Irans Nomenklatura straft wie jede Diktatur...

Das diesjährige Jury Mitglied Jafar Panahi, der schon im letzten Jahr an der Reise nach Berlin gehindert und später verhaftet wurde (festivalblog berichtete) ist heute wegen "Propaganda gegen das System" zu 6 Jahren Haft und 20 (!) Jahren Berufsverbot verurteilt worden.

Nach den Hoffnungen im letzten Jahr, dass die Wahlen und folgenden Proteste die Diktatoren haben vorsichtiger werden lassen, ist dieser Schritt ein Zeichen, dass Ahmadinedschad die Daumenschrauben weiter anzieht.

Einen der renomiertesten Regisseure und seinen Regiekollegen Mohammed Rasuf mit zu verhaften, verurteilen und faktisch mundtot zu machen ist eine Katastrophe für alle, die noch Illusionen über die Richtung des Landes haben. Verurteilt wurde der Mann nicht, weil er als politischer Aktivist auffällig geworden wäre (und selbst wenn, ist das in einem freien Land auch keine Rechtfertigung), sondern allein aufgrund seiner künstlerischen Arbeit.

Panahi ist aber leider nur der prominenteste von vielen Oppositionellen Künstlern, Studenten und ganz regulärer Arbeit nachgehenden Iranern, die in den vergangenen Monaten in Gefängnissen verschwunden sind gefoltert wurden und mit absurden Prozessen überzogen werden.

Iran ist eigentlich ein reiches Land, mit breiter kultureller Schicht und liberalen Traditionen, gebildeten Eliten und für den Nahen Osten erstaunlichem Bildungssystem, ein Land mit dem Potential wie die Türkei eine Brücke zwischen islamischer und westlicher Welt zu schlagen. Die Filmwelt Irans ist die spannendste, beste und traditionsreichste der Region und Panahi einer ihrer Köpfe.

Aber: das Land wird regiert von Männern, die behaupten, im Namen einer Religion zu sprechen und handeln und wie so viele, die mit Gott im Rücken Politik machen, auch nur Macht, Einfluss und Geld im Blick haben. Dabei können diese heuchlerischen Politiker aber jeden aus dem Weg räumen, der wie Panhahi in seinen Filmen auf die Absurditäten des "Systems" hinweist. Ihr Referenzsystem "Religion" duldet keinen Widerspruch und hat im Sinn von Deus lo vult immer Recht. Es bleibt nur: Weiter Filme machen, weiter Schreiben, weiter Hinschauen.

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