gemütlichen Wohnung im ungemütlichen Ankara. Als die Schwester eines gemeinsamen Freundes die Eltern bei einem Autounfall verliert, nehmen die beiden die junge Frau bei sich auf. Zunächst geht es darum, das Mädchen in seiner Trauer nicht allein zu lassen. Doch bald entwickelt sich eine starke Zuneigung zwischen den neuen Wohnungsgenossen – und dann verlieben sich beide Männer Hals über Kopf in die junge Frau. Als Ender und Cetin sich schließlich gegenseitig ihre Verliebtheit gestehen, schütteln sie ungläubig den Kopf, seufzen und stoßen erst mal mit Raki auf das Schlamassel an. Nach dem Motto: War ja klar, dass so etwas ausgerechnet uns passiert!

Mehr: " OUR GRAND DESPAIR von Seyfi Teoman " »

MEIN BESTER FEIND von Wolfgang Murnberger

mein_bester_feind.jpg

Eine Geschichte, die in der Nazi-Zeit spielt und trotzdem heitere Töne anschlägt? Tragische Begebenheiten, und man lacht dennoch? Geht das gut? Wenn der richtige Regisseur es in die Hand nimmt, dann ja. Wolfgang Murnbergers MEIN BESTER FEIND beweist es.

Mehr: " MEIN BESTER FEIND von Wolfgang Murnberger " »

LES FEMMES DU 6ÈME ÉTAGE von Philippe Le Guay

les_femmes_etage.jpg

Ein versnobtes bürgerliches Mietshaus im Frankreich der 60iger Jahre dessen angestaubte Wohn- und Lebensstrukturen kräftig aufgemischt werden, nachdem doch sechs spanische Dienstmädchen eingezogen sind, aus dieser Story hätte sich eine originelle Komödie entwickeln können. Les femmes du 6ème étage nutzt dieses Potential nicht und lässt vor allem durch die pausenlose Aneinanderreihung von abgegriffenen Stereotypen und flachen Gags das anfängliche Interesse schnell erlahmen.

Mehr: " LES FEMMES DU 6ÈME ÉTAGE von Philippe Le Guay " »

Berlinale Halbzeit

Die Hälfte der Berlinale liegt schon hinter uns. Eine gute Gelegenheit für einen Zwischenbericht zum bisherigen Festivalverlauf.

Mehr: " Berlinale Halbzeit " »

THE FUTURE von Miranda July

the_future_1.jpg

Was macht die ehemalige twenty-something Generation heute, wo sie kurz davor steht 40 zu werden? Miranda July gibt in ihrem fragil versponnenen Film über Liebe, Selbstfindung und unerfüllbare Sehnsucht eine poetische wie auch eigenwillige Antwort.

Mehr: " THE FUTURE von Miranda July " »

JODAEIYE NADER AZ SIMIN (Nader and Simin, A Separation) von Asghar Farhadi

Nader_and_Simin.jpg

Für mich der Beste Film der Berlinale. Er spiegelt auf perfekte Weise Gesellschaft in der kleinen Welt der Familie und erzählt, indem er Menschen Konflikte auskämpfen lässt, sowohl von deren inneren Widersprüchen wie denen des Landes - in diesem Fall Iran.

Farhadis Figuren sind einem so nah und er präsentiert ihre Beweggründe so neutral, dass man über zwei Stunden hinweg ständig die Seiten wechselt, weil annähernd jede Haltung der Figuren für sich genommen richtig erscheint. Ihr Konflikt ist vielleicht gar nicht so sehr miteinander, sondern wird durch strukturelle und gesellschaftliche Probleme erst ins Unglückliche hinein verstärkt.
Geradezu unheimlich ist die Fähigkeit des Regisseurs uns den Blick der beteiligten Kinder einnehmen zu lassen, die ständig gezwungen werden, sich für eine Seite zu entscheiden, die ihre Eltern Dinge tun sehen, die das Vertrauen zerrütten und doch zu ihnen halten. Sie müssen zwischen zwei Wegen, zwei Möglichkeiten wählen. Wer will, kann darin eine gesellschaftliche Metapher sehen.

Mehr: " JODAEIYE NADER AZ SIMIN (Nader and Simin, A Separation) von Asghar Farhadi " »

CORIOLANUS von Ralph Fiennes

corlilenous.jpg

Eine wütende Menschenmenge fordert in einer sauber einstudierten Choreographie „Brot!“ von den bewaffneten Militärs, die eine Brotfabrik bewachen. Ein Trupp Soldaten mit schwerem Geschütz und Tarnuniformen stürmt eine Neubausiedlung und spricht dabei in Jamben. Shakespeare meets Balkankrieg – Ralph Fiennes Regiedebut CORIOLANUS transportiert das Elisabethanische Drama in die Jetztzeit und liegt damit goldrichtig. Wuchtig, gewalttätig und blutig ist dieser Film – und dabei subtil und psychologisch fein ausgearbeitet; nicht zuletzt dank der wunderbaren Sprache von William Shakespeare.

Mehr: " CORIOLANUS von Ralph Fiennes " »

SING YOUR SONG von Susanne Rostock

sing_your_song.jpg

Mit dem Namen Harry Belafonte verband ich vor diesem Film vor allem die angestaubte Plattensammlung meiner Eltern und natürlich den unvermeidlichen Banana Boat Song. Dabei ist die Rolle des stets gut gelaunten Entertainers und hüftschwingenden Frauenschwarms nur eine Facette im Leben des Harry Belafonte. Ob als politischer Aktivist in der US-Bürgerrechtsbewegung an der Seite von Martin Luther King, im Kampf gegen die Apartheit in Südafrika, als Initiator des Projekts "We are the world" oder als Unicef-Botschafter, stets hat Belafonte seine enorme Popularität im Showgeschäft auch ganz gezielt für seine politische Arbeit genutzt. Von dieser engen Verquickung zwischen Kunst und Politik handelt der Dokumentarfilm "Sing your Song" von Susanne Rostock, der gestern in Anwesenheit des 83jährigen Belafontes mit frenetischem Beifall vom Publikum gefeiert wurde.

Mehr: " SING YOUR SONG von Susanne Rostock " »

PINA von Wim Wenders

Pina.jpg

Es stimmt, Wim Wenders PINA ist ein 3-D Film, aber er ist vor allem und in erster Linie ein Tanzfilm, ein Film, in der jeder Moment das Leben und die Energie der Ausnahmekünstlerin in sich trägt, die diesem Film den Namen gibt. In PINA verbindet sich die Technik so gelungen mit der Kunst, dass man sich nicht fragt "Warum 3-D?", sondern bedauert, dass die Filmproduktion erst jetzt den Reifegrad hat, um einen solchen Tanzfilm zu machen.

Mehr: " PINA von Wim Wenders " »

LES CONTES E LA NUIT von Michel Ocelot

cont_de_la_nuit.jpg

In den letzten Jahren ist die Qualität und Komplexität von Animationsfilmen so gestiegen, dass man durchaus mit einiger Erwartung in den einzigen Trickfilm im Wettbewerb gehen darf. Leider bleibt nach LES CONTES DE LA NUIT von Michel Ocelot eigentlich nur eines zu sagen: ganz hübsch. Und den 3-D-Effekt hätte man sich eigentlich auch sparen können....

Mehr: " LES CONTES E LA NUIT von Michel Ocelot " »

STICK CLIMBING von Daniel Zimmermann und UNTYING THE KNOTvon Jafar Panahi

20116368_1_Popup1.jpeg

Zwei Kurzfilme: Eine begehbare Skulptur und eine 8 Minuten Anleitung zur Revolution

Zum einen ist das der Film Stick Climbing von Daniel Zimmermann, der mit einem Marsch durch ein Dorf unterhalb einer beeindruckenden Felswand beginnt. Das Bild schwebt mit Steadycam in einer Bewegung durch die Straße des Orts: Am Wegesrand oder entgegenkommend unter anderem: Ein Mann mit Esel, Musik vor einem Gasthaus, ein LKW drängt sich die enge Straße hoch, eine Tanzgruppe, eine Familie auf dem Fahrrad, Tennisspieler, Leute hier und da, alle in Bewegung. Für ein Dorf scheint viel los zu sein. Am Ende des Dorfs geht es dann links in den Wald und wir treffen auf am Fuss der Wand auf eine Holzlattenkonstruktion, die an der tatsächlich senkrechten Wand (Schwierigkeitsgrad 19+) angebracht nach oben führt.

Mehr: " STICK CLIMBING von Daniel Zimmermann und UNTYING THE KNOTvon Jafar Panahi " »

YELLING TO THE SKY von Victoria Mahoney

yelling_to_the_sky.jpg

Es hätte eine schöne Milieustudie werden können. Oder ein eindrückliches Porträt eines jungen Mädchens, das in einer widrigen Umwelt zu sich selbst finden muss. Letztlich ist Victoria Mahoneys YELLING TO THE SKY aber ein oberflächlicher Film geworden, der sich nicht recht entscheiden kann, was er sein will, und seine Protagonisten als leere Hüllen vor sich hin werkeln lässt. Das hat weder Saft noch Kraft, und ganz bestimmt keine Haltung.

Mehr: " YELLING TO THE SKY von Victoria Mahoney " »

ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND von Yasemin und Nesrin Samdereli

almanya.jpg

Was bist du?

Schon vor 7 Jahren sollte er gemacht werden, dann sprang ein Sender ab. Im Nachhinein ein Glück für den Film glaube ich. Denn es gibt die richtige Zeit für den richtigen Film. Nach nunmehr irrwitzig gewordenen Debatten über Migration und Integration im vergangenen Jahr, trifft der Film Almanya von dem Geschwisterpaar Yasemin und Nesrin Samdereli genau auf den Punkt. Das hier ist seine Zeit. Ein sehr schöner, berührender Film. Würde er nicht außer Konkurrenz laufen, wäre er ein heißer Bärenkandidat.

Ein bisschen wie bei Good bye Lenin, der auch so viele Jahre warten musste und dann lange nach der Wende in seiner Mischung aus Witz, Humor, Melancholie genau den Ton zur richtigen Zeit traf. Auch in Good bye Lenin ging es ja um die Abwehr bzw. Umarmung einer neuen Kultur und den Verwerfungen in der Familie, die Veränderungsbereitschaft auf der einen und das Verharren auf der anderen Seite.

Mehr: " ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND von Yasemin und Nesrin Samdereli " »

SCENES FROM THE SUBURBS von Spike Jonze

20116980_1_Popup1.jpeg

Das Herz schlug schneller, als ich die Pressemittleilung las: Arcade Fire kommen nächste Woche nach Berlin, um den von ihnen produzierten Kurzfilm von Spike Jonze vorzustellen. Es ist wohl neben The Wall von Pink Floyd einer der wenigen Filme, die auf Grundlage eines Albums zustande kamen. Er heißt Scenes from The Suburbs und erzählt sehr fragmentarisch, in angedeuteter Handlung die Geschichte einer Gruppe Freunde in einer Art-Township-Suburbia in den USA. Dort geht offenbar ein seltsamer Krieg vor sich, Amerika ist ein Polizeistaat geworden: Armee auf den Straßen, Kontrollen, Hausdurchsuchungen und Erschiessungen Tag und Nacht in den idyllisch sauberen Vorortstraßen.
Die Teenager ahnen, das etwas vor sich geht, interessieren sich aber nicht so richtig, beobachten meist aus der Ferne. Sie tun vor allem, was Jugendliche eben so tun. Bis einer ihrer Freunde mit hineingezogen und Opfer der paranoiden Stimmung wird.

Mehr: " SCENES FROM THE SUBURBS von Spike Jonze " »

EL PREMIO von Paula Márkovitch

el_premio_filmstill.jpg

Ein kleines Mädchen stapft auf Rollschuhen einen unwirtlichen Strand entlang. Der Wind zerrt an ihren Haaren und Kleidern, und der nasse Sand macht das Rollen der Räder unmöglich. Die Widrigkeiten der Elemente sind nicht die einzigen Hindernisse, mit denen Cecilia zu kämpfen hat. Paula Márkovitchs Spielfilmdebut EL PREMIO zeigt ein Kinderschicksal in Argentinien in den Zeiten der Militärdiktatur.

Mehr: " EL PREMIO von Paula Márkovitch " »

MARGIN CALL von JC Chandor

margin_call.jpg

Und noch ein Film, der uns in der Sprache des Thrillers die große Finanzmarktkrise des 21. Jahrhunderts nahe bringt. JC Chandor hat für sein Spielfilmdebüt MARGIN CALL Stars wie Kevin Spacey und Jeremy Irons an Land gezogen, die ihre Sache sehr ordentlich machen, und zieht auch optisch alle Register: Mit Panoramaschwenks über Manhattan wird nicht gegeizt. Das dramatische Geschehen in einer Investmentbank an der Wall Street wird binnen einer Nacht und eines Vormittages ein Erdbeben auslösen – und Chandor tut uns den Gefallen, die komplexe Materie von den Spezialisten wiederholt so erklären zu lassen, dass auch ein Kind sie verstehen könnte (anscheinend weil sonst der Oberboss auch nur Bahnhof verstünde – oh süße Lügenwelt Hollywood…).

Mehr: " MARGIN CALL von JC Chandor " »

TRUE GRIT von Joel und Ethan Coen

true_grit_berlinale.jpg

Coming of Age mal anders

Ein Western, der eigentlich kein Western ist. Eine toughe Heldin, die gerade mal vierzehn Jahre zählt, und ein alternder Marshall, der in seiner Bräsigkeit und Schlampigkeit stark an den Dude aus THE BIG LEBOWSKY erinnert – und, siehe da, er wird gespielt von Jeff Bridges. Joel und Ethan Coen haben der Berlinale mit TRUE GRIT einen fulminanten Eröffnungsfilm geschenkt. Ziemlich gerade heraus und doch deutlich mit dem immer ein wenig verdreht um die Ecke kommenden Humor der Coen-Brüder versehen.

Mehr: " TRUE GRIT von Joel und Ethan Coen " »

Berlinale 2011: Viele Debüts im Wettbewerb

filmstill_yelling_to_the_sky.jpg
Zoë Kravitz in Yelling to the sky von Victoria Mahoney

Auffällig viele Erstlingswerke haben es in diesem Jahr in den Wettbewerb geschafft. Wie das Beispiel "Margin Call" von JC Chandor zeigt, geht dies nicht zwingend einher mit dem Verzicht auf Starbesetzung. Mit Jeremy Irons, Kevin Spacey, Demi Moore und Paul Bettany bietet Chandor mit seinem Thriller über die Mitarbeiter einer Investmentbank in der beginnenden Finanzkrise jede Menge Schauspielprominenz.

Mehr: " Berlinale 2011: Viele Debüts im Wettbewerb " »

Berlinale-Jury ist vollzählig!

Prominente Truppe unter dem Vorsitz Isabella Rossellinis

Unter dem Vorsitz der Schauspielerin, Produzentin und Regisseurin Isabella Rossellini wird die Internationale Jury auf der 61. Berlinale über den Goldenen Bären und die Silbernen Bären entscheiden, sowie über den Alfred-Bauer-Preis.

Mehr: " Berlinale-Jury ist vollzählig! " »

Berlinale 2011: Wettbewerbsprogramm steht

margin_call.jpg
Kevin Spacey im Wettbewerbsbeitrag Margin Call

Auch das Wettbewerbsprogramm der diesjährigen Berlinale ist nun komplett. Die Starquote bei den Regisseuren ist zwar nicht sonderlich hoch, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil für das Niveau der Filme sein. Auffällig sind die vielen Debüts, aber auch die Abwanderung von einigen Regisseuren aus den Nebensektionen in den Wettbewerb.

Mehr: " Berlinale 2011: Wettbewerbsprogramm steht " »

Irans Nomenklatura straft wie jede Diktatur...

Das diesjährige Jury Mitglied Jafar Panahi, der schon im letzten Jahr an der Reise nach Berlin gehindert und später verhaftet wurde (festivalblog berichtete) ist heute wegen "Propaganda gegen das System" zu 6 Jahren Haft und 20 (!) Jahren Berufsverbot verurteilt worden.

Nach den Hoffnungen im letzten Jahr, dass die Wahlen und folgenden Proteste die Diktatoren haben vorsichtiger werden lassen, ist dieser Schritt ein Zeichen, dass Ahmadinedschad die Daumenschrauben weiter anzieht.

Einen der renomiertesten Regisseure und seinen Regiekollegen Mohammed Rasuf mit zu verhaften, verurteilen und faktisch mundtot zu machen ist eine Katastrophe für alle, die noch Illusionen über die Richtung des Landes haben. Verurteilt wurde der Mann nicht, weil er als politischer Aktivist auffällig geworden wäre (und selbst wenn, ist das in einem freien Land auch keine Rechtfertigung), sondern allein aufgrund seiner künstlerischen Arbeit.

Panahi ist aber leider nur der prominenteste von vielen Oppositionellen Künstlern, Studenten und ganz regulärer Arbeit nachgehenden Iranern, die in den vergangenen Monaten in Gefängnissen verschwunden sind gefoltert wurden und mit absurden Prozessen überzogen werden.

Iran ist eigentlich ein reiches Land, mit breiter kultureller Schicht und liberalen Traditionen, gebildeten Eliten und für den Nahen Osten erstaunlichem Bildungssystem, ein Land mit dem Potential wie die Türkei eine Brücke zwischen islamischer und westlicher Welt zu schlagen. Die Filmwelt Irans ist die spannendste, beste und traditionsreichste der Region und Panahi einer ihrer Köpfe.

Aber: das Land wird regiert von Männern, die behaupten, im Namen einer Religion zu sprechen und handeln und wie so viele, die mit Gott im Rücken Politik machen, auch nur Macht, Einfluss und Geld im Blick haben. Dabei können diese heuchlerischen Politiker aber jeden aus dem Weg räumen, der wie Panhahi in seinen Filmen auf die Absurditäten des "Systems" hinweist. Ihr Referenzsystem "Religion" duldet keinen Widerspruch und hat im Sinn von Deus lo vult immer Recht. Es bleibt nur: Weiter Filme machen, weiter Schreiben, weiter Hinschauen.

Berlinale 2011: Erste Filme des Wettbewerbs

Nachdem Eröffnungsfilm hat die Berlinale weitere 8 Beiträge für das Wettbewerbsprogramm bekannt gegeben. Mit dabei sind u. a. ein 3D-Tanzfilm über die im letzten Jahr verstorbene Tänzerin und Choreographin Pina Bausch von Wim Wenders und das Regiedebüt des Schauspielers Ralph Fiennes, der sich an Shakespeares Tragödie Coriolanus versucht. Gespannt darf man auch sein auf The Future von Miranda July. Es ist der erste Film der US-Independent Regisseurin nach ihrem großen Erfolg Ich und Du und Alle, die wir kennen.

Der Dude mit Hut - Coen Brüder eröffnen die Berlinale

grit.jpg

Das ist ein Eröffnungsfilm! True Grit von von den Coen Brüdern, mit Jeff Bridges UND Matt Damon. Chapeau. Die Coens waren das letzte Mal mit Big Lebowski im Wettbewerb vertreten, den sie dann nicht gewannen, der Film aber zu einem Klassiker geworden und untrennbar mit Jeff Bridges verknüpft ist inzwischen.

Am 10. Februar steigen die Herren (dazu noch Josh Brolin und die Dame zum Trio Hailee Steinfeld) auf die Bühne des Berlinale Palasts. Einziger Wermutstropfen: der Film wird außerhalb der Konkurrenz laufen und nur ein Woche nach der Berlinale ohnehin im Kino starten. Man darf das ganze also als gelungene PR Nummer (für beide Seiten) sehen.

Tru Grit ist ist ein Western, genauer das Remake eines Western mit John Wayne.
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis die Coens in ihrer Reise durch die Filmgenres beim Western ankommen würden. Unter DER Verkörperung des raubeinigen Cowboys und Reaktionärs schlechthin durch John Wayne wollten sie es nicht machen.

Komödie, Screwball, Krimi, Drama in Schwarz/Weiß oder Farbe, schnell und langsam, mit Stars und ohne - alles schon gemacht. Nun also Western. Für schräge Typen und eigenartige Momente war bisher in jedem Film gesorgt, hier könnte sich das großartig mit der Coen-typischen Unerbittlichkeit paaren, wie sie Leute scheitern oder gleich sterben lassen.

Die Story: Die 14-jährigen Mattie (Hailee Steinfeld) will den Mörder ihres Vaters finden. Da ihr die Behörden dabei nicht helfen wollen, heuert sie Marshall „Rooster“ Cogburn (Jeff Bridges) an, der zusammen mit ihr und dem Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon! das wird interesant) die Spur des flüchtigen Mörders (Josh Brolin) aufnimmt.

Iraner Panahi wird Jurymitglied 2011

the%20circle.jpg

Jafar Panahi, letztes Jahr durch seine Verhaftung an der Teilnahme an der Berlinale gehindert, soll 2011 Jurymitglied werden. Sein Verhaftung im Zuge der Proteste im Iran hatten weltweit Aufsehen erregt und einen weiteren Beleg für die diktatorischen Unrechts Methoden der Regierung Ahmadinedschad geliefert.

Panahi ist ein großartiger Filmemacher, der nicht so sehr durch den traditionell gefplegten filmischen Symbolismus auffiel (der sicher auch mit der Zensur zu tun hat), sondern dessen Filme immer sehr direkt politisch sind, gesellschaftliche Themen geradezu tollkühn offen thematisieren.
Mit dem Film Offside hatte er 2006 den Silbernen Bären gewonnen, einige Jahre zuvor mit The Circle sogar den goldenen Löwen in Venedig.

Wir können uns also auf einen engagierten Filmemacher in der Jury freuen und dabei ganz fest hoffen, dass die Idioten, die im Iran das Sagen haben, ihn diesmal reisen lassen.

Impressum